Efeu - Die Kulturrundschau
Cool on the Kuhberg
Die besten Kritiken vom Tage. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
Kunst
Weiteres: Anne Katrin Fessler betrachtet für den Standard schon mal in Tiflis die Bilder des georgischen Nationalkünstlers Niko Pirosmani, dem die Wiener Albertina ab 26. Oktober eine Ausstellung widmet. Besprochen wird eine Schau zur Gotik im Paderborner Diözesanmuseum (SZ).
Design
1968 musste die 1953 von Max Bill gegründete Hochschule für Gestaltung in Ulm schließen: Zu Grabe getragen wurde ein Projekt, das - als legitimes Erbe des Bauhaus - emanzipatorische Vision und die Synthese von Kunst und Handwerk vereinte, wie Bettina Maria Brosowsky in der NZZ erinnert. "Es ging um nicht weniger als allgemeingültige Wahrheiten und darum, die Geschichte der Moderne zu einem für die Menschheit erfolgreichen Ende zu führen. 'Cool on the Kuhberg' betitelte 1959 der britische Designtheoretiker Reyner Banham einen Bericht nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Ulm, er bemerkte aber auch die Humorlosigkeit der dort Tätigen, die mit seiner trivialen Pop-Art so wenig anzufangen wussten."
Musik
Weitere Artikel: Dan Brooks legt für Pitchfork das 1980 veröffentlichte Talking-Heads-Album "Remain in Light" wieder auf. Das Verlagsblog Hundertvierzehn des S. Fischer Verlags bringt eine Playlist mit (dem Buch "Musik" entnommenen) Jazztipps von Roger Willemsen. Im Tagesspiegel deutet Gerrit Bartels den Ausschluss von Feine Sahne Fischfilet von den Bauhaus-Feierlichkeiten noch einmal als Beleg für einen Rechtsruck im Land.
Besprochen werden das neue Album von Kurt Vile (Jungle World) und dessen Berliner Auftritt (taz, Tagesspiegel), eine neue Bach-Aufnahme von Kim Kashkashian (Pitchfork), Jacek Slaskis Interviewband "Gespräche mit Genialen Dilletanten" (taz), die David-Bowie-Box "Loving the Alien" (Pitchfork), das neue Album von Barbara Morgenstern (Spex), das neue Album der Kunst-Punkband Fucked Up (Jungle World), PeterLichts neues Album "Wenn wir alle anders sind" (zum Bedauern von tazler Jens Uthoff "keine Offenbarung"), das Wiener Konzert des Israel Philharmonic Orchestras unter Zubin Mehta (Standard) und ein Konzert des HR-Sinfonieorchesters unter Andrés Orozco-Estrada (FR).
Film
Literatur
Weitere Artikel: Hinter dem Pseudonym "Arthur Isarin", unter dem Anfang des Jahres der Roman "Blasse Helden" veröffentlicht wurde, steckt Norris Benedikt von Schirach. Warum sich der Bruder aus der berühmt-berüchtigten Schirach-Familie - sein älterer Bruder ist Ferdinand von Schirach, sein Großvater war der HJ-Führer Baldur von Schirach - jetzt zu erkennen gibt, erklärt er Julia Encke in der FAS. Im Freitag erinnert Doris Brandt an die Hamburger Szenekneipe Palette, über die Hubert Fichte einst seinen gleichnamigen Roman geschrieben hat. Sabine Rohlf plaudert für die Berliner Zeitung mit der Bestseller-Autorin Maja Lunde. Für die FAZ sprechen Paul Ingendaay und Andreas Kilb mit Michael Ondaatje über dessen Roman "Kriegslicht".Und Schriftstellerin Nora Gomringer gibt ihrem jüngeren Ich in der FAZ Lesetipps.
Besprochen werden Frank Schulz' "Anmut und Feigheit" (taz), Wu Mings "Manituana" (Freitag), Hans Magnus Enzensbergers "Eine Handvoll Anekdoten" (online nachgereicht von der FAZ), Marjana Gaponenkos "Der Dorfgescheite" (Tagesspiegel), Friedrich Anis "Der Narr und seine Maschine" (FR), neue Bücher von Leila Slimani (Jungle World) und Kinder- und Jugendbücher, darunter Kristina Aamands "Wahre Worte meine Waffen wären" (FAZ).
In der online nachgereichten Frankfurter Anthologie schreibt Anna Maja Misiak über Debora Vogels "Liebesgedicht":
"Du bist leise und langsam
wie ein sehr langes Floß
..."
Bühne
Architektur
Dass ausgerechnet David Chipperfields Büro aus dem hochhausfeindlichen Berlin so ein Wurf gelingt! Ulf Meyer traut in der FAZ seinen Augen kaum angesichst der neuen Zentrale des koreanischen Kosmetikkonzerns "Amore Pacific" in Seoul. Lyrisch und diszipliniert sei der von Christoph Felger verantwortete Bau: "Nachts wandelt sich die Firmenzentrale des größten koreanischen Kosmetikunternehmens in eine zart schimmernde Laterne. Erst die Fassade schafft die visuelle Kohärenz des Hof-Hochhauses. Die Dachgärten bieten Erholungsräume für die Mitarbeiter, geben dem Gebäude Maßstäblichkeit und bieten weite Ausblicke über die Stadt und ihre ungewöhnlich bergige Topographie. Um aus den Himmels-Loggien einen Stadtraum zu machen wie das Foyer in Schinkels Altem Museum etwa fehlt dem koreanischen Hochhaus jedoch etwas ganz Entscheidendes: der öffentliche Zugang. der zweiundzwanzigstöckige Kubus spielt stattdessen auf die Hofhaus-Typologie traditioneller koreanischer Hanok-Häuser an."