31.01.2023 In der FAZ feiert Jochen Schimmang die unteutonische Eleganz, mit der Gabriele Weingartner ihren Helden Leon Saint Clair in einem Luxushotel in Chur auf Wolfgang Hildesheimer treffen lässt. Für ein Meisterwerk hält die taz auch Joshua Cohens Campusroman "Die Netanjahus", der mit viel Witz von der jüdischen Diaspora in den USA erzählt. Die NZZ staunt, wie spielend Randall Kenan in "Einfall der Geister" Leichtigkeit und Düsternis verbindet. Fasziniert und verstört liest der Dlf Anna Kavans Geschichten aus der Psychiatrie. Und die FR kann nicht genug bekommen von Ian Rankins alterndem Ermittler John Rebus.
30.01.2023 Als Sensationsfund preist der Dlf Marcel Prousts "Fünfundsiebzig Blätter" mit Skizzen und Überlegungen zur "Recherche" und legt sie allen Proust-Ultras wärmstens ans Herz. Hingerissen ist er auch von Brian Lies' Kinderbuch "So groß wie der Himmel", das die liebenswerte Geschichte von Eddie, dem Fuchs erzählt. Die NZZ freut sich, wenn Lena Andersson in ihrem Roman "Der gewöhnlichste Mensch" das schwedische Volksheim wie ein Kartenhaus einstürzen lässt. Die FAZ lernt von Bruno Schönfelders "Fluch des Imperiums", warum Russland gar nicht funktionieren kann.
28.01.2023 Der Dlf empfiehlt Marc Sinans musisch-poetischen Roman "Gleißendes Licht" über den Völkermord an den Armeniern. SZ und Dlf Kultur lassen sich gern von Annette Pehnts "Schmutziger Frau" den Boden der Realität unter den Füßen wegziehen. Die NZZ liest verstört Hans-Hermann Klares urgewaltige Biografie über den Juristen und Holocaustüberlebenden Philipp Auerbach. Die FAZ lernt in einem Text-und-Kritik-Band den "Literarischer Journalismus" schätzen.
27.01.2023 In der FAZ wünscht sich Christoph Möllers, so erschöpft wie angeregt, eine resümierende Kurzfassung von Gertrude Lübbe-Wolffs Globalgeschichte über die Arbeitsweise von Verfassungsgerichten. Die SZ verbringt mit einer Bande Teenagern den "Winter auf Solupp". Die FR empfiehlt wärmstens Filip Ganczaks Biografie über Jan Sehn, den polnischen Fritz Bauer. Dlf Kultur versteht mit Adom Getachews "Die Welt nach den Imperien", warum eine neue Weltwirtschaftsordnung für die frühen Theoretiker der Dekolonisierung so wichtig war. Die FAZ hätte sich von Getachew wiederum eine ehrlichere Analyse des Scheiterns postkolonialer Entwürfe gewünscht.
26.01.2023 "Ich bin zu zart für diese Welt", ist der zweite Teil von Manfred Krugs Tagebuch betitelt, Dlf Kultur ist gerührt. Und amüsiert sich königlich mit Joshua Cohens Campusroman "Die Netanjahus". Die taz versinkt fasziniert in Andrea Giovenes Romanreihe um den jungen Adligen Giuliano di Sansevero. Die Welt taucht mit Oliver Hilmes in die "Schattenzeit" des Jahres 1943. Die FR ist starr vor Bewunderung für Maxim Znaks "Zekamerone", den er in belarusischen Gefängniszellen erschuf.
25.01.2023 FAZ und SZ lesen tief beeindruckt Dževad Karahasans Roman "Einübung ins Schweben", der von der Belagerung Sarajevos 1992 erzählt, von den Menschen, die sie aushalten mussten, und einem walisischen Intellektuellen, der dort versagte. Der Dlf schwelgt auf 450 Seiten in den Notizen und Aphorismen Wilhelm Genazinos. Dlf Kultur lernt mit "Miss Money" schlaues Konsumieren. Die FR nervt die Besserwisserei zweier Studierter mit unterschiedlichen Lebenswürfen in dem Roman "Zwischen Welten" des Autorenduos Simon Urban und Juli Zeh. Dlf Kultur hat das ganze dagegen als Satire amüsiert.
24.01.2023 Nur bewundern kann die taz, wie unerschütterlich der belarussische Anwalt Maxim Znak mit seinen Erzählungen "Zekamerone" auch Mut, Humor und Esprit aus dem Gefängnis schmuggelt. Klasse findet sie auch Bastien Vives' Neuerfindung des lässigen Seefahrers Corto Maltese. Die NZZ jubelt über Marlene Streeruwitz' Antiroman "Tage im Mai", der trefffsicher vom Kampf zwischen Boomern und Doomern berichte. Als begnadeten Erzähler feiert die FAZ den koreanischen Autor Cheon Myeong-kwan und seinen Roman "Der Wal". Und die SZ steht ratlos vor der Neuübersetzung von Ernest Hemingways "Wem die Stunde schlägt", aus der Flüche und Schimpfwörter getilgt wurden.
23.01.2023 Die FAZ stellt neue Kinderbücher vor, ganz und gar hingerissen ist sie von Reto Crameris "Alula", in dem sich zwei Kinder auf Abenteuer durch Garten und Urwald begeben. Als witzig, cool und überraschend feiert die FR Michael Köhlmeiers Roman "Frankie". Der tau gefällt der anarchistische Impuls in Hendrik Otrembas Roman "Benito". der DlfKultur erkennt mit Karl-Heinz Göttert in Massenbewegungen eine Evolution des gemeinsamen Gehens. Zum bevorstehenden Holocaust-Gedenktag spricht die SZ Erinnerungen von Überlebenden.
21.01.2023 Mit Simon Urban an ihrer Seite wächst Juli Zeh über sich hinaus, meint die SZ. FR und taz lernen Wilhelm Genazino in dessen Werktagebücher als Meister der Aphorismen kennen. Die SZ hält Ottessa Moshfegh nach der Lektüre von „Lapvona“ für die „Klassenbeste der US-amerikanischen Gegenwartskultur“, die FAS empfindet nur Ekel angesichts dieser Gewaltorgie. Die taz blickt mit Sebastian Pittelkow und Katja Riedel indes abgestoßen auf die Machenschaften der AfD. Die FAZ liest angeregt Matthias Bormuths Biografie über Martin Warnke. Und Dlf Kultur stellt mit Kolja Reichert 50 Fragen an die Kunst.
20.01.2023 Die FR bewundert, wie Donald Antrim dem Denken und Empfinden des Suizidalen nachspürt. Die FAZ staunt, wie Vladimir Jankelevitch Henri Bergsons Denken von innen heraus rekonstruiert. Dlf Kultur folgt Ferdinand von Richthofen mit Marcus Hernig durch dreizehn chinesische Provinzen. Dank Annie Ernaux erhält er Einblick in männliches Geheimwissen.
19.01.2023 Der Dlf feiert Norwegens Balzac: Die Schriftstellerin Amalie Skram und ihre Tetralogie "Die Leute vom Hellemyr". Die FAZ empfiehlt einen Klassiker der slowenischen Literatur: Drago Jancars Roman "Nordlicht", der vom Vorabend des Zweiten Weltkriegs in Maribor erzählt. Schon vorbei?, fragt die hingerissene FR enttäuscht nach der Lektüre von Peter Stamms "In einer dunkelblauen Stunde". Die Welt sucht mit Christoph Menke nach einer neuen Freiheit.
18.01.2023 Virtuos findet die SZ, wie Peter Stamm mit schelmischer Offenheit das Genre der Autofiktion zerpflückt. Von Andreas Ammer erfährt sie von der lebenslangen Einsamkeit der Auster. Die FAZ lauscht gebannt, wenn ihr Hendrik Otremba die Geschichte eines Amoklaufs erzählt. Die NZZ staunt über die Aktualität von Carlo Masalas wiederaufgelegten Analysen zu Staatszerfall, Migration, Terrorismus und Pandemien. Und DlfKultur lernt dank Lone Frank die Formel der Liebe kennen.
17.01.2023 Augenöffnend findet die FAZ Philip Bloms Geschichte der menschlichen Herrschaft über die Natur. FR und SZ verschlingen Raphaela Edelbauers Roman "Die Inkommensurablen", der von drei Jugendlichen in Wien bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs erzählt. Die SZ stellt auch die ukrainische Autorin Sofia Andruchowytsch vor und lernt mit Marion Fourcades "Zählen, benennen, ordnen" die Kunst der systematischer Bewertung. Der DlfKultur bewundert die nüchternen, wahrnehmungsgenauen Notizen der Dichterin Marina Zwetajewa "Ich sehe alles auf meine Art".
16.01.2023 Auch in der Hörbuchfassung rühmt die FAZ Gabriele Tergits Roman "Effingers" als fahrlässig unterschätztes Jahrhundertpanorama. Außerdem freut sie sich über Meike Rötzers Mut, Kleists "Penthesilea"-Drama in ein mächtiges Hörstück zu verwandeln. Die FR feiert Jean Staffords soghafte Erzählungen "Das Leben ist kein Abgrund". Der DlfKultur entdeckt auch in Sofi Oksanens frühem Roman "Baby Jane" das Talent der Autorin zur Schonungslosigkeit. Und die SZ lernt von Barbara F. Walter, warum immer mehr Staaten an den Rand des Bürgerkrieges geraten.
14.01.2023 Achtziger Jahre, Drogenpartys, Serienmorde: Es geht eigentlich zu wie immer in Bret Easton Ellis' neuem Roman "The Shards". Die Kritiker sind teils begeistert, teils nicht so. In der FAZ staunt der Theologe Jörg Frey über Roberto Calassos "Buch aller Bücher", in denen der Autor, höchst gelehrt, die Leben Sauls und Davids in "ungeschönt realistisch Miniaturen" verwandelt. Die FR empfiehlt einen Band der Zeitschrift Osteuropa über die Ukraine. Die SZ verliebt sich in einen kleinen Roman von Sofi Oksanen, und der Deutschlandfunk bespricht drei Bücher über das Jahr 1923.
13.01.2023 Yuval Noah Harari kann die Geschichte des Homo sapiens auch Kindern nahebringen, freut sich die SZ. Von Dolly Parton und James Patterson lässt sie sich gern blenden und mit Ales Steger vertreibt sie die Kälte. Dlf Kultur liest Martin Mulsows Geschichte des Ideentransfers während der Frühaufklärung wie einen Krimi, prallvoll mit Wissen. Der Dlf staunt, wie Frank Witzel anhand eines Details in einer Derrick-Folge zum Fortleben des deutschen Nationalsozialismus vordringt. Die FAZ empfiehlt Christoph Menkes so scharfsinnige wie verrückte "Theorie der Befreiung".
12.01.2023 Der schockierte Dlf spürt den ganzen Terror des somalischen Bürgerkriegs in Warsan Shires Gedichtband "Haus Feuer Körper". Dlf Kultur überprüft mit Jörg Scheller seine Privilegien. Und sucht mit Sally McGrane und einer Katze "Die Hand von Odessa". Die Zeit bewundert die Kunst von Bret Easton Ellis, auf dem hauchdünnen Grat zwischen billig und genial zu balancieren.
11.01.2023 Die FAZ lauscht der Musikalität in den Gedichten des vorgestern verstorbenen Charles Simic. Außerdem empfiehlt sie wärmstens Kurt Steinmanns Übersetzung der "Medea" des Theaterrebellen Euripides. Die SZ wird high im Lyrikschlachthof Peter Rühmkorfs. Der taz stehen die Haare zu Berge vor den Fotos von John Willheim aus dem Bürgerkrieg in Laos. Dlf Kultur empfiehlt Jörn van Halls Erzählung "Du stirbst im Fliegen".
10.01.2023 FR, NZZ und SZ lesen beglückt, wie Arno Geiger das Fischen im Fremden in Literatur verwandelt. Die FAZ dringt tief vor in den radikal autobiografischen Kosmos des Schweizer Schriftstellers Christoph Geiser. Die taz durchlebt mit Luise F. Pusch eine lesbische Jugend in Ostwestfalen. Der Dlf seufzt über die unglücklichen Lieben des großen Cesare Pavese. Augenöffnend findet er zudem Musa Delis Beobachtungen zur Integrationsdebatte. Die SZ stürzt sich noch einmal mit Bret Easton Ellis in das Los Angeles der achtziger Jahre, auch wenn ein Serienmörder Angst unter den Slackern am Pool verbreitet.
09.01.2023 Die taz begibt sich mit Aroa Moreno Durán auf die Spuren von Spaniern, die vor Franco in die DDR flüchteten. Bewegt liest die FR Gusel Jachinas Roman "Wo vielleicht das Leben wartet". Der DlfKultur erkundet freudig und staunend mit John Lewis-Stempel "Das geheime Leben der Eulen". Die FAZ empfiehlt angeregt Melanie Kurz' und Thilo Schwers "Geschichte des Designs".
07.01.2023 Als Buch seines Lebens rühmt die FAZ Arno Geigers "Glückliches Geheimnis", demzufolge er Altpapier-Container nach privaten Schriftstücken durchforstete. Die FAS hält das Buch dagegen für Schmonzes. Die Welt feiert Ottessa Moshfeghs lustvoll-dekadenten Roman "Lapvona", der nicht dem Abscheulichen huldige, wie ihr vorgeworfen wurde, sondern einer Ästhetik der Dekadenz. Mit Freude liest sie auch Kerstin Holzers Monika-Mann-Biografie "Monascella". Der DlfKultur reist mit Ivana Sajko durch Kroatien und ihre Erinnerungen. Kaum aushalten kann die taz Eva Müllers Graphic Novel "Scheiblettenkind" und empfiehlt sie umso nachdrücklicher.
06.01.2023 Die FAZ ist überrascht vom Reichtum der Themen und Texte in den nun erschienenen Gesammelten Schriften der Schriftstellerin und Philosophin Margarete Susmann. Fasziniert liest sie auch, wie sich Roger Caillois in den dreißiger Jahren dem Mythos näherte. Die FR staunt, wie Linn Penelope Micklitz in "Abraum, Schilfern" die Gegenwart literarisch häutet. Der Dlf blickt mit Donald Antrim in die Abgründe der Psychiatrie. Und Dlf Kultur freut sich über den Optimismus, den Barbara F. Walter in ihrem Buch über die Instabilität von Demokratien trotz allem verbreitet.
05.01.2023 Dlf Kultur taucht mit Jose Ovejeros Roman "Aufstand" tief ein in das von Wohnungsnot und Jugendarbeitslosigkeit geprägte Madrid von heute. Die Zeit lernt aus Sarah Crossans Jugendroman "Toffee", wie man auch im falschen Leben glücklich sein kann. Die FR hört gern zu, wenn Annie Dillard einen Stein zum Sprechen bringt. Die FAZ stellt zwei hochkomplexe graphic novels von Jordan Crane und Nick Drnaso vor sowie einen multiperspektivischen Essay von Luka Holmegaard über nichtbinäre Kleidung.
04.01.2023 Die FAZ unternimmt mit Nadia Budde und Claudia Kühn einen liederlichen Streifzug durch die Welt der Paare. Dlf Kultur begleitet Raynor Winn mit ihrem Ehemann "Überland" auf dem härtesten Wanderweg Britanniens. Die taz lässt sich vom "Comicverführer" Timur Vermes umgarnen. Die SZ liest Proust mit Roland Barthes.
03.01.2023 Die FAZ erhält in Annett Meiritz' und Juliane Schäubles Buch über konservative Amerikanerinnen Einblicke in eine für sie unvorstellbare Welt. Mit Sara Rukaj rechnet sie gepfeffert mit der organisierten Weinerlichkeit von Genderfeministinnen ab. Die SZ folgt Nick Drnasos Rattenfänger durch die Pandemie. Die taz verdankt Helmut Philipps ein unverzichtbares Standardwerk über die Geschichte des Dub. Und der Dlf Kultur lauscht dem Wind in Tatsuo Horis Novelle über das Sterben.
02.01.2023 Der Dlf imaginiert mit Sandra Kegel die weibliche Geschichte der literarischen Moderne. Die SZ wappnet sich fürs kommende Jahr mit einem ganzen Stapel neuer Bücher über 1923. Gebannt verfolgt sie auch, wie sich die Schweiz zu Europa stellt. Der DlfKultur amüsiert sich mit Quim Monzós Kunstbetriebssatire „Benzin“. Die FAZ liest mit Vergnügen Sally McGranes Räuberpistole "Die Hand von Odessa", die sie in die noch friedliche Metropole am Schwarzen Meer verschlägt.