31.01.2015 Hingerissen folgt die NZZ den Liebensabenteuern des Prinzen Genji, mit denen die Hofdame Murasaki Shikibu um das Jahr 1000 den Klassiker der japanischen Literatur voller Schönheit und Trauer schrieb. Ebenfalls recht epochal findet sie Paulus Böhmers Hymnus "Zum Wasser will alles Wasser will weg". Die SZ folgt Teju Cole mit "Jeder Tag gehört dem Dieb" in ein Lagos der alltäglichen Katastrophen. Die FR arbeitet mit T.C. Boyles "Hart auf Hart" am amerikanischen Mythos von Freiheit und Abenteuer. Die Welt liest den Abschlussband von Heinrich August Winklers großer "Geschichte des Westens".
30.01.2015 In "Spuren, Elfen und andere Erscheinungen" berichtet
Bernd Stiegler der faszinierten
FR von
Arthur Conan Doyles Neigung zu Spiritismus und Fotografie.
Anton Tantner präsentiert der
FAZ Adresscomptoirs, Kundschaftsämter und Intelligenzbüros als "Die ersten Suchmaschinen". Gerührt lesen
FAZ und
SZ "Licht scheint auf mein Dach", den neuen Roman des morgen achtzigjährigen
Kenzaburo Oe (Leseprobe bei "
Vorgeblättert").
29.01.2015 Als schmales Buch über die großen Themen empfiehlt die FR den fesselnden Roman "Graben" von Cynan Jones. Mit "Die Zeit der Gegenwart" schließt Heinrich August Winkler seine vierbändige "Geschichte des Westens" fulminant ab, freut sich die SZ. Die Zeit ist tief beeindruckt von Ursula Ackrills Debütroman "Zeiden, im Januar" und Thomas Gnielkas Romanfragment "Als Kindersoldat in Auschwitz".
28.01.2015 Mit Beschreibungsfluten und dantesken Szenen entzückt Gerhard Roths Roman "Grundriss eines Rätsels" die NZZ. Ilko-Sascha Kowalczuk und Arno Polzin versetzen die taz mit ihrer Dokumentation des mauerüberschreitenden Telefonverkehrs und seiner Überwachung durch das MfS ins oppositionelle Ost-Milieu anno 1980. Und die SZ freut sich über Hubert Wolfs mit Reformvorschlägen garnierte Kirchenkritik "Krypta".
27.01.2015 Zum heute vor siebzig Jahren befreiten Konzentrationslager Auschwitz empfiehlt die FAZ Wladyslaw Bartoszewskis Erinnerungen "Mein Auschwitz". Außerdem lernt sie in Sebastian Gießmanns Kulturgeschichte "Die Verbundenheit der Dinge" alles über Netze und Netzwerke. Die NZZ nimmt Olivia Weibels Debüt "Anna und wir" ebenso positiv auf wie Stephan Thomes Eheroman "Gegenspiel". Zum Standardwerk erklärt die SZ Richard Overys Geschichte des Bombenkriegs in Europa.
26.01.2015 Von wegen Milljöh und Amüsemang! So realistisch wie faszinierend findet die SZ Heinrich Zilles Fotografien, die wie kleine Novellen vom "Alten Berlin" erzählen. Sehr herzlich lachen muss sie bei Howard Jacobsons Satire auf den Literaturbetrieb "Im Zoo".
24.01.2015 Die taz gruselt sich mit Viktor Martinowitschs Politthriller "Paranoia" über die weißrussische Stasi. Die Welt blättert traumverloren durch einen Fotoband mit leeren Fußballstadien und lernt Slavoj Zizek als triebgesteuerten Hegelianer kennen. Die FR vertieft sich in Texte des Komponisten Rolf Riehm. Die FAZ folgt der katalanischen Autorin Merce Rodoredas in einen sommerlichen "Garten über dem Meer".
23.01.2015 Mit großem Vergnügen liest die FR Nicolas Mahlers Comic "Lulu und das schwarze Quadrat", frei nach Frank Wedekind und Kasimir Malewitsch. Das ganze Ausmaß der Misere der Bildungspolitik verdeutlicht Konrad Paul Liessmann in seiner Streitschrift "Geisterstunde" der SZ. Sehr empfehlen kann sie auch Max Blaeulichs Roman "Unbarmherziges Glück" und die Architekturgeschichte "Große Bauwerke" von Stephen Biesty und Patrick Dillon.
22.01.2015 Lagerliteratur aus dem Mutterland der Demokratie liest die Zeit mit Mohamedou Ould Slahis "Guantánamo-Tagebuch". Marcus Heumann und Elke Kimmel lassen sie in ihrem Feature außerdem dem "Abgesang der Stasi" im O-Ton lauschen. Mit seiner Studie über "Kafkas Wien" liefert Hartmut Binder der FAZ ein Glanzstück genauer Beobachtung in bibliophiler Aufmachung. Und die SZ lässt sich von Kent Nagano die Unendlichkeit der Musik verdeutlichen.
21.01.2015 Mit ihrer Erzählung "Die Botschaft von Kambodscha" trifft Zadie Smith die NZZ mitten ins Herz. Dass die Islamisierung in weiter Ferne ist, erfährt die FAZ aus dem vorbildlich differenzierten "Handbuch Christentum und Islam in Deutschland". Die FR liest bedrückt Susanne Schädlichs dokumentarischen Roman "Herr Hübner und die sibirische Nachtigall". Und die SZ freut sich über Nicholson Bakers neuen Essayband "So geht's".
20.01.2015 Die Rechtlosigkeit der Häftlinge, die Mohamedou Ould Slahi in seinem Guantanamo-Tagebuch beschreibt, lässt Welt, FAZ und Frankfurter Rundschau fast sprachlos vor Entsetzen zurück. Nicht minder schockiert ist die SZ über die Bürokratie der Folter im CIA-Folterreport. Die NZZ erliegt dem magischen Realismus des Ungarn Jozsef Holdosi. Die FAZ stürzt sich in William Butler Yeats' "Vision".
19.01.2015 Die SZ freut sich, nach 150 Jahren endlich Jules Barbey d'Aurevillys Roman über den königstreuen Revolutionsgegner Chevalier des Touches lesen zu können. Auch Stephan Thomes Roman "Gegenspiel" gefällt ihr gut. Die FAZ unterhält sich prächtig mit Christina Erbertz' Jugendroman "Der Ursuppen-Prinz". Die taz liest mit zunehmender Ratlosigkeit Gisela Burckhardts Bilanz der Textilindustrie "Todschick".
17.01.2015 Als Freude für Auge, Hand und Verstand empfehlen taz und Welt die von Klaus Binder übersetzte und kommentierte Ausgabe des Lehrgedichts "Über die Natur der Dinge" von Lukrez. Die Welt ist beeindruckt, wie sich Phil Klay in seinen Kurzgeschichten dem Schreiben über den Krieg immer wieder neu nähert. Die FAZ freut sich sehr über Alastair Brotchies Biografie über Alfred Jarry. Und die SZ rät mit Nachdruck zu Steven Uhlys Roman "Königreich der Dämmerung".
16.01.2015 Der unverkennbare Bezug zu Weißrussland macht Viktor Martinowitschs Roman "Paranoia" über die Mechanismen eines totalitären Staates so mutig wie brisant, staunt die FAZ. Die taz schwärmt verzückt von Petteri Tikkanens Coming-of-Age-Comic "Blitzkrieg der Liebe". Und die SZ plädiert für eine weniger politische Lesart von Michel Houellebecqs "Unterwerfung".
15.01.2015 Die taz empfiehlt uneingeschränkt Thomas Gnielkas Romanfragment "Als Kindersoldat in Auschwitz". Überwiegend überzeugt ist die FAZ von Hermann Bausingers Darstellung der "Ergebnisgesellschaft". Thematisch anregend, aber stilistisch abtörnend findet die Zeit Ulrich Pfisterers Studie "Kunst-Geburten" über Lust und Liebe in der Kunst der Renaissance.
14.01.2015 Als temporeiche Collage voller Überraschungen empfiehlt die SZ Georges-Arthur Goldschmidts autobiografische Erzählung "Der Ausweg". Trotz wissenschaftlicher Nüchternheit mitreißend findet sie außerdem "Die Kinder des Prometheus" des Prähistorikers Hermann Parzinger. Die NZZ lässt sich von Gudmundur Andri Thorsson Island und seine Menschen näherbringen. Und die FAZ lernt Johann Wolfgang von Goethe in seinen Briefen an Charlotte von Stein als Staatsmann und Naturforscher, Diplomaten und Reisenden kennen.
13.01.2015 Das ganze Panorama des Lebens erlebt die FAZ mit Philipp Bloms Geschichte der Zwischenkriegszeit "Die zerrissenen Jahre". Außerdem preist sie Arne Rautenbergs Gedichte "seltene erden". Die NZZ kommt mit Ian McEwans Roman "Kindeswohl" auf ihre intellektuellen Kosten. Und die SZ empfiehlt begeistert Gerhard Roths Roman "Grundriss eines Rätsels".
12.01.2015 Die taz liest Dima Wannous Erzählungen "Dunkle Wolken über damaskus", die vom Leben in Syrien vor dem Bürgerkrieg erzählen. Von Georg Seeßlen und Markus Metz lernt sie, Kunst von Ökonomie und Marketing zu trennen. Die SZ liest Heiner Müllers Gedichte "Warten auf der Gegenschräge" und empfiehlt noch einmal dringend Jean-Patrick Manchettes "Porträt in Noir".
10.01.2015 Endlich einer, der dasTheater liebt und der seine Kraft zu besingern weiß, ruft die FAZ nach Lektüre von Rüdiger Schapers "Spektakel". Mit Interesse und Lob liest sie auch Ian McEwans neuen Roman "Kindeswohl". Die NZZ empfiehlt Wolfgang Herrndorf, James Salter und Thomas Wolfe. Die taz vergräbt sicj in bibliophile Neuerscheinungen. Und der Welt scheint der neue Houellebecq extraordinär, aberwitzig, gelungen.
09.01.2015 Als maßvoll, abgewogen und formvollendet preist die FR Ian McEwans Roman "Kindeswohl". Die NZZ freut sich über die Neuauflage des Science-Fiction-Romans "Nächte in Amnesien" zum achtzigsten Geburtstag von Jürgen Ploog. In ihrer Studie über das Nibelungenlied betreiben Dieter und Jürgen Breuer Hermeneutik mit den Mitteln von Verschwörungstheorien, meint die FAZ. Noch schlechter kommt Louis Begleys Krimi "Zeig dich, Mörder" weg.
08.01.2015 FAZ, Zeit und NZZ lesen Michel Houellebecqs Roman "Unterwerfung" als Gedankenexperiment. Die NZZ feiert mit Edmondo de Amicis die Schönheit Istanbuls. Deutlich weniger enthusiastisch bespricht die Zeit Ian McEwans Roman "Kindeswohl".
07.01.2015 Als faszinierende Wiederentdeckung feiert die FAZ Kenneth Mackenzies australischen Internatsroman "Was sie begehren" aus dem Jahr 1937. Sehr empfehlen kann sie auch "Zwei Bärinnen" von Meir Shalev. Michel Houellebecqs "Unterwerfung" ist keine billige Provokation, sondern ein Buch des Trostes, stellt die SZ fest. Und die FR vollzieht mit dem von Reuel Golden herausgegebenen Prachtband die Entwicklung der Rolling Stones nach.
06.01.2015 Die NZZ erlebt schaudernd in Cormac McCarthys Roman "Ein Kind Gottes" die menschliche Düsternis auf höchstem literarischem Nivaau. Auch Marcel Beyers Gedichtband "Graphit" beeindruckt sie sehr. Die FAZ begibt sich mit Freude in den "Familienzirkus" des Danilo Kis. Die Welt erinnert sich mit Rüdiger Esch an Düsseldorfs goldene Elektropopzeiten.
05.01.2015 In Andreas Steinhöfels Jugendroman "Anders" entdeckt die FAZ nicht weniger als Liebe und Tod, Fantasie und Komik. Die SZ verschlingt Pierre Lemaitres Weltkriegsroman "Wir sehen uns dort oben". Von Raoul Schrotts Übersetzung der "Theogonie" lernt sie alles über den orientalischen Ursprung von Hesiods Götterwelt.
03.01.2015 Die FR kommt auf ihre Kosten, wenn Joyce Carol Oates in ihrem postmodernen Schauerroman "Die Verfluchten" mit der Bigotterie in Princeton abrechnet. Die NZZ rühmt noch einmal Szilard Borbelys epochalen Roman "Die Mittellosen". Die taz reist mit Montesquieu durch Deutschland und huldigt Lili Grüns Gedichten der Neuen Sachlichkeit. Die Welt lässt sich von Richard Evans den Hang weißer Männer zur kontrafaktischen Geschichtsschreibung erklären.
02.01.2015 Zum Auftakt des Gedenkjahres 2015 nimmt die FR die einschlägigen Neuerscheinungen von Eberhard Straub, David King, Thierry Lentz und Adam Zamoyski zum Wiener Kongress unter die Lupe. Die FAZ informiert sich mit dem von Stefan Aufenanger, Dieter Dörr und Birgit Stark herausgegebenen Sammelband über "Die Googleisierung der Informationssuche". Und die SZ liest in Jhumpa Lahiris Roman "Das Tiefland" ergriffen vom Ringen junger Inder mit den verinnerlichten Verhaltensregeln in alltäglichen Situationen.