In einer sehr schönen
Reportage erzählt Wolfgang Bauer von den
Geisterschiffen mit Dutzenden von Toten, die immer wieder an Japans Küsten landen. Mehr als 283 sollen es in den letzten vier Jahren gewesen sein. Die Boote gehören
nordkoreanischen Fischern, die sich gefährlich weit aufs Meer hinauswagen, um ein bisschen was zu verdienen. Einer von ihnen, Rhee, erzählt Bauer seine Geschichte: wie der Motor auf See versagte, kein Radiosignal und damit auch keine Wettervorhersage zu empfangen war. "Am Morgen des sechsten Tages beginnt die
Maschine zu röcheln, stottert und erstirbt. Der Operator versucht, den Fehler zu finden, gemeinsam mit Rhee zerlegt er den Motor in seine Einzelteile. Beide Kolben haben sich festgefressen, die Zylinder sind
angeschmolzen. 'Da habe ich begriffen, dass wir so gut wie verloren sind', sagt Rhee. Die befreundeten Fischer sind zu diesem Zeitpunkt weit entfernt. Rhee gaukelt seiner Besatzung Zuversicht vor. 'Wenn der Kapitän verzweifelt, verzweifelt die ganze Mannschaft.' Sie beratschlagen sich. In einigen Hundert Metern Entfernung sehen sie jetzt
unbekannte Fischerboote, sie winken, rufen um Hilfe, doch keiner dreht auf sie zu. 'Fremde Boote helfen einander nicht', sagt Rhee. Die Kapitäne haben Angst um ihre Netze oder wollen
keinen Diesel verschwenden, um andere zu retten. Diesel, der so kostbar ist in Nordkorea."