Frankreich ist sehr stolz auf seine laizistischen Traditionen, in kaum einem Land sind Staat und Religion strikter getrennt. Die
Beschneidung der Jungen wird dennoch ohne Probleme praktiziert,
schreibt Céline Fercot in einem sehr sachlichen Artikel über die Diskussion in Deutschland und Frankreich in der
Revue des Droits de l'Homme. Auch in Frankreich ist das Thema von
Zweideutigkeiten und Tabus umgeben, erläutert sie. Beschneidung widerspreche zwar den Gesetzen über die körperliche Unversehrtheit, gerade von Kindern, die nicht religionsmündig sind : "Sie profitiert aber von einer Art
Toleranz auf Gewohnheitsbasis, die sich wohl zumindest zum Teil aus der Furcht erklärt, antisemitische oder islamophobe Reaktionen auszulösen. Sie könnte allerdings sehr wohl als
Ordnungswidrikeit betrachtet werden: In diesem Fall müsste man die Grenzen in Betracht ziehen, die den Religionen im Namen der öffentlichen Ordnung auferlegt werden können - basierend auf dem Gesetz zur Trennung von Staat und Religion von 1905."