Die
Blätter für deutsche und internationale Politik bringen ein aktuelles Dossier zum Thema
Reformpädagogik. Abgedruckt ist eine
Rede Hartmut von Hentigs von Anfang des Jahres, also von vor dem Sturm, die von der
SZ noch als "reinigende pädagogische Messe" begrüßt wurde. Die Passage über den "
pädagogischen Eros" klingt nach den letzten Wochen ein wenig klebrig. Hentig spricht von "diesem Mögen", das die Lehrer für ihre Schüler aufbringen sollten: "Es muss eine Freude an ihrer Lebhaftigkeit und zunehmenden Freiheit, Neugier auf ihren Wandel,
Wohlgefallen an ihrer Wohlgestalt einschließen - und von daher eine Bereitschaft, mit ihnen zu teilen, zu rechten, zu leiden, zu fantasieren, die Zeit zu vergessen, längst Bekanntes neu zu entdecken. Eine solche - nun wage ich das Wort - Liebe zu Kindern erleichtert dem Erzieher seine Aufgabe nicht nur, sie fordert
Opfer von ihm, die nur dann taugen, wenn er sie gern bringt."
Micha Brumlik findet sehr kritische Worte für diese Passage macht dann auf drei
reformpädagische Strömungen jenseits des Männerbündischen aufmerksam, die sozialistische Reformpädagogik, die von SPD-nahen Kreisen Anfang des Jahrhunderts entwickelt wurde, zionistische Modelle und amerikanisch-pragmatische. "Ihre größte Gemeinsamkeit fand diese internationale Bewegung darin, über den klassischen,
paukenden Schulunterricht hinauszugehen. Gleichwohl gilt, dass all diese Strömungen, Ideologien, aber auch Werkstätten miteinander kommunizierten, in den Jahren vor 1939 vor allem im 'Weltbund für Erneuerung der Erziehung'. Der Zweite Weltkrieg ließ dann allerdings die bestehenden Gemeinsamkeiten kaum bestehen und stattdessen die
weltanschaulichen Unterschiede der verschiedenen Programme umso mehr hervortreten."