Anlässlich eines neuen Buchs über
Martin Heidegger, herausgegeben von Francois Fedier ("Heidegger a plus forte raison", Fayard,
hier die Besprechung des Buchs), entspinnt sich in Frankreich offenbar erneut eine
Debatte über den deutschen Philosophen. Im Zentrum steht dabei meist Heideggers politische Position zum Nationalsozialismus und die Frage, ob er nun zu "verteufeln" oder zu "kanonisieren" sei. In einem beigestellten
Interview gibt der
Philosoph Remi Brague, Mitautor des 2005 bei Cerf erschienenen Buchs
"Heidegger", eine recht interessante Antwort auf die Frage, ob das neue Buch eben jenen Aspekt der Debatten beenden könne: "Das würde mich überraschen. Zum einen, weil es eine
zeitraubende Aufgabe ist, den Kontext wieder herzustellen, zu versuchen zu verstehen, die Irrtümer zu ermitteln und die Fehler zu sehen, die Heidegger selbst zugegeben hat. Zum anderen, weil diese
Polemiken fast alle 20 Jahre periodisch wiederkehren. Jedermann zieht
Nutzen daraus, nicht nur die Verleger und Journalisten. Sie nützen den Autoren: Wenn man unfähig ist, ein Buch zu schreiben, kann man immer noch Heidegger angreifen. Und sie nützen den Lesern: Ist ein Denker erst einmal diskreditiert, kann man sich
die Mühe sparen, ihn genau zu lesen und sich den entscheidenden Fragen zu stellen, die er aufwirft."