Das gerühmte Genre der großen amerikanischen Recherche ist auch nicht mehr, was es mal war. Mit großem Brimborium brachte die
Columbia Journalism Review letzte Woche
Jeff Gerth'
vierteilige Untersuchung über die
amerikanischen Medien und Trump, aber der Artikel ist so ausufernd und detailhuberisch, dass er den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Leider bringt Gerth die
ungute Symbiose, die sich nach Donald Trumps Wahl zwischen den Medien und Trump etablierte, nicht wirklich auf den Punkt: Dazu fokussiert er viel zu sehr auf nur einen Aspekt dieses Phänomens, die Fixierung der Medien auf die
russischen Verbindungen Trumps. Einerseits macht Gerth durchaus glaubhaft, dass die Medien die Behauptung von der Russland-Connection oft ohne viele Belege immer weiter trieben - nur völlig von der Hand zu weisen war sie ja letztlich auch nicht. Trump erscheint bei Gerth als eine Art
Unschuldsknabe, der zunächst ein gutes Verhältnis zu den Medien suchte, aber dann von ihren feindseligen "Fake News" überschwemmt wurde. Analytisch hat Gerth' Artikel überhaupt keine Qualität, und das zynische Kalkül der Medien - allen voran
New York Times und
CNN -, die das Trump-Thema auspressten wie eine Zitrone, weil der Mann
Quote und Werbeeinnahmen brachte, thematisiert er überhaupt nicht. Dennoch ist Gerth' Artikel lesenswert, auch weil er die
Ruinenlandschaft, die die Trump-Phase hinterließ, klar benennt: "Vor der Wahl 2016 vertrauten die meisten Amerikaner den traditionellen Medien, und der Trend war positiv, wie das Edelman Trust Barometer zeigt. Der Begriff '
Fake News' wurde nur von einigen wenigen Reportern und Social Media Watchdogs verwendet. Die Idee, dass Medien 'Feinde des amerikanischen Volkes' seien, wurde vor der Trump-Wahl laut einer Nexis-Suche nur ein einziges Mal geäußert, und zwar kurz vor der Wahl in einem obskuren Podcast, nicht von Trump. Laut einer Studie des Reuters Institute for the Study of Journalism aus dem Jahr 2022 genießen Medien in den USA unter 46 befragten Nationen heute die
geringste Glaubwürdigkeit - 26 Prozent. Im Jahr 2021 sahen 83 Prozent der Amerikaner 'Fake News' als Problem an, und 56 Prozent - vor allem Republikaner und Unabhängige - stimmten zu, dass die Medien 'wirklich der Feind des amerikanischen Volkes' seien, so die Rasmussen Reports."