Nuruddin Farah

Yesterday, Tomorrow

Stimmen aus der somalischen Diaspora
Cover: Yesterday, Tomorrow
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518123201
Kartoniert, 307 Seiten, 12,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Klaus Pemsel. Nuruddin Farah, einer der bedeutendsten Autoren des modernen Afrika, bereiste nach dem Zusammenbruch der staatlichen Ordnung in Somalia viele Länder, um vor dem Bürgerkrieg geflohene Somalis nach ihrer persönlichen Geschichte und ihren Erfahrungen zu befragen. So gewinnt nicht nur eine zerrissene Region in Einzelschicksalen Gestalt, sondern es entstehen auch, in ihrem Umgang mit den Flüchtlingen, subtile Porträts der jeweiligen Gastländer.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.02.2004

Gaby Mayr zeigt sich von diesem Buch, in dem der somalische Autor Nuruddin Farah im Exil oder auf der Flucht lebende Landsleute interviewt, berührt und beeindruckt. Farah, der von einer schwedischen Zeitung beauftragt worden war, Afrikaner in Schweden nach ihren Erfahrungen zu befragen, hat aus diesem Auftrag ein "journalistisches Projekt" entwickelt, dass ihn in die Schweiz, nach Italien, Großbritannien und Kenia führte, wo er Somalier nach ihrem Leben befragte, teilt die Rezensentin mit. Da Farah selbst seit fast 30 Jahren im Exil lebe, wisse er, wie sich ein Leben auf der Flucht "anfühlt", attestiert ihm Mays. Sie stellt anerkennend fest, dass der Autor auch aus dieser "Auftragsarbeit Literatur" geschaffen hat und lobt, dass er die Flüchtlingsgeschichten zu "überaus berührenden Texten" verdichtet hat. Auch dort, wo er auf das eigene Schicksal zu sprechen kommt, schreibt Farah ohne jedes "Selbstmitleid", stattdessen mit Selbstironie und Humor, so Mayr begeistert, nicht ohne betonen, dass Farah damit dem Buch einige "wunderbar komische Passagen" geschenkt habe.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2003

Merklich "verstört" ist Angela Schader nach der Lektüre der Geschichten, die Nuruddhin Farrah aufgeschrieben hat. Der 1976 ins Exil gezwungene Schriftsteller aus Somalia hat in Interviews Schicksale geflohener Somalier eingefangen, die er in eine historische Skizze über das jeweilige Aufnahmeland und dessen Flüchtlingspolitik einbettet. Die Interviews habe er "weitgehend ohne Einordnung oder subjektive Wertung" geführt, so dass der Leser mit seinen Eindrücken und Urteilen allein gelassen werde. Dramatische Geschichten werden da berichtet, wie die Rezensentin eindrucksvoll belegt. Schader bemängelt zwar, dass einem keine Einführung über die Geschichte dieses Bürgerkriegslandes an die Hand gegeben würde. Aber das scheint nicht der einzige Grund zu sein, warum es schwer falle, in dem Buch "Halt und Orientierung zu finden". Sowohl in den traumatischen Erfahrungen in der Bürgerkriegssituation als auch in der Bewertung dessen, was sie im Exil erlebten, entstehe der Eindruck von "tiefster Zerrissenheit" - gegenüber der eigenen Herkunft, dem Aufnahmeland und nicht zuletzt der eigenen (verlorenen) Identität. Da tut auch die nicht besonders schmeichelhafte Charakteristik der Aufnahmeländer (hier erwähnt: die Schweiz) ihr Übriges.