Der
Postkolonialismus kommt auch in der Archäologie und Altertumswissenschaft an,
erzählt Gabriel Zuchtriegel, Leiter der archäologischen Stätte von Pompeji, im Gespräch mit Sabine Seifert von der
taz, aber teilweise unter falschen Prämissen. In diesem Kontext erklärt Zuchtriegel auch, warum er trotz der Unterschiede zur modernen Sklaverei auch für die Antike am
Begriff des "
Sklaven" festhalt, nämlich um umzudenken: da waren nämlich "
eigentlich wir die Sklaven. ... Die Sklaven der Römer kamen aus dem heutigen Deutschland, Frankreich, Großbritannien. Es wäre eine Gelegenheit, die eigene Wahrnehmung in Frage zu stellen. Dieser rassistische Komplex zwischen Sklaverei, Rassismus, Kolonialismus, der in der Moderne so prägend ist und der es problematisch macht, das Wort Sklave zu verwenden, könnte dadurch
unterwandert werden, dass wir für die Antike an dem Begriff festhalten. Wenn wir uns klarmachen: Die berühmten Wurzeln der abendländischen Kultur waren auch das. Wir waren Sklavenbesitzer, aber auch Sklaven, und unsere Kultur kommt aus einer Gesellschaft, die bis zu einem
Drittel der Bevölkerung aus Sklaven bestand."
Der
Ukrainekrieg ist für den Westen auch eine Geschichtslektion. Unter anderem lernte er, dass es auch einen
Imperialismus ohne Eroberung weit entlegener Regionen gibt: Russlands Imperialismus ist ein Expansionismus. Und Völker, die sich der Subsumierung nicht einfach fügten, wurden von den Zaren und dann von Lenin und Stalin auch mit Gewalt gleichgeschaltet.
Alim Alijev, Generaldirektor des Ukrainischen Instituts in Kiew und aus einer krimtatarischen Familie stammend, erzählt in "Bilder und Zeiten", der virtuellen Printbeilage der
FAZ: "Die Deportation begann
am 18. Mai 1944 am frühen Morgen. NKWD-Soldaten klopften an die Tür
eines jeden krimtatarischen Hauses und gewährten nur fünfzehn Minuten Zeit zum Aufbruch. Die Aktion dauerte drei Tage, während derer die gesamte Bevölkerung in Viehwaggons verladen und fast drei Wochen lang über zweitausend Kilometer hinweg transportiert wurde, hauptsächlich nach Usbekistan, aber auch nach Kasachstan oder in den Ural. Die Folgen der Deportation waren schrecklich:
Sechsundvierzig Prozent der Verschleppten starben in den nächsten Monaten."
Außerdem: In der
NZZ erzählen Nikolai Klimeniouk und die Holocaust-Historikerin Ksenia Krimer die Geschichte
jüdischen Widerstandsgeistes, vom "Muskeljudentum" des Max Nordau über jüdische Studenten, die sich gegen Antisemiten duellierten, bis zum heutigen Staat Israel.