"Muss man modern sei?" So lautet die Überschrift eines Essays aus
Alain Finkielkrauts Band "Nous autres, modernes".
Roland Barthes schrieb am 13. August 1977 in sein Tagebuch: "Auf einmal ist es mir gleichgültig geworden, daß ich nicht modern bin." Dieser Satz, so Finkielkraut, war nur möglich, weil Barthes
eine Sterbende liebte. "Ein Kummer, nicht einmal Liebeskummer, sondern ein grausamer Schmerz - doch so tief in die Ordnung der Dinge eingegraben, daß man sich fast für ihn entschuldigen möchte - überwand Barthes' Vorsicht und seinen Konformismus. Warum? Weil ihn diese Trauer zum
Überlebenden machte und man nicht überleben und zugleich ganz und gar modern sein kann. Weil in der einfachen Tatsache, daß man die überlebt, die man liebt, ein Dementi der Zeitvorstellung liegt, von der die Idee der Modernität wesentlich getragen wird. Der Moderne empfindet die Vergangenheit als Last. Dem Überlebenden fehlt sie. ... Der Moderne ist froh, die Vergangenheit hinter sich zu lassen, der Überlebende ist darüber
untröstlich. Denn für ihn ist die Vergangenheit nicht tödlich, sondern sterblich; nicht unterdrückend, sondern prekär." (Hier der
Anfang des Essays)
Einen
Auszug lesen darf man außerdem aus
Peter Rühmkorfs Rede zum Johann-Heinrich-Voß-Preis. Nur im Print: Ein Fragment von
Tschechow, "Bauern". Ein Essay von
Laszlo F.
Földenyi über "das echte
Schwarz. Das
Schwarz der Seite in
Sternes Roman, das Schwarz der
Karikatur von 1771, das Schwarz des
'Schwarzen Quadrats' von Malewitsch". Und ein Interview Prot Stetschkins aus dem Jahr 1906 mit
Lew Tolstoi, der fröhlich Goethe, Ibsen und Shakespeare niedermacht, und dann kommt noch das:
"TOLSTOI: ... In der Technik steht
Tschechow weit über mir! Er ist in seiner Art ein einzigartiger Schriftsteller.
STETSCHKIN: Und
Maupassant?
TOLSTOI: Maupassant? Ja, meinetwegen ? Aber ich weiß noch nicht, wem ich den Vorzug geben soll.
Haben Sie das notiert?"