"Wem soll man die Schuld dafür geben", dass die Schweizer gegen
Minarette gestimmt haben,
fragt Tariq Ramadan. "Ich sage den Muslimen seit Jahren, dass sie in ihren jeweiligen westlichen Gesellschaften positiv in Erscheinung treten,
aktiv sein und Initiative zeigen müssen. In der Schweiz haben sich die Muslime in den zurückliegenden Monaten bemüht, im Verborgenen
zu bleiben, um eine Konfrontation zu vermeiden. Es wäre sinnvoller gewesen,
neue Allianzen mit all jenen Schweizer Organisationen und Parteien zu schmieden, die gegen die Initiative waren. Die Muslime in der Schweiz tragen also einen Teil der Verantwortung, doch muss man hinzufügen, dass sich die
politischen Parteien in Europa wie in der Schweiz haben
einschüchtern lassen und vor einer couragierten Politik
zugunsten eines religiösen und kulturellen Pluralismus zurückscheuen."
Die Kuratorin
Almut Sh. Bruckstein Coruh erklärt im
Interview, was in der Ausstellung "Taswir - Islamische Bildwelten und Moderne" im Berliner
Martin-Gropius-Bau zu sehen ist: Keine Geschichte der islamischen Kunst, gezeigt wird vielmehr "eine
poetische Assoziation von künstlerischen Positionen, klassischen wie zeitgenössischen, die nach gewissen Fragen geordnet sind. Es sind die Fragen - zum Beispiel die nach der Zeichnung als einer Spur des Abwesenden -, die eine persische Miniatur zu den
Sandalen des Propheten aus dem 16. Jahrhundert mit der Arbeit einer
Rebecca Horn 'Waiting for Absence' verbinden. Es sind Zeit- und ortsübergreifende Fragen, man könnte sagen: menschliche Fragen - Fragen, die Aby Warburg vielleicht 'Pathosformeln' genannt hätte."