Magazinrundschau - Archiv

Propublica

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Magazinrundschau vom 29.09.2015 - Propublica

Nina Martin erzählt in einer schockierenden Reportage, wie die Behörden in Alabama immer rabiater ihren Machtanspruch auf die Körper schwangerer Frauen durchsetzen. Ihre schärfste Waffe ist ein Gesetz über die "Gefährdung eines Kindes durch chemische Substanzen", das sich ursprünglich gegen Eltern richtete, die in ihrer Garage ein Meth-Labor betreiben. Doch dann wurden auch Eltern belangt, wenn sie eine Crack-Pfeife auf dem Tisch liegen ließen oder im Auto Marihuana rauchten. Inzwischen reicht es, wenn eine schwangere Frau eine Tablette Valium schluckt: "Im dehnbaren Sprachgebrauch des Gesetzes konnte "ein Kind" auch ein Fötus sein, und eine "Umgebung, in der Betäubungsmittelmittel hergestellt und in Umlauf gebracht werden" ein Mutterleib... Eine Frau kann wegen chemischer Gefährdung belangt werden, selbst wenn das Baby vollkommen gesund geboren wird, wenn es ihr Ziel war, ihr Kind vor größerem Schaden zu bewahren. Die Strafen sind außergewöhnlich streng: ein bis zehn Jahre Gefängnis, wenn das Baby keinen Schaden erlitten hat, zehn bis zwanzig Jahre wenn das Baby Schädigungen aufzeigt, zehn bis 99 Jahre, wenn das Baby stirbt."

Magazinrundschau vom 30.09.2014 - Propublica

Jake Bernstein erzählt in Propublica eine Geschichte, die zeigt, wofür stiftungfinanzierter investigativer Journalismus gut sein kann: Sie gibt einen so nahen Einblick in die Finanzaufsicht der Federal Reserve Bank (Fed), dass er dieser in wünschenswerter Weise peinlich sein muss. Nach der Finanzkrise, so Bernstein, sind neue Aufseher in der Behörde installiert worden, die zum Teil direkt in die Banken beordert wurden, so wie Carmen Segarra, die allerdings nach sieben Monaten wegen unziemlichen Verhaltens gefeuert wurde. Sie hatte den freundlichen Umgangston der Herren von der Aufsicht mit Goldman Sachs gestört. Und sie ist die lebende Illustration für die Thesen eines Berichts des Experten David Beim, den Bernstein zitiert: "Der Beim Report betonte, dass die New York Fed eine neue Kultur brauchte, um sich in eine Institution zu verwandeln, die komplexe Institutionen überwachen konnte und Risiken aufspieße konnte. Und das bedeutete, dass man "unkonventionelle Denker" engagieren sollte, selbst falls es sich um "kontroverse Personen" handelte, empfahl der Bericht." Nun herrscht wieder der freundliche Umgangston.


Magazinrundschau vom 14.08.2012 - Propublica

Eine Billion Dollar. Auf diese Summe beläuft sich der jährliche Schaden durch Internetkriminalität, also gestohlene Kreditkarteninformationen, Industriespionage, Computerviren. Das behaupten zumindest Cybersecurity-Firmen, Militärs und Politiker, darunter, Anfang 2009, auch Barack Obama. Peter Maass und Megha Rajagopalan recherchieren in einem aufschlussreichen Artikel auf Propublica, wie diese Zahl zustande kommt, und stellen fest: sie wurde vom Sicherheitssoftware-Anbieter McAfee in die Welt gesetzt - und ist frei erfunden: "Im Gegensatz zu wissenschaftlichen Journalen gibt es kein formales Aufsichtssystem für Studien, die von der Industrie herausgegeben werden. Das wirtschaftliche Interesse der Sicherheitsfirmen ist klar: Je größer die scheinbare Bedrohung, umso wichtiger wird ihre Abwehr-Software. Norton, das zu Symantec gehört und eine beliebte Antivirus-Suite vertreibt, empfiehlt in seinem neuesten Cybercrime-Report: 'Don't get angry. Get Norton.'"