Fast alle MitstreiterInnen aus
Alexej Nawalnys engerem Umreis sind verhaftet oder außer Landes geflohen. Vadim Nikitin
porträtiert die homosexuelle russische Oppositionskandidatin
Violetta Grudina, die - obwohl kerngesund -
in ein Covid-Hospital eingewiesen wurde, weil sie es gewagt hatte, in Murmansk gegen Putins Partei 'Einiges Russland' anzutreten: "Es fällt schwer, in Grudina nicht einen Don Quijote oder eine Masochistin zu sehen. Zurückhaltung ist ihr fremd, sie geht
so frontal und kompromisslos gegen ihren viel mächtigeren Gegner vor, dass sie eine disproportionale Reaktion zu provozieren scheint. Und tatsächlich gibt es einen langen und kraftvollen Strang von Märtyrern unter Russlands radikalen Politikern, der bis zur Zarenzeit zurückreicht. Grudina gibt zu, einen
utopischen Zug zu besitzen, meint aber, dass Widerstände sie entschlossener machen: 'Vor fünf Jahren stand ich allein auf dem Platz, hielt Plakate hoch, und die Leute sagten, seht nur, wie sie gegen Windmühlen kämpft', erzählt sie. 'Aber wenn ich heute zu einer Protestversammlung aufrufe, kommen Tausend. Wir haben die Politik aus den Küchen geholt.' Trotzdem benutzt Grudina noch immer die Sprache der einsamen Kämpferin, wenn sie ihren
modus operandi beschreibt: 'Für mich gibt es keine Komfort-Zone. Ich habe nichts zu verlieren.'
In einem Porträt von Masha Gessen im
New Yorker beschrieb sich auch Nawalnys Mitstreiterin
Ljubow Sobol kürzlich frei heraus als eine Fanatikerin: 'Einer Fanatikerin kann man keine Angst machen', lässt sich Sobol zitieren, die einzige Bedrohung ist für ihn die
Desillusionierung. Aber ich glaube an die Gerechtigkeit, und im Glauben an diese Idee kann ich nicht desillusioniert werden.'"