Magazinrundschau - Archiv

NZZ Folio

85 Presseschau-Absätze - Seite 3 von 9

Magazinrundschau vom 08.07.2008 - Folio

In diesem Monat hat sich Folio dem Wüstenemirat Dubai verschrieben, das von seinem Herrscher, Mohammed bin Raschid Al Maktum, so straff wie eine Großfirma geführt wird, wie Victor Koch zeigt: "Insider bangen, wie lange der Scheich-Generaldirektor- in seiner zusehends ausufernden Staatsfirma den Überblick behält und die Befehlsstrukturen anpassen kann. Zur Kontrolle des öffentlichen Geschehens hat der Herrscher sich mit modernster Technologie ein umfassendes Videoüberwachungssystem bauen lassen, das jeden beliebigen Platz in Dubai unmittelbar auf einem Monitor sichtbar machen kann. Das Herrscherhaus wacht auch genau darüber, dass strategische Besitztümer nicht in die falschen Hände geraten. Das Herrscherhaus wacht auch genau darüber, dass strategische Besitztümer nicht in die falschen Hände geraten. Die grossen Familien der Stadt werden mit Handelsmonopolen, etwa Importlizenzen für Luxuswagen, abgespeist."

Weiteres: Martin Johnson schildert nächtliche Merkwürdigkeiten und ausladende Dekadenz: "Dubai ist eine vielköpfige Hydra, die erst in der Nacht so richtig zum Leben erwacht." Der ebenfalls nach Dubai geholte Kulturmanager Michael Schindhelm macht einen Hausbesuch bei Zaki Nusseibeh, einst Dolmetscher von Scheich Zayed.

Magazinrundschau vom 03.06.2008 - Folio

Folio widmet sich heute Perlen aus dem Internet. Matthias Daum traf eine 18-jährige Schülerin, die von halb sieben bis abends mit ihrem Messenger online ist und mit ihren "Buddies" chattet. "Die meisten Buddies gehen mit ihr in dieselbe Gymnasiumsklasse oder besuchten mit ihr die Sekundarschule. Auch einige Bekanntschaften aus den Sommer­ferien in ­Italien sind darunter: 'Mit diesen chatte ich natürlich auf italienisch' - quasi ein angewandtes Vokabeltraining der global vernetzten Schülerschaft, die Messenger-Kontakte austauscht wie die ältere Generation ihre Adressen. In den Chats mit ihren hiesigen Kolleginnen wird dagegen ausschließlich schweizerdeutsch geschrieben: 'Das ist viel praktischer. Man kann gleich schreiben, was man denkt. Ich finde es mühsam, wenn ich im Chat hochdeutsch schreiben muss.' Dominique: 'tscheggsch du physik?'"

Außerdem: Bruno Giussani berichtet aus dem Jahr 2013, was Google über uns weiß. Mikael Krogerus pflegt vier Wochen Freundschaften bei Facebooks. Gundolf S. Freyermuth bewundert die selbstgedrehten Videos bei Youtube. Claude Settele versucht mit Karten aus dem Internet von Luzern nach Zürich zu reisen. Und es werden eine ganze Reihe Internetseiten und -dienste vorgestellt.

Magazinrundschau vom 13.05.2008 - Folio

NZZ-Folio ist der Kunst gewidmet. Oder vielmehr der Frage: Was ist gute Kunst? Die Kunstkritik kann diese Frage schon lange nicht mehr beantworten, behauptet der Kunsthistoriker Christian Demand, "der einfach nicht fassen kann, welche Ansammlung von sprachlicher Wichtigtuerei, moralischer Hochstapelei und schlechtem Denken ihm in diesem Genre regelmäßig zugemutet wird." Das mag auch daran liegen, dass ein geistig-moralisches Gefälles zwischen Kunst und allen übrigen Artefakten angenommen wird. "Der Gedanke, dass die Kunst irgendwelche Eigenschaften besitzen müsse, die sie über die restliche soziale Welt 'erheben' und damit von den dort gängigen Rechtfertigungspflichten freistellen, ist seit mehr als dreihundert Jahren von ganzen Armeen von Kunstschriftstellern so breit ausgetreten worden, dass es einiger Anstrengung bedarf, will man sich auf diesem Terrain noch einen anderen Weg bahnen. Warum sollte man auch? Gerade für den Kritiker hat es ja durchaus Vorteile, der bereits gespurten Bahn zu folgen. Sie bietet zum Beispiel ein plausibles Erklärungsmodell für das Phänomen der chronischen Uneinigkeit bei der Bewertung von Kunst, und zwar praktischerweise eines, bei dem man als Kritiker bei seiner Arbeit automatisch immer auf der richtigen Seite steht."

Gudrun Sachse befragt die Künstlerin Pipilotti Rist, die Leiterin der Zürcher Kunsthalle Beatrix Ruf, den Galeristen Bob van Orsouw, den Kunsthändler Simon de Pury und den Kunstprofessor Philip Ursprung - letzterer erklärt, warum "Schönheit" keine Kategorie mehr für die Kunstkritik ist: "Die vermittelnden Institutionen mögen den Begriff gar nicht, weil er von der direkten Verbindung zwischen kunstwerk und Betrachter handelt und Vermittlung überflüssig macht."

Außerdem: Rene Ammann besucht die Künstler Max Grüter, Sidonie Nuoffer und David Renggli in ihren Ateliers. Marion Maneker begleitet New Yorks begehrteste Kunstberaterin Kim Heirston. Der Bildhauer Wolf E. Schultz erzählt, wie man sich fühlt, wenn die im öffentlichen Raum aufgestellte Skulptur jahrzehntelang misshandelt wird.

Magazinrundschau vom 08.04.2008 - Folio

Luca Turin ist so begeistert von den Klangexperimenten des Elektroingenieurs William Sethares, dass er sie gleich als Revolution tituliert. Sethares unterteilt die Oktave mal in 13, mal in 19 Töne und hat dafür Kompositionen geschrieben, die sich erstaunlich "harmonisch", aber auch reichlich sphärenharmonisch ausnehmen. Noch faszinierter ist Turin von Verzerrungen der Obertonskalen, die ziemlich verstimmt klingen: "Als ich es zum ersten Mal hörte, bekam ich einen Schreck, wie in dem Film 'Der Exorzist', als das kleine Mädchen plötzlich mit einer Männerstimme spricht. Es gibt kein Musikinstrument, das diesen Klang hervorbringen könnte. Hier wurden die Gesetze der Physik auf den Kopf gestellt, und der Untergang der Welt schien nahe."

Das ganze neue Heft von NZZ Folio ist den Sinnen gewidmet - hier der Inhalt.

Magazinrundschau vom 08.01.2008 - Folio

Die Januar-Ausgabe des Folios ist dem jungen jüdischen Leben gewidmet. Der Chefredakteur des Schweizer Wochenmagazins Tacheles, Yves Kugelmann, verrät, dass ein zweites Judenland geplant ist, als "neue Version einer alten Idee, diesmal säkular, diesmal nicht als Opfer, diesmal keine heimliche Heimat in der Diaspora, sondern eine allgegenwärtige": "Doppelter Einsatz, halbes Risiko, vielleicht ganzes Glück: Irgendwo auf diesem Planeten wird demnächst 'Judäa' gegründet. Ja, ja. Nichts Neues, das Königreich Judäa gab es schon einmal in vorchristlichen Zeiten, bis es sich die Römer im Jahre 70 einverleibten. Nun also ein neuer Versuch. Um Israel zu stärken, um die Antisemiten zu verwirren, um die philosemitischen Schmeißfliegen los zu werden und um Irans Ahmadinejad eine kleine Freude zu bereiten: Denn was gibt es Schöneres, als einen jüdischen Staat zu vernichten? Richtig! Zwei."

Der Schriftsteller Doron Rabinovici beschreibt, wie Juden um die jüdische Identität genauso erbittert streiten wie ihre Gegner. So habe etwa Bruno Kreisky gern behauptet, die Juden seien kein Volk, und er folglich kein Jude: "Er sagte: 'Schauen Sie, da werd ich ihnen einen jüdischen Witz erzählen. Geht 1938 ein orthodoxer Jud über die Urania. Hält ihn ein Polizist auf und sagt ihm: Hören S', gehen Sie da nicht weiter, weil da drüben sind die Nazibuam, und die werden Sie piesacken. Darauf der Jude mit den Pejes, dem Kaftan und dem Jarmikel: Danke, Herr Inspektor! Aber ach, ich werd mich nicht zu erkennen geben. Und sehen Sie', schloss Kreisky, 'so geht es mir manchmal auch'."

Weitere Artikel: Mikael Krogerus lässt sich von einer anonym bleibenden Frau erklären, warum sie sich nicht unbedingt in einen Mann verliebt, weil auch er Jude ist, aber dass dies hilft. Ein orthodoxer 22-jähriger Jude erzählt, wie er in Zürich lebt. Und SchriftstellerInnen stellen ihre jiddischen Lieblingswörter von Feh über Knipl und Kvetshn bis Zindig vor.

Und die Duftnote: Das beste Parfüm der Welt heißt "Nombre Noir", und Luca Turin (hier ein Auszug aus seinen Erinnerungen) hat es von einem besonderen Freund geschenkt bekommen.

Magazinrundschau vom 11.12.2007 - Folio

Dieses Folio ist dem Rätsel gewidmet. Reto U. Schneider stellt uns eins vor, das die Psychologie des Rätselnden auf den Prüfstand stellt: "Als es der britische Psychologe Peter Wason in den frühen 1960er Jahren ersann, konnte er nicht ahnen, welche fulminante Karriere ihm beschieden sein würde: Auf dem Tisch liegen vier Karten mit einem Buchstaben auf der einen, ­einer Zahl auf der anderen Seite. Zwei davon zeigen die Buchstaben E und T, die anderen zwei die Zahlen 4 und 7. Es gilt die Regel: Wenn auf der einen Seite einer Karte ein Vokal steht, steht auf der anderen eine gerade Zahl. Welche Karten muss man umdrehen, um zu überprüfen, ob die Regel eingehalten wird? Diese simple Frage wurde unter der Bezeichnung 'selection task' zur meiststudierten Denksportaufgabe in der Psychologie."

Weitere Artikel: Mikael Krogerus hat sich mit dem Lehrer Donald Harden unterhalten, der den ersten Geheimtext des Serienmörders Zodiac knackte. Judith Stalpers und Florian Coulmas stellen den japanischen Spielepapst Maki Kaji vor, der etwas noch besseres als Sudoku entdeckt haben will. Und Steve Nadis nimmt uns mit auf die MIT Mystery Hunt. Alle Artikel sind mehrfach von Links zu Rätseln (und ihrer Auflösung) unterbrochen! In der Duftnote schließlich erzählt Luca Turin von den Wiederbelebungsversuchen der Parfümfirma Amouage in Oman.

Magazinrundschau vom 06.11.2007 - Folio

Diesen Monat dreht sich alles um das wunderbare und unerschöpfliche Thema Schuhe! Die Psychiaterin Isolde Eckle denkt darüber nach, was ein Schuh über seinen Träger verrät und was männliche und weibliche Schuhträger unterscheidet: "... Männerfüße sind nicht dazu da, gezeigt zu werden. Die erotische Bedeutung von Männerfüßen tendiert gegen null. Warum, weiß ich nicht. Vielleicht werden schöne Männerfüße demnächst von der Werbung entdeckt. Ganz anders Frauenfüße. Sie sind seit Jahrhunderten das erotische Objekt par excellence. Das alte China ist das beste Beispiel dafür, da galt der Frauenfuß als Zentrum der Erotik. Je kleiner er war, desto mehr entfachte er die Leidenschaft der Männer aus dem Reich der Mitte. Die Franzosen haben gar ein eigenes Wort für den Spalt zwischen dem großen und dem zweiten Zeh. 'Clivage' nennen sie das. Es bedeutet wörtlich Spalt und bezeichnet auch den Spalt zwischen den Brüsten unterhalb des Decolletes. Wenn das kein intimer Ausdruck ist."

Gudrun Sachse erfährt von Pariser Schuh-Couturier Christian Louboutin, was dessen Schuhe beim weiblichen Geschlecht auslösen können: "Ich hatte eine Kundin, die schlüpfte in ein Modell aus pinkfarbenem Crêpe de Chine, oben war ein Pompon drauf. Sie betrachtete sich lange im Spiegel, und plötzlich rief sie: 'O mein Gott, dieser Schuh ist so nutzlos, den muss ich haben.'"

Weitere Artikel: Mit Petr Hlavacek, Professor für Schuhwissenschaft und Dekan an ­­der Technischen Fakultät der Tomas-Bata-Universität in Zlin spricht Ulrich Schmid über Ötzis Schuhwerk, High-Heels und Barfußläufer. Janis Vougioukas berichtet über Schuhe 'made in China' und die Arbeitsbedingungen in der weltgrößten Schuhfabrik Yue Yuen im südchinesischen Dongguan, in der vor allem junge Frauen arbeiten. Und Wolfgang Büscher singt ein Loblied auf ein Paar Schuhe des Münchner Schuhmachers Peter Eduard Meier, mit denen er den ganzen Weg von Berlin nach Moskau zu Fuß lief, ohne je eine Blase zu bekommen. In der Duftkolumne erklärt Luca Turin, warum kaum jemand Parfümeur werden kann.

Magazinrundschau vom 02.10.2007 - Folio

In dieser Ausgabe geht um des Deutschen liebstes Kind, das Auto. Umweltfreundlich soll es werden, wie die Mehrzahl der Artikel beweist. Bernard Imhasly aber berichtet über das geplante 2000-Dollar-Auto von Tata Motors, dass in Indien eine Motorisierungswelle auslösen und die globalen grünen Bestrebungen gehörig eintrüben könnte. "Auf die Frage nach dem idealen Kundenprofil für das neue Auto öffnet Debasis Roy, der Sprecher von Tata Motors in Bombay, wortlos die Morgenzeitung und weist auf ein Foto, das eine junge Familie auf einem Motorroller zeigt, die Frau auf dem Begleitsitz, das kleine Mädchen vorne zwischen den Knien des Vaters stehend. Es die Zeit des Monsuns, Gischt spritzt auf, die drei sind völlig durchnässt und halten ihre Köpfe steif in den peitschenden Regen. 'Das sind unsere Kunden', sagt Roy. 'Hat diese Familie nicht auch das Recht, im Trockenen zu sitzen? Ist es richtig, wenn das Kind mit nassen Kleidern die Schulbank drückt?'"

Weitere Artikel: Andreas Hirstein erklärt Elektro-Benzin-Hybride zur Hoffnung der grünen Autozukunft, die aber derzeit noch von der Explosionsfreudigkeit der Lithium-Ionen-Akkus getrübt wird. Hirstein gibt auch einen Überblick über die derzeit möglichen Antriebsformen. In dem kalifornischen Elektrosportwagen Tesla ist eine Lithium-Ionen-Batterie verbaut, sorgt wegen der aufwendigen Sicherheitskühlung aber für ein Drittel des Gesamtgewichts, wie Peter Haffner informiert. Der Wirtschaftsanalyst Helmut Becker kürt den Respekt, das Pflichtbewusstsein, die Sparsamkeit und den Fleiß der Mitarbeiter zum Erfolgsgeheimnis des weltgrößten Autobauers Toyota. Mobil zu sein wird wichtiger als ein Auto zu haben, prophezeit der frühere VW-Vorstand Daniel Goeudevert im Interview.

In seiner Duftkolumne erklärt Luca Turin den Unterscheid zwischen Duft- und Effektstoffen. "Für sich genommen, besitzt Moschus den nicht sonderlich gefälligen Geruch von ungewaschener Unterwäsche. Tragen Sie es auf eines Ihrer Handgelenke auf, und legen Sie ein bekanntes Parfum darüber; dann benetzen Sie das andere Handgelenk mit dem Parfum allein. Ohne Moschus ist es, als blickten Sie durch eine 3-D-Brille und hielten sich ein Auge zu. Die Szenerie ist dieselbe, aber die Tiefe ist weg."

Magazinrundschau vom 04.09.2007 - Folio

Folio widmet sich diesmal dem Thema "Sicherheit". Der Ethnologe Nigel Barley bekommt es auf seinem Rundgang durch das komplett kameraüberwachte London mit der Angst zu tun. Nicht nur hat ihn die Kamerameute auf Schritt und Tritt im Blick, inzwischen werden ihre Bilder auch auf Fahndungsplakaten benutzt. "Die Fotos auf dem Plakat sind alle so unscharf, verwaschen und grobkörnig, dass es unmöglich ist, irgendjemanden mit Sicherheit zu erkennen. Viele der Bildchen sind schwarzweiß und erwecken die Sehnsucht vergangener Tage. Nur der atemberaubenden Ineffizienz des gesamten Überwachungssystems haben wir zu verdanken, dass unsere bürgerlichen Freiheiten nicht ernsthaft bedroht sind. Doch bei genauerer Betrachtung weist eine beunruhigende Anzahl von Fahndungsfotos, sogar von Frauen, eine verblüffende Ähnlichkeit mit mir selbst auf, wenn ich schlecht geschlafen habe. Wie es scheint, werde ich im Zusammenhang mit schwerer Körperverletzung in Wandsworth, einem Ladendiebstahl in Neasden und einer mitternächtlichen Attacke gegen U-Bahn-Beamte im Westend gesucht."

Heribert Prantl warnt davor, den Rechtsstaat dem ­"Monstrum Terrorismus zum Fraß" vorzuwerfen: "Wer hier den großen Kehraus veranstaltet, der kehrt, angeblich oder vermeintlich zur Verteidigung des Rechtsstaats, genau das weg, weswegen dieser Rechtsstaat verteidigt werden muss. Dann stirbt die Freiheit an ihrer Verteidigung. Was die westlichen Demokratien als Kampf gegen den Terrorismus bezeichnen, ist eher eine Flucht vor dem Terrorismus. Sie stellen sich der Bedrohung, indem sie vor ihr davonlaufen und dabei die Werte wegwerfen, auf die sie einst stolz waren. Der Westen ist, im canettischen Sinn, eine Fluchtmasse. Dem Terrorismus standhalten verlangt aber: an den Grundsätzen des Rechtsstaats festhalten. Der starke Staat ist der Staat, der seine Regeln verteidigt, nicht der, der sie aufgibt."

Weitere Artikel: Franz Zauner warnt in seinem Artikel vor infektiösen Computerviren, die "einen unersättlichen Appetit auf unsere Daten" haben. Anja Jardine spricht mit dem Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer, der uns in einem "Angstkreis des Perfektionismus" gefangen sieht.

Magazinrundschau vom 05.06.2007 - Folio

Eine sehr verdienstvolle Ausgabe hat das NZZ-Folio diesmal zusammengestellt. Die Frage ist, wie man mit Grips reich werden kann: Anja Jardine hat sich von der Expertin für gute Partien, Ginie Sayles, coachen lassen und in Zürichs Widder-Bar versucht, einen Millionär aufzugabeln. "Altes Geld sei ihr am liebsten, sagte Ginie, diese Spezies sei am feinsten entwickelt. Außerdem sei ihr eigener Marktwert in der Begegnung mit Erben von altem Geld am höchsten, da sie frischen Wind in deren verstaubte Welt bringe. Neues Geld hingegen sei ihr zu ähnlich: aufgestiegen aus armen Verhältnissen, immer hart gekämpft, ehrgeizig. In diesem Moment erklimmt in der 'Widder-Bar' ein älterer Herr, gestützt von einer 25-Jährigen, einen Barhocker. Bei allem Respekt vor den Evolutionspsychologen - die aktive Jagdzeit dieses Mannes liegt doch ein bisschen sehr lange zurück. Der Gelockte an meiner Seite hat sich mittlerweile offensiv mir zugewandt, und mich erfasst eine gewisse Mutlosigkeit. Das ist der Zeitpunkt, die Toilette aufzusuchen und mich 'meiner Fruchtbarkeitskurve zu vergewissern'. Das geht so: Mit den Fersen an die Wand stellen, Brustkorb aufrichten, so dass Hinterkopf, Schultern, Po und Waden die Wand berühren, dann tief durchatmen und das Mantra murmeln: Ich bin wundervoll, Männer sind wundervoll, Sex ist wundervoll!"

Peter Haffner denkt über wirklich brauchbare Dinge nach, die ihn reich machen könnten. Eine Idee wäre der Pitrosto - ein Pinkeltropfenstopper. "Denn wie man ihn schüttelt, dreht und windet - mirakulös löst sich ein Tropfen, sowie er zurück in der blendend weißen Unterhose ist, die nun, da man eine Vitamin-B-Tablette geschluckt hat, einen leuchtend gelben Fleck aufweist, der einen im Fitnessstudio und bei Frauen zum kleinen Calvin erniedrigt. Vielleicht ein Schwämmchen, wie beim Teekannenschnabel?"

Weiteres: Christof Moser porträtiert den Schweizer Kebabkönig Erdogan Gökduman, früher Tellerwäscher, heute Millionär: "Es ist ein harter Kampf, der hier mit Schlachttiererzeugnissen ausgefochten wird, und der Schlachtruf der Sieger ist auch auf der Straßenseite des Verlierers nicht zu überhören: 'Mit alles, scharf?' Der Mann von 'McDonald's' lächelt gequält." Christoph Plate schlägt vor, nur in solche Länder zu investieren, in denen es nur besser werden kann: Seine derzeitigen Favoriten sind Simbabwe und Syrien. Der Unternehmensberater Heinrich Christen ist unzufrieden mit den Schweizer Jununternehmern - hervorragend ausgebildet sind sie, aber es fehlt ihnen "der Biss". Und Luca Turin geht für die "Duftkolumne" zu einer Privataufführung von "Das Parfum".