Dieses Heft ist den Inseln im
Pazifik gewidmet. Schöne Idee, auch wenn das Meer für manche beängstigend war. Für die
Schriftstellerin und
Nichtschwimmerin Felicitas Hoppe zum Beispiel. "Niemand ruft an. Das Wasser bleibt still. Dabei sehne ich mich nach Stimmen der Heimat in der Hitze unterwegs zum Äquator. Denn dort, die Matrosen flüstern es leise, wird man mich taufen. Äquatortaufe! Damit ich endlich einer von ihnen werde, die düsteren Vorzeichen mehren sich schon: dicke Luft, geschwollene Füße, schweißnasse Hände. Aufgeriebene Fersen vom nervösen Hin-und-her-Laufen an Deck. Aber unterm Strich bin ich das, was ich bleibe: eine
Landfrau aus der Provinz, aus der auch getauft kein Seemann wird. Ich komme aus Hameln, das liegt an der Weser, ich bin an freundliche Ufer gewöhnt, an greifbare Hügel, an menschliche Horizonte. Die Meere sind einfach zu groß für mich."
Abgedruckt ist auch ein wunderbarer Auszug aus einem Klassiker des tongaischen
Autors Epeli Hau'
ofa, "Tales of the Tikongs" (
"Rückkehr durch die Hintertür"). Es geht um den Pfad der
Wahrheit, der zum Himmel führt. "Wie unsere Vorfahren, so haben auch wir großes Geschick im Erzählen von Halbwahrheiten, Viertelwahrheiten und Ein-Prozent-Wahrheiten. Als Tevita Alanoa seinem Nachbarn ein
Schwein stahl und nach seiner Überführung meinte, er habe nur ein Bein gegessen, da war das eine Viertelwahrheit. Und als er erklärte, der bestohlene Nachbar sei der Bruder seiner Mutter und er deshalb kein Dieb, da war das eine Halbwahrheit. Als er sich schließlich zu der Behauptung hinreißen ließ, er dürfe die Schweine seines Mutterbruders nehmen, ohne ihn zu fragen, wofür sein Onkel ihm
eins auf die Nase gab, da war das eine Ein-Prozent-Wahrheit."
Online
lesen dürfen wir (untereinander gestellt auf einer Seite): Andreas Langenbachers Bericht über seine Reise nach
Tasmanien, von der er 20 Jahre geträumt hatte. Und James Hamilton-Paterson erzählt, wie das
Töten eines Kugelfischs ihm das Fischen verleidete. Schließlich zwei Gedichte, eins von
Selina Tusitala Marsh über "Typen wie Gauguin" und eins von
Tusiata Avia, "Nafanuas Schwester denkt an Nafanua in London".