Viele Linke glauben der frommen Lüge, dass es
kein Hufeisen gebe. Dabei ist an den beiden Enden gerade in
Frankreich ein solches Gewimmel, dass sich die Positionen unmöglich trennen lassen. Vincent Laloy
erzählt von zwei Beispielen. Von
Ségolène Royal, einst der linken Präsidentschaftskandidatin, war auch in Deutschland schon die Rede. Sie ist eine der
größten Verteidigerinnen Putins in Frankreich und wurde dafür auch schon von Eric Zemmour gelobt. Ein anderer Kandidat ist Florian Philippot, bei dem man eigentlich nicht weiß, ob er nun links oder rechts ist. Der in Frankreich so tief verinnerlichte
Antiamerikanismus ist oft das Bindemittel. "Er engagierte sich zunächst beim Linkspopulisten
Chevènement und lobte dessen Projekt, das seiner Meinung nach 2002 von
Marine Le Pen dann weiter vorangetrieben wurde, was er zwölf Jahre später bestätigte: 'Der Chevènementismus führt zum Marinismus'. Dieser Befürworter des Austritts sowohl aus der Europäischen Union als auch aus der Nato zögert nicht, im November 2014 an einem Treffen von
Mélenchon teilzunehmen sowie im Februar darauf die Partei der radikalen griechischen Linken zu unterstützen. Wer soll sich da noch über seine Verbindung zu
Bertrand Dutheil de La Rochère wundern, der nacheinander Kommunist, Chevènementist und schließlich Front National war, wie im Übrigen viele Überläufer aus der stalinistischen Partei oder der extremen Linken?"
André Glucksmann, gestorben vor sieben Jahren, hatte zuletzt in Deutschland nicht mehr viele Freunde. Die
Perlentaucher sind stolz, dass sie 2005 und 2006 seine Artikel gegen Putin nachdruckten, in denen er vorm "Petrozar" warnte (
hier und
hier). Deutsche Verlage übersetzten seine Bücher nicht mehr.
Deskrussie bringt als Hommage
einen Auszug aus einem Buch von
2011: "Die
Überwindung des Sowjetismus läuft nur über zwei Wege, den Weg Havels oder den Weg Milosevics. Der Weg der Demokratisierung ist mühsam und steinig und daher langsam. Der schnellere, kriegerische und terrorisierende, wenn nicht gar terroristische Weg ist der Weg einer autoritären Neugestaltung. Wenn Geheimpolizei, Armee und Nomenklaturisten den Kreml unter sich aufteilen, ist Milosevic ganz nah dran, die Oberhand zu gewinnen. Jedes Mal, wenn der Westen blindlings auf die
russische Fata Morgana gesetzt hat, ist er gestolpert und in ein schwarzes Loch gefallen. Man hat Fantasien, deliriert, und der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer. Europa hat sich an den Rand des Abgrunds gesetzt, als es den Herren des Kremls freie Hand ließ, wer sie auch sein mögen und was sie auch tun mögen, und trägt noch dazu bei, diesen Abgrund zu vertiefen. Noch ist nichts entschieden, aber diejenigen, die uns regieren, schlagen die
falsche Richtung ein."