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Dangerous Minds

1 Presseschau-Absatz

Magazinrundschau vom 08.06.2021 - Dangerous Minds

Joseph Lanza ist der Fachmann für obskure Nischen der Popkultur. Mit "Easy Listening Acid Trip: An Elevator Ride through Sixties Psychedelic Pop" hat er nun ein Buch über Easy-Listening-Coverversionen psychedelischer Pophits aus den 60s und 70s geschrieben. Dazu steht er im Gespräch gern Rede und Antwort: Entdeckt hat er diese Musik schon in jungen Jahren, in den Radiosendern, die seinen Eltern zur Berieselung laufen ließen. Die Sender "schienen Geisterorchester und -chöre zu übertragen", in Studienzeiten hörte er diese Musik nachts in speziellen Radiosendern. "Diese Musik wurde fast überall und an unterschiedlichen Orten gespielt. Im Laufe der Jahre zog sie mich immer mehr an. Ich fragte mich, welche Leute und Studios wohl hinter diesen Sessions steckten. Diese Musik war ja nicht das Produkt einer indifferenten Maschine, sondern von hochkarätigen Sessionmusikern, die auch auf Popalben und in Top40-Songs mitspielten. Vinnie Bell wäre so ein Beispiel. Er trug zu Muzak-Sessions bei, spielte seine 'Wassergitarre' aber auch für 'Theme to Midnight Cowboy' von Ferrante & Teicher. ... In den späten 60ern, als die 'Gegenkultur' und politische Gewalt ihren Höhepunkt erfuhr, spielten Easy-Listening-Stücke wie Paul Mauriats 'Love is Blue' auf denselben Top40-Sendern, auf denen auch die Doors und Jefferson Airplane liefen. Als ich für mein Buch recherchierte, erzählte mir Brad Miller, der Toningenieur und Produzent der frühen Alben des Mystic Mood Orchestras, dass die auch unter den Jugendlichen der Bay Area populär waren. 'Die Popmusik versuchte damals gegenüber den üblichen elektrischen Rockbands mehr Textur anzubieten', behauptet er. Der psychedelische Appeal fühlte sich nicht an wie eine von den 'Jetsons' inspirierte Vision der Zukunft, sondern wie ein melancholischer Blick in die Vergangenheit, der häufig alte Klänge aus der British Music Hall, des American Vaudeville und der Tin Pan Alley wiederbelebte. Dies hilft beim Verständnis dafür, warum Easy Listening - mit seiner Betonung traditioneller Melodien - und Psychedelia so ein unheimliches Bündnis eingingen. Sogar die Rolling Stones nahmen sich die Zeit, um mit Liedchen wie 'She's a Rainbow' zu ihren europäischen Wurzeln zurückzukehren."

Eine solche Vorlage schreit natürlich nach einem Direktvergleich. Hier das wild ekstatische Stück "Silver Machine", im Original von Hawkwind aus dem Jahr 1972 (richtig, der Mann am Mikro ist Lemmy Kilmister, der spätere Frontmann von Motörhead) ...



... und hier die mit Schmiss eingespielte Coverversion des James Last Orchestra: