Große Gespräche mit
Steven Soderbergh über die Lage von Film und Kino bilden fast schon ein eigenes filmpublizistisches Genre in den letzten Jahren. Das große
Coronakrisengespräch hat nun Nick Schager mit dem Regisseur
geführt, der in den letzten Jahren hauptsächlich für Streaming-Plattformen gearbeitet hat (das Gespräch liegt auf den ersten Blick hinter einer Paywall, lässt sich aber über den Reading-Modus des Browsers frei lesen). Dass
Warner gerade zum Entsetzen vieler Kinos verkündet hat, seine Blockbuster im kommenden Jahr
parallel per Stream auf
HBO Max auszuwerten, hält Soderbergh - der selbst in wenigen Tagen seinen neuen Film auf HBO Max veröffentlicht - für völlig plausibel. Das Ende des Kinos sieht er trotzdem nicht gekommen, vielmehr sollten Studios und Kinobetreiberverbände nun "praktische und realistische Gespräche über das
Auswertungsfenster führen. Es braucht einfach eine
gewisse Fluidität. Es gibt nicht das eine Muster, das zu jedem Film passt. Jeder Film ist anders. Man braucht diese Flexibilität. Wenn es schlecht läuft mit dem Film, den man gerade landesweit in die Kinos bringt, und man am
Freitag um drei Uhr nachmittags erfährt, dass er im Kino nicht funktioniert, dann muss man einfach in der Lage sein, ihn so schnell wie möglich auf eine Plattform zu bringen. Man gibt so viel Geld aus, damit eine Sache ins Laufen kommt, und wenn das nicht klappt, sollte man tun dürfen, was immer man tun will. Die Kinos schmeißen den Film sowieso aus dem Programm, weil er
floppt. ... Eine Variable, die wirklich noch nicht ausgeschöpft ist, ist die, dass all diese großen Kinoketten jetzt, da wir in einer volldigitalisierten Welt leben, sich als
Repertoire-
Kinos neu erfinden könnten, in dem sie all die Filme aus den letzten 120 Jahre zeigen, die das Publikum nie im Kino gesehen hat. ... Es gibt diese noch gar nicht voll ausgeschöpften Optionen, die Leute wieder daran zu gewöhnen, Filme zu sehen und ihnen etwas zu geben, was sie
noch nie gesehen haben."