Am 28. Mai wird
Dietrich Fischer-Dieskau achtzig Jahre alt. Der Musikkritiker Terry Teachout
fragt sich, was von diesem Bariton bleiben wird, den die einen als
größten Liedersänger seiner Zeit feierten, die anderen ebenso vehement als pingelig, schlaff und
schmachtend kritisierten. Teachout zählt zu den Bewunderern, doch hat er sich im Laufe der Jahre auch mit einer älteren Schule angefreundet - der von
Richard Tauber. Den Unterschied verdeutlicht er an einem Beispiel,
Schuberts "Gute Nacht", das Tauber mehr wie eine Ballade sang, Fischer-Dieskau dagegen wie ein Schauspieler, der einen Monolog in der ersten Person hält. "Sicher, Fischer-Dieskau singt 'Gute Nacht', er rezitiert es nicht. Seine Interpretation ist genauso tief in Schuberts Musik verwurzelt wie in Müllers Worten. Dennoch könnte der Unterschied zu Tauber kaum größer sein. Ich bin versucht, die beiden Stile mit denen von
Frank Sinatra und
Bing Crosby zu vergleichen: Sinatras emotionale Aufrichtigkeit steht in starkem Kontrast zur undurchdringlichen Reserve Crosbys, der einst den Lyriker Johnny Burke gebeten hatte, keine Lieder für ihn zu schreiben mit der Phrase 'Ich liebe dich'. Anders als Sinatra war er nie ein bekennender Künstler und die Intensität, die frühe Aufnahmen von Balladen wie 'Stardust' hatten, war eher musikalisch als dramatisch."
Weitere Artikel: Unbedingt lesenswert ist eine
Studie des britischen
Publizisten David Pryce-Jones über das Verhältnis der
französischen Elite zu
Arabern und
Juden. "Viel wurde geschrieben über die Rolle europäischer Akademiker, Intellektueller und Journalisten, die muslimischen Antisemitismus entschuldigen, rechtfertigen oder damit sympathisieren. Nicht weniger, ja sogar mehr, gilt dies für (französische) Politiker." Und dann macht sich Pryce-Jones auf (ausgedruckten) 19 Seiten daran, die in dieser Hinsicht wenig ruhmreiche Geschichte des Außenministeriums am
Quai d'Orsay auseinanderzunehmen.