Přemysl Houda
unterhält sich mit dem italienischen Informationsphilosophen
Luciano Floridi über unser Dasein als
Inforgs - in eine Infosphäre
eingebettete Organismen. In Bezug auf Google, Facebook und Konsorten findet Floridi "die Vorstellung irrsinnig, wir würden irgendwelche Dienste kostenlos nutzen, denn wir bezahlen mit uns selber, mit unseren Daten,
wir verkaufen uns." Dennoch lehnt Floridi den Vergleich mit dem vielbemühten Orwell'schen Big Brother ab: "Es gibt da einen großen Unterschied. Orwells Welt ist eine
politische Dystopie, da geht es nicht um Wirtschaft. In dem einen Fall hat man die Politik der Kontrolle und der absoluten Machtausübung über den Menschen, im anderen das
ökonomische Interesse vieler Firmen, die menschlichen Wünsche zu erkennen und zu befriedigen. Natürlich gibt es eine gewisse Ähnlichkeit, da beide als Mittel Informationen - und möglichst viele davon - nutzen, weshalb auch in beiden Fällen ein großer Druck ausgeübt wird, Privates preiszugeben. Doch damit endet schon die Ähnlichkeit … Was tun Facebook oder Google, wenn Sie beschließen, sie nicht mehr zu nutzen? Nichts,
dann ist eben Schluss. Was tut hingegen der Big Brother, wenn Sie gegen ihn aufbegehren? Lässt er Sie in Ruhe? Nein - er wird Sie augenblicklich umbringen, auslöschen." Doch was ist mit der politischen Datenkontrolle in Zeiten des Terrors? "Ich will, dass die Regierung mir sagt: 'Lieber Bürger, zwei Wochen oder zwei Monate lang werden die Sicherheitsmaßen erhöht und dieses oder jenes stärker kontrolliert werden, anschließend kehren wir
sofort zum vorherigen Zustand zurück.' … Aber geschieht so etwas heute? Kein bisschen."