Heute in den Feuilletons
Wer die Freiheit bringt
Die kommentierte Kulturpresseschau. Wochentags um 9 Uhr, sonnabends um 10 Uhr.
15.09.2012. In der NZZ hilft Georg Klein, der kleinen Zeit zu entkommen. Die SZ singt eine Ode an das Urheberrecht, die einzige Möglichkeit, superreich zu werden und cool zu bleiben. Die taz lernt: Der Weg zur wahren Kunst-Hipness führt über das Kottbusser Tor. Die FR dokumentiert Judith Butlers Adornopreis-Rede. Und die FAZ fragt, ob Kafka heute ein twitternder Nerd wäre.
NZZ, 15.09.2012
Der Schriftsteller Georg Klein denkt über das Verhältnis von Roman und Zukunft und die eskapistische Macht der Literatur nach: "Wer in den Roman entkommt, rettet sich auch aus einer bestimmten Zeit. Jeder notorische Leser, der Genre-Junkie wie der Liebhaber subtilen Sprachspiels, spürt und genießt, dass er derjenigen Zeit entkommt, die ihm als die entscheidende, als die wesentliche Zeit vorgegaukelt wird. Man könnte dieses trügerisch dominante Zeitformat im Gegensatz zur grandiosen Zeiterfahrung des Romans versuchsweise 'die kleine Zeit' nennen."
Der Züricher Historiker Jörg Fisch macht sich in seiner abgedruckten Abschiedsvorlesung Gedanken über Hitlers Sprache: "Hitler hatte ein so bedeutendes rednerisches Talent, dass er imstande war, damit große politische Erfolge zu erzielen; größere jedenfalls als mittels Gewalt. Auf diese Weise wurde aus einem erfolglosen Mann der Tat auf dem Umweg über das Wort ein erfolgreicher Täter."
Weiteres: Peter Hagmann zieht eine positive Bilanz des sechswöchigen Lucerne Festivals und fürchtet sich vor nun drohendem "Katzenjammer". Jorgen Randers gibt eine neue Warnung des Club of Rome heraus: "Das globale Bevölkerungswachstum sowie das ökonomische Wachstum des Westens" werden in den nächsten 40 Jahren abnehmen, berichtet Urs Hafner. Der indisch-kanadische Schriftsteller Jaspreet Singh erzählt, wie er in Genf das Grab von Jorge Luis Borges suchte. Die Kunsthistorikerin Lydia Haustein informiert über "neue Tendenzen in der chinesischen Gegenwartskunst".
Besprochen werden eine Inszenierung von Ibsens "Baumeister Solness" am Schauspielhaus Zürich, die Uraufführung einer Oper über Jean-Jacques Rousseau von Ian Burton und Philippe Fénelon am Genfer Grand Théâtre und Bücher, darunter Daniel Mezgers (wie Roman Bucheli findet: "beeindruckendes") Romandebüt "Land spielen" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
Der Züricher Historiker Jörg Fisch macht sich in seiner abgedruckten Abschiedsvorlesung Gedanken über Hitlers Sprache: "Hitler hatte ein so bedeutendes rednerisches Talent, dass er imstande war, damit große politische Erfolge zu erzielen; größere jedenfalls als mittels Gewalt. Auf diese Weise wurde aus einem erfolglosen Mann der Tat auf dem Umweg über das Wort ein erfolgreicher Täter."
Weiteres: Peter Hagmann zieht eine positive Bilanz des sechswöchigen Lucerne Festivals und fürchtet sich vor nun drohendem "Katzenjammer". Jorgen Randers gibt eine neue Warnung des Club of Rome heraus: "Das globale Bevölkerungswachstum sowie das ökonomische Wachstum des Westens" werden in den nächsten 40 Jahren abnehmen, berichtet Urs Hafner. Der indisch-kanadische Schriftsteller Jaspreet Singh erzählt, wie er in Genf das Grab von Jorge Luis Borges suchte. Die Kunsthistorikerin Lydia Haustein informiert über "neue Tendenzen in der chinesischen Gegenwartskunst".
Besprochen werden eine Inszenierung von Ibsens "Baumeister Solness" am Schauspielhaus Zürich, die Uraufführung einer Oper über Jean-Jacques Rousseau von Ian Burton und Philippe Fénelon am Genfer Grand Théâtre und Bücher, darunter Daniel Mezgers (wie Roman Bucheli findet: "beeindruckendes") Romandebüt "Land spielen" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
Welt, 15.09.2012
In der Literarischen Welt wird aus Michael Brenners "Geschichte der Juden in Deutschland" ein Text des Historikers Dan Diner vorabgedruckt. Darin schildert Diner die gleich doppelte Bürde der Juden, ihr Leben in Deutschland legitimieren zu müssen - gegenüber den Tätern und der übrigen jüdischen Welt: "Vor allem der nach der israelischen Staatsgründung einsetzenden beunruhigenden Erscheinung eines zunehmend größer werdenden Rinnsals aus Israel nach Deutschland, vor allem in die noch nicht zur Gänze aufgelösten DP-Lager bei München, zurückkehrender Auswanderer ostjüdischer Herkunft kam offensichtlich der Charakter eines Sakrilegs zu. In ihrer Not sollen die israelischen Behörden die bayerische Polizei gar dazu angehalten haben, solche Personen in Haft zu nehmen. Diese hätten sich mit ihrem Grenzübertritt nach Deutschland eines Passvergehens schuldig gemacht."
Cora Stephan liest den neuen Ken Follet. Besprochen werden unter anderem auch Clemens Setz' Roman "Indigo" und Richard Sennetts Studie "Zusammenarbeit".
In der Kultur seufzt Alan Posener mit Rudyard Kipling und in schönster Kolonialherren-Manier über die Undankbarkeit der befreiten arabischen Völker: "Wer die Freiheit und die Zivilisation bringt, erntet den Hass." Die Islamwissenschaftlerin Eva-Marie Kogel macht sich die Mühe, das Mohammed-Video als Machwerk anti-islamischer Polemik zu entlarven.
Andrea Seibel trifft die Autorin Jenny Erpenbeck in Bad Saarow. Besprochen werden die Doppelausstellung "Die Welt der Kelten" in Stuttgart und Hans Werner Henzes Oper "Wir erreichen den Fluss", mit dem die Dresdner Oper unter Christian Thielemann in die neue Saison startet.
Cora Stephan liest den neuen Ken Follet. Besprochen werden unter anderem auch Clemens Setz' Roman "Indigo" und Richard Sennetts Studie "Zusammenarbeit".
In der Kultur seufzt Alan Posener mit Rudyard Kipling und in schönster Kolonialherren-Manier über die Undankbarkeit der befreiten arabischen Völker: "Wer die Freiheit und die Zivilisation bringt, erntet den Hass." Die Islamwissenschaftlerin Eva-Marie Kogel macht sich die Mühe, das Mohammed-Video als Machwerk anti-islamischer Polemik zu entlarven.
Andrea Seibel trifft die Autorin Jenny Erpenbeck in Bad Saarow. Besprochen werden die Doppelausstellung "Die Welt der Kelten" in Stuttgart und Hans Werner Henzes Oper "Wir erreichen den Fluss", mit dem die Dresdner Oper unter Christian Thielemann in die neue Saison startet.
TAZ, 15.09.2012
Tim Caspar Boehme lässt sich von Stephan Kallage erzählen, wie dieser vor sieben Jahren am U-Bahnhof "Kottbusser Tor" in Berlin-Kreuzberg den runtergerockten Veranstaltungsort West Germany gegründet hat: "Ich wollte, dass die Mitte-Kunstszene in die Pisse und die Spritzen treten muss. Und die ersten Reaktionen waren denn auch entsprechend."
Weiteres: Johannes Gernert (@) spricht mit Katie Jacobs Stanton, der Vizechefin von Twitter. Darin beteuert sie sich nicht nur den Willen, sich auf die chinesischen Zensurauflagen nicht einzulassen, und schwärmt vom Potenzial von eingeblendeten Werbe-Tweets. Jürgen Schitthelm blickt im Gespräch mit Katrin Bettina Müller auf seine Zeit an der Berliner Schaubühne zurück, die er vor fünfzig Jahren mitgegründet hat. Stefan Reinecke trifft sich in Hamburg mit einem mittlerweile in Deutschland lebenden, israelischen Ex-Soldat, der nach dem traumatisierenden Einsatz in Ramallah 2002 die Armee verließ. Bettina Gaus empört sich über die "Rufmordkampagne" gegen Bettina Wulff. Niels Juels gewährt Einblick in sein Sexleben nach seiner Beschneidung mit 18 Jahren. Hannes Vollmuth stellt den Tropfenfotograf Markus Reugels vor. Matthias Lohre porträtiert Wolfgang Schäuble zu dessen 70. Geburtstag als "ewigen Zweiten".
Besprochen werden das neue Album von Bob Dylan und Bücher, darunter Hans-Peter Schwarz' Biografie über Helmut Kohl (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
Und Tom.
Weiteres: Johannes Gernert (@) spricht mit Katie Jacobs Stanton, der Vizechefin von Twitter. Darin beteuert sie sich nicht nur den Willen, sich auf die chinesischen Zensurauflagen nicht einzulassen, und schwärmt vom Potenzial von eingeblendeten Werbe-Tweets. Jürgen Schitthelm blickt im Gespräch mit Katrin Bettina Müller auf seine Zeit an der Berliner Schaubühne zurück, die er vor fünfzig Jahren mitgegründet hat. Stefan Reinecke trifft sich in Hamburg mit einem mittlerweile in Deutschland lebenden, israelischen Ex-Soldat, der nach dem traumatisierenden Einsatz in Ramallah 2002 die Armee verließ. Bettina Gaus empört sich über die "Rufmordkampagne" gegen Bettina Wulff. Niels Juels gewährt Einblick in sein Sexleben nach seiner Beschneidung mit 18 Jahren. Hannes Vollmuth stellt den Tropfenfotograf Markus Reugels vor. Matthias Lohre porträtiert Wolfgang Schäuble zu dessen 70. Geburtstag als "ewigen Zweiten".
Besprochen werden das neue Album von Bob Dylan und Bücher, darunter Hans-Peter Schwarz' Biografie über Helmut Kohl (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
Und Tom.
Weitere Medien, 15.09.2012
Die FR dokumentiert Judith Butlers Dankesrede zur Auszeichnung mit dem Adornopreis - im Print gekürzt, online in voller Länge. Darin geht sie von Adornos Diktum des unmöglichen richtigen im falschen Leben über die Gewichtung der Betrauerbarkeit von prekarisiertem Leben zur Performanz sozialer Bewegungen: "Eine soziale Bewegung ist selbst eine soziale Form, und wenn eine soziale Bewegung eine neue Lebensweise, eine Form des lebbaren Lebens verlangt, dann muss sie in diesem Moment auch jene Prinzipien umsetzen, die sie verwirklichen will. Das heißt, wenn sie funktioniert, gibt es in ihr eine performative Inszenierung radikaler Demokratie, die allein zum Ausdruck bringen kann, was ein gutes im Sinne eines lebbaren Lebens bedeuten könnte." Inwiefern etwa Hamas und Hisbollah auf gelungene Weise "radikale Demokratie" inszenieren, wird allerdings nicht ersichtlich.
SZ, 15.09.2012
Ach, "crazy old Urheberrecht", schwärmt Tobias Kniebe in einer innigen Liebeserklärung, was wären wir und all die Multimillionäre, die Du zu solchen gemacht hast, nur ohne Dich! Laut Kniebe jedenfalls um ein paar schöne Hoffnungen ärmer: "Das Copyright erlaubt - in seltenen, aber dafür umso spektakuläreren Sonderfällen - das Reichwerden gegen alle Regeln, ganz ohne Taschenrechner und Ochsentour, und ganz ohne Verkauf der eigenen Seele". Solche Urheberrechts-Millionäre repräsentieren "eine symbolische Möglichkeit", aus dem großen Hamsterrad der Existenz schlagartig auszubrechen. Und zwar nicht durch Funktionieren und Bravsein und Buckeln". (Und selbst der Erbneffe kann sein Leben lang auf der faulen Haut leben!)
Weitere Artikel: Peter Richter packt beim Treffen mit dem Germanisten Jost Hermand das Lampenfieber: Wer ihm Guten Tag sage, "schüttelt immer auch dem wirren zwanzigsten Jahrhundert die Hand". Catrin Lorch spricht mit Kasper König über seine Arbeit als Chef des Kölner Museums Ludwig, das er demnächst verlässt. Adrienne Braun freut sich über die Rückkehr von Cranachs lang vermisster "Madonna unter den Tannen" nach Breslau. Helmut Mauró schwärmt von dem jungen Pianisten Daniil Trifonov und dessen "instinkt-schnellem musikalischen Verstand". Hier spielt er Chopin voller Hingabe:
Besprochen werden "Wir erreichen den Fluß" an der Semperoper in Dresden, Armin Petras' Inszenierung der Oper "Katja Kabanowa" am Theater Basel und Bücher, darunter John Jeremiah Sullivans Reportagensammlung "Pulphead" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
In der SZ am Wochenende begegnet Willi Winkler beim Besuch der Documenta den Apfelbildern des Dorfpfarrers seiner Mutter, Korbinian Aigner, dessen Geschichte er in Archiven recherchiert. Alex Rühle singt ein Loblied auf die Privatschule (auch wenn seine eigenen Kinder ein staatliches Gymnasium besuchen). Rebecca Casati versucht zu ergründen, warum derzeit alle Frauen auf "Hollywoods Lieblingsactionproll" Jeremy Renner stehen. Zudem geben die SZ-Redakteure Bio- und Öko-Tipps.
Für die Reportage auf Seite Drei hat Alexander Gorkow den Soulmusiker Bill Withers ausfindig gemacht, der sich 1985 trotz bahnbrechender Erfolge komplett aus dem Musikbusiness zurückzog. Hier spielt er "Lean on Me" live:
Weitere Artikel: Peter Richter packt beim Treffen mit dem Germanisten Jost Hermand das Lampenfieber: Wer ihm Guten Tag sage, "schüttelt immer auch dem wirren zwanzigsten Jahrhundert die Hand". Catrin Lorch spricht mit Kasper König über seine Arbeit als Chef des Kölner Museums Ludwig, das er demnächst verlässt. Adrienne Braun freut sich über die Rückkehr von Cranachs lang vermisster "Madonna unter den Tannen" nach Breslau. Helmut Mauró schwärmt von dem jungen Pianisten Daniil Trifonov und dessen "instinkt-schnellem musikalischen Verstand". Hier spielt er Chopin voller Hingabe:
Besprochen werden "Wir erreichen den Fluß" an der Semperoper in Dresden, Armin Petras' Inszenierung der Oper "Katja Kabanowa" am Theater Basel und Bücher, darunter John Jeremiah Sullivans Reportagensammlung "Pulphead" (mehr in unserer Bücherschau um 14 Uhr).
In der SZ am Wochenende begegnet Willi Winkler beim Besuch der Documenta den Apfelbildern des Dorfpfarrers seiner Mutter, Korbinian Aigner, dessen Geschichte er in Archiven recherchiert. Alex Rühle singt ein Loblied auf die Privatschule (auch wenn seine eigenen Kinder ein staatliches Gymnasium besuchen). Rebecca Casati versucht zu ergründen, warum derzeit alle Frauen auf "Hollywoods Lieblingsactionproll" Jeremy Renner stehen. Zudem geben die SZ-Redakteure Bio- und Öko-Tipps.
Für die Reportage auf Seite Drei hat Alexander Gorkow den Soulmusiker Bill Withers ausfindig gemacht, der sich 1985 trotz bahnbrechender Erfolge komplett aus dem Musikbusiness zurückzog. Hier spielt er "Lean on Me" live:
FAZ, 15.09.2012
Der chinesische Kronprinz Xi Jinpeng war zwei Wochen lang abgetaucht, die chinesische Öffentlichkeit rätselt über die Gründe, während sich die Regierung ausschweigt. Mark Siemons sieht darin "das fortdauernde Selbstverständnis der Regierungspartei als Kampforganisation, die sich nicht die Blöße der geringsten Verletzlichkeit geben will, weder was den ideologischen noch was den physischen Körper ihres Personals betrifft. Lieber nimmt sie die täglich heißer brodelnde Gerüchteküche in Kauf, als der Öffentlichkeit etwas anderes zu präsentieren als die hartleibigste Notwendigkeit und Geschlossenheit."
Weitere Artikel: Michael Hanfeld spricht sich in einer Glosse gegen religiöse Provokationen, aber auch gegen Selbstzensur aus. Swantje Karich zieht eine positive Bilanz der Documenta: "Diese Documenta erzählt nicht, was in den vergangenen fünf Jahren wichtig war oder was wichtig sein wird, sondern sie erzählt nur, was jetzt hier in hundert Tagen war und ist. Was daraus wird, zeigt die Zukunft." Das Hirschkalbfleisch in der Frankfurter "Villa Merton" vermittelt Jürgen Dollase "ein differenziertes Bild, bei dem jede penetrante Spitze eingefangen und ins Gesamtbild eingeordnet wird". Marcus Jauer macht sich anlässlich des Falles von Christian Wulff Gedanken darüber, "was es heutzutage heißt, ein Mann zu sein."
Besprochen werden Barbara Freys Inszenierung von Ibsens "Baumeister Solness" am Schauspielhaus Zürich ("stilsicher und klar", urteilt Martin Halter), ein Konzert von Van Morrison in Düsseldorf (bei dem Edo Reents feststellt: "Unterhaltung ist eine ernste Sache, zumindest, wenn sie so gut ist wie diese") und Bücher, darunter Volker Kutschers Berlin-Krimi "Die Akte Vaterland" (mehr in unserer Bücherschau heute ab 14 Uhr).
Vor hundert Jahren begann der rege Briefwechsel zwischen Franz Kafka und Felice Bauer. In Bilder und Zeiten weist Uwe Ebbinghaus nach, dass Kafka in seinem Bemühen um Austausch zwischen Prag und Berlin bereits Emails, Facebook, Google Streetview und Twitter vorwegnimmt: "Wenn es die Echtzeitkommunikation und das Internet nicht schon gäbe, nach den Bedürfnissen und Träumen des Prager Nerd-Vorläufers könnte man sie entwickeln."
Weiteres: Thomas Speckmann zeigt, dass demokratische US-Präsidenten in Europa zwar traditionell beliebter sind, aber mit republikanischen Präsidenten die Zusammenarbeit besser funktioniere. Besprochen werden CDs, darunter ein neues Album der Pet Shop Boys (in dem sie sich als "die größten Melancholiker der Popmusik" offenbaren, meint Jan Wiele). Mark Siemons sucht im Nationalmuseum am Tiananmen-Platz vergeblich nach einer chinesischen Ideologie und stellt fest: "Das offizielle China hat offensichtlich keinerlei Bild von sich selbst." Don DeLillo unterhält sich mit Thomas David über seinen neuen Erzählungsband "Der Engel Esmeralda" und das Alter.
In der Frankfurter Anthologie stellt Walter Hinck Andreas Gryphius' Gedicht Der Augenblick ein Nadelöhr vor:
"Mein sind die Jahre nicht die mir die Zeit genommen..."
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Vor hundert Jahren begann der rege Briefwechsel zwischen Franz Kafka und Felice Bauer. In Bilder und Zeiten weist Uwe Ebbinghaus nach, dass Kafka in seinem Bemühen um Austausch zwischen Prag und Berlin bereits Emails, Facebook, Google Streetview und Twitter vorwegnimmt: "Wenn es die Echtzeitkommunikation und das Internet nicht schon gäbe, nach den Bedürfnissen und Träumen des Prager Nerd-Vorläufers könnte man sie entwickeln."
Weiteres: Thomas Speckmann zeigt, dass demokratische US-Präsidenten in Europa zwar traditionell beliebter sind, aber mit republikanischen Präsidenten die Zusammenarbeit besser funktioniere. Besprochen werden CDs, darunter ein neues Album der Pet Shop Boys (in dem sie sich als "die größten Melancholiker der Popmusik" offenbaren, meint Jan Wiele). Mark Siemons sucht im Nationalmuseum am Tiananmen-Platz vergeblich nach einer chinesischen Ideologie und stellt fest: "Das offizielle China hat offensichtlich keinerlei Bild von sich selbst." Don DeLillo unterhält sich mit Thomas David über seinen neuen Erzählungsband "Der Engel Esmeralda" und das Alter.
In der Frankfurter Anthologie stellt Walter Hinck Andreas Gryphius' Gedicht Der Augenblick ein Nadelöhr vor:
"Mein sind die Jahre nicht die mir die Zeit genommen..."
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