Die Buchmacher - Archiv

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Die Buchmacher vom 12.04.2005 - buchreport.magazin

Der Buchreport hat, wie in den vergangenen Jahren, "Die 100 größten deutschen Verlage" (mehr) ermittelt. "Die in der Liste aufgeführten Unternehmen sind zwar durchschnittlich nur um schwache 1,1 Prozent gewachsen, doch haben deutlich mehr Verlage ein Umsatzplus erzielt als in 2003", so ein Ergebnis der Untersuchung. Das Ranking lässt zwei Tendenzen erkennen, die in den vergangenen fünf Jahren bereits sichtbar geworden sind: Die Konzentration in der Verlagsbranche schreitet fort, der Einfluss der Fachinformationsriesen und Medienkonzerne aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland wächst.

Immer weniger Titel erwirtschaften in den Verlagshäusern immer mehr Umsatz. Belegen kann das der Buchreport anhand der Spiegel-Jahresbestsellerliste Belletristik. Vergangenes Jahr belief sich der Umsatzanteil der ersten zehn Titel auf 37,5 Prozent (gemessen an den "Top 100"-Titeln). In 2003 kamen die ersten zehn Titel der Bestsellerliste - Harry Potter sei Dank - sogar auf 47,7 Prozent (ebenfalls in Bezug auf den Gesamtumsatz der "Top 100"). "Eine Entwicklung, die Risiken birgt", betont das Branchenmagazin und rät den Buchmachern zu einer veränderten Programmpolitik. Entschärfend könne sich eine Reduzierung des Novitätenausstoßes auswirken. Weniger Titel bedeute: mehr Marketing-Geld für das restliche Programm, größere Kapazitäten, um Midlist-Titel anzuschieben - auch wenn der Weltbestseller ausbleibe.

Beispiele für ein misslungenes Lektorat von Büchern gibt es in der nicht allzu fernen Vergangenheit einige. Ted Honderichs "Nach dem Terror" (Suhrkamp), Thor Kunkels "Endstufe" (erst Rowohlt, dann Eichborn Berlin) und Nina Zamars "Ich musste auch töten" (Kindler, Auslieferung eingestellt) sind dem Buchreport eingefallen. Kurz vor der Leipziger Buchmesse hat sich die öffentliche Kritik an Deutschlands Lektoraten nochmal gemehrt. Sie ließen sich von Instinkten statt Konzepten leiten, viele Bücher würden in den Verlagen gar nicht mehr lektoriert, hieß es. Gründe für die Lektorats-Misere hat der Buchreport an der fehlenden Ausbildung für angehende Lektoren, den nicht klar definierten Programmlinien und dem immer größer werdenden Aufgabenkatalog für die Lektoratsmitarbeiter ausgemacht.
Comic-Helden haben in Deutschland traditionell einen schweren Stand, fristen im Gegensatz zu anderen Ländern - etwa Frankreich - einem Nischendasein. Langsam scheint sich jedoch etwas zu bewegen: Auf dem Markt der literarischen Comics hat der Buchreport eine Trendwende bemerkt.

Meldungen: Unter Vorleser.net haben Johannes M. Ackner und David Fischbach ein Internetportal gestartet, von dem Hörbücher kostenlos als MP3-Datei auf die eigene Festplatte übertragen werden können. Weltrekordversuch im Auftrag des Gabal Verlags: Geplant ist, dass am 5.5.05 55 Autoren - auf der Zugspitze - in weniger als 555 Minuten ein 55 Kapitel umfassendes Buch, das innerhalb von 555 Stunden lektoriert und ausgeliefert werden soll, schreiben (mehr). Wuppertaler Wissenschaftler haben einen Scanner entwickelt, der Bücher digitalisiert und Blinden kostengünstig zugänglich macht. Am 11. Juni, rechtzeitig zum Kino-Start der Verfilmung des Roald Dahl-Kinderbuch-Klassikers "Charlie und die Schokoladenfabrik", eröffnet das Roald-Dahl-Museum in Great Missenden (Buckinghamshire).

Die Buchmacher vom 08.11.2004 - buchreport.magazin

Der Buchreport gibt zum vierten Mal seinen Filialatlas heraus. Darin benennt er drei Trends der letzten Jahre, von denen er vermutet, dass sie die Strategien der großen Buchhandelsketten auch in Zukunft bestimmen: Die Verkaufsfläche pro Buchhandlung nimmt zu, Filialisten eröffnen mehr neue Buchhandlungen in Mittelstädten als in Großstädten, und wo neue Einkaufszentren entstehen, gehören die Ketten zu den potenziellen Mietern (unter Umständen geben sie im Tausch für eine Großfläche in diesen Centern eine andere Fläche am selben Standort auf). Kurz- und mittelfristig könnte sich die Frage stellen, ob deutsche Filialisten auch Gebrauchtbücher anbieten - in den USA machen diese, an der Stückzahl gemessen, bereits sieben Prozent des Umsatzes aus.

Der Buchreport hat eine Auflistung der Internetauftritte von Schriftstellern gemacht. Während die Schriftsteller selbst unterschiedlich über die Webseiten denken ("So wie man sich ein Urlaubsbudget anlegt, muss man als Autor auch ein Budget für die Pflege der Homepage kalkulieren", findet Matthias Politycki (mehr) ganz selbstverständlich, Hans Pleschinski steht dem Medium distanziert gegenüber: "Ich habe das Gefühl, Literatur und eine Website passen so gut zusammen wie Literatur und der Jahrmarkt."), sehen die Verlage schon den Vermarktungsvorteil. Aber obwohl das Erstellen einer professionellen Internetseite recht preisgünstig ist (mehr beim Perlentaucher), wägen sie ihren Einsatz für einzelne Autoren hinsichtlich Aufwand und Ertrag sorgfältig ab. Für Andreas Kurzal von C.H. Beck müssen für eigene Internetseiten geeignete Autoren mit ihren Werken voraussichtlich eine große Käufergruppe ansprechen, außerdem sollten sie Deutsch verstehen und schreiben können, um mit den Besuchern der Website zu kommunizieren.

Schnäppchenjäger-Mentalität, Hardcover-Preise und Billigbuchaktionen der überregionalen Zeitungen haben die Taschenbuchverlage unter Zugzwang gesetzt. "Sie wollen zum einen weniger Novitäten auf den Markt bringen und zum anderen Autoren in Taschenbuch-Originalausgaben bessere Debüt-Chancen verschaffen", beschreibt der Buchreport die neue Taktik. Weitere einschneidende Veränderung für den Taschenbuchmarkt: Immer mehr Verleger achten darauf, dass sich Hardcover-Novitäten als Taschenbücher eignen, um sie im eigenen Haus weiter verwerten zu lassen.

Die Förderung von Kleinverlagen hat sich die von Wunderhorn-Verleger Manfred Metzner und dem ehemaligen Kulturstaatsminister Michael Naumann vor vier Jahren initiierte Kurt-Wolff-Stiftung auf die Fahnen geschrieben. Wesentliches Ziel der Stiftung ist es, schreibt der Buchreport, den unabhängigen Verlagen in der Öffentlichkeit und auf dem Buchmarkt - zum Beispiel im Dialog mit dem Börsenverein oder den Barsortimenten - eine Stimme zu verleihen. Metzner formuliert es als Vorstandsvorsitzender der Stiftung so: "Letzlich kompensieren wir die Schwäche des Börsenvereins, kleine Verlage zu unterstützen." Sorgen bereitet den engagierten Stiftern das wacklige finanzielle Fundament, auf denen ihre Arbeit steht: Zum Geburtsfehler, mit zu wenig Stiftungskapital zu starten, sei in den Folgejahren die Schwierigkeit hinzugekommen, Zustifter und Spender zu finden.

Der Buchreport weiß, wer nach Bekanntgabe des neuen Booker-Prize-Trägers erleichtert war.

Die Buchmacher vom 13.09.2004 - buchreport.magazin

Bei den Filialisten geht der Trend zu den so genannten Schnelldrehern: In die Regale kommen nur "Bücher der Saison", nach dem Grundsatz: Je geringer die Lagerzeit eines Buches, desto wirtschaftlich rentabler ist es. Ältere Bücher werden auf Wunsch eines Kunden nur noch beim Barsortiment bestellt. Buchreport-Redakteurin Brit München sieht diese Entwicklung kritisch. "Gerade in der Tiefe des Sortiments liegt die Chance, dem Umsatzanteile gewinnenden Online-Handel die Stirn zu bieten", gibt sie auf der Meinungsseite zu bedenken. Nicht der Umsatz pro Quadratmeter könnte auf lange Sicht entscheidend sein, sondern die Kundenbindung.

Buchhandelsketten-Chef Heinrich Hugendubel hat das Für und Wider der Preisbindung in wenigen Worten zusammengefasst: "Als Kulturmensch empfinde ich sie als sehr, sehr wichtig, als Kaufmann eher als schädlich." Der Preisbindung verdanke Deutschland bis heute das dichteste Buchvertriebsnetz der Welt, heißt es in der Buchreport-Analyse. In Ostdeutschland, wo nahezu alle Einzelhandels-Branchen unter anhaltendem Konzentrationsdruck stünden, ließe sie, im Gegensatz zu Lebensmittelgeschäften oder Drogerien, die Buchhandlungen überleben. Für die großen Buchhändler wird der Angebotsbereich - Sonderausgaben, Mängelexemplare, gebrauchte Bücher oder Bücher, bei denen nach (meist) anderthalb Jahren die Preisbindung aufgehoben wurde - immer wichtiger, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Chronisches Nörglertum und der Überdruss an gängiger Literaturware sind, nach eigenen Angaben, der Motor für ihre Arbeit: Hans Magnus Enzensberger (zuständig für die Auswahl) und Franz Greno (Gestaltung) geben seit 20 Jahren jeden Monat ein besonderes, vergessenes oder zu entdeckendes Buch in der "Anderen Bibliothek" heraus, im November den 240. "Jubiläums"-Band. Nicht nur die Langatmigkeit der beiden Macher, auch das Konzept der Reihe wirke aus heutiger Sicht, auf einem von Preisbrechern beherrschten Markt, erfrischend anachronistisch, bemerkt der Buchreport. Der mit 200.000 Exemplaren meist verkaufte Band der Reihe ist übrigens von Enzensberger selbst (unter dem Pseudonym Thalmayr) verfasst worden: "Das Wasserzeichen der Poesie".

Über Ursachen von und Strategien gegen Schreibblockaden spricht Jerrold Mundis im Buchreport-Interview. "'Writer's Block' bezeichnet nicht die Unfähigkeit, sondern eher die Wahl, nicht zu schreiben", klärt Mundis auf. "Diese Entscheidung findet im Unterbewusstsein statt." Unbewusste Gründe seien Perfektionismus, die Angst, Wörter aufs Papier zu bringen und mit dem Schreiben verbundene Ziele, wie reich und berühmt zu werden. Zur Korrektur der Blockade empfiehlt Mundis den Autoren, das Schreiben als "simplen Akt des Aneinanderreihens von Wörtern" zu begreifen. Die gehemmten Schreiber sollten sich die unwahren Mythen über den Beruf klarmachen und einen Text-Entwurf vom ersten bis zum letzten Wort, ohne zwischendurch "zu polieren", schreiben.

Neuigkeiten aus der Druckbranche: Inspiriert von der Pizza im Pappkarton, packt Mohn Media Bücher und Kataloge jetzt schneller ein als die Mitbewerber. Wieviele pro Minute und wer langfristig zum Kundenkreis der Gütersloher gehören wird, hier.

Die Buchmacher vom 09.08.2004 - buchreport.magazin

Im Buchreport-Interview verabschiedet sich Verleger Christian Strasser, Jahrgang 1945, aus der Branche. Tief enttäuscht ist er über die Filetierung seiner ehemaligen Verlage Ullstein Heyne List (heute zu Bonnier und Random House gehörend), die er selbst mit zehn seiner Mitarbeiter und Hilfe von Investoren hatte kaufen wollen: "Es ist schmerzhaft zu sehen, wie das, was wir alle mit großer Identifikation und Leidenschaft aufgebaut haben, einem aus der Hand genommen, geteilt und in großen Bereichen auch zerstört wurde."

In diesem Jahr feiert Arche 60-jähriges Bestehen. "Männlich" war der Zürcher Verlag bis Anfang der 1980er Jahre - Gertrude Stein bis dahin die einzige Schriftstellerin -, altmodisch und uneffektiv. Nach der Verlagsübernahme durch Elisabeth Raabe und Regina Vitali vor 22 Jahren sei aufgeräumt, dem kleinen Literaturverlag behutsam ein neues Profil verpasst worden, blickt der Buchreport zurück. Mut hätten die beiden "Verlegerinnen der alten Schule" für Experimente gehabt, etwa bei der Verbindung von Sachbuch und Belletristik. Wirtschaftlich schwierig sei es 1987, nach der Übernahme des Luchterhand Literaturverlags (heute unter dem Dach von Random House), gewesen. Denn: Oberste Priorität hat für Raabe und Vitali seit jeher verlegerische Unabhängigkeit.

An die Zukunft der Gesamtausgaben, den "letzten Luxus des Literatur-Betriebs" (Buchreport), glaubt Verleger Michael Klett. Auch unter Nicht-Bildungsbürgern sei es zu einer Prestige- und Lifestylefrage geworden, sich die aufwändigen Editionen ins Regal zu stellen. Das Postbildungsbürgertum werde von den Verlagen nicht mehr so leicht erreicht - da nicht ganzheitlich "gebildet", sondern auf bestimmte Kulturbereiche spezialisiert -, aber auch dort entstehe eine Nachfrage. Klett: "So ist es gegen alle Voraussagen erstaunlich, wie verhältnismäßig gut literarische Verlage noch existieren können."

Kinderbücher werden immer internationaler, der deutsche Kinderbuch-Herbst spricht, zieht man in Betracht, was die Verlage eingekauft haben, Englisch. "Die Kinderwelten gleichen sich in einer durch Medien und Internet zusammenrückenden Welt einander an, das macht auch Bücher universaler", beschreibt Hanser-Verlagsleiter Friedbert Stohner im Buchreport-Spezial "Kinder- und Jugendbuch". Zunehmend schwerer werde es, so die Erfahrung der Lizenzabteilungen vieler Kinderbuchverlage, eigene Titel auf ausländischen Märkten zu platzieren. Am ehesten punkten deutsche Verlage dort mit Fantasy-Titeln.

Die Buchmacher vom 10.05.2004 - buchreport.magazin

Fakt 1: Publikumsverlage können mit ihren Hardcover-Produktionen nur überleben, wenn sie die Erfolge der gebundenen Bücher mit einer Zweitverwertung als Taschenbuch krönen. Für diese "Binsenweisheit" hätte Bertelsmann-Tochter Random House bei der Zerschlagung des ursprünglichen Konglomerats Ullstein Heyne List im vergangenen Jahr sogar kostspielige Zugeständnisse gemacht, erinnert sich der Buchreport. (Heyne ging an Bertelsmann, die anderen Verlage an Bonnier - die Bertelsmänner sind nun mit großem Abstand führend auf dem Taschenbuchsektor.) Fakt 2: Nur Optimisten sehen das Taschenbuch weiterhin als Wachstumsfeld der Branche. In 2003 seien die Umsätze der größten Taschenbuchverlage zwar wieder leicht gestiegen, ist das Ergebnis einer groß angelegten Marktanalyse des Buchreports, demgegenüber habe es aber rund 500 Titel weniger als im Vorjahr gegeben. Der Schluss liegt nahe, dass die gestiegenen Umätze hauptsächlich auf einer Erhöhung der Ladenpreise beruhen.

Ein paar Zahlen vom deutschen Taschenbuchmarkt 2003: Die Zahl der Novitäten sank um 7,82 Prozent auf 5637 Titel. DTV war mit 505 Titeln der Verlag mit den meisten Neuerscheinungen. Die Random House-Verlagsgruppe (inklusive Heyne) erzielte mit 174,9 Millionen Euro den größten Umsatz. Goldmann hatte die meisten Nummer 1-Titel in der Gong-Bestsellerliste. Suhrkamp verfügte mit 5240 Titeln über die größte Backlist. Ein Roman kostete durchschnittlich 8,42 Euro, ein Sachbuch 10,43 Euro.

"Literatur light" ist im Kommen. Schüler und Lehrer scheinen nur darauf gewartet zu haben. Nachdem der Cornelsen Verlag mit der Reihe "...einfach klassisch" den Kanon der literarischen Klassiker orthografisch und stilistisch auf den Stand der Zeit gebracht hat, wird seit vergangenem Jahr in dem von zwei Ex-Bild-Journalisten gegründeten "Moderne Zeiten"-Verlag alten Schinken ein Relaunch (hier ein Überblick des aktuellen Angebots) verpasst. Erfolgreich, denn vom ersten Band der "klassik modern"-Reihe, "Die Räuber", verkauften "Moderne Zeiten"-Macher Thomas Kuehn und Jochen Dersch innerhalb weniger Monate die Startauflage von 10.000 Exemplaren. Sprachwissenschaftler sehen rot: "Angebote zur Bequemlichkeit machen den Kopf simpel und dumm", warnt ein Bonner Germanist im Buchreport.

Ein neues literarisches Genre kristallisiert sich - an Verlagen und am stationären Buchhandel vorbei - mit den so genannten Weblogs heraus. In den Internet-Logbüchern findet eine "Literarisierung der unmittelbaren Gegenwart" statt, auf die ein "weltweites Lesepublikum, unabhängig von Auflagenhöhen, Werbeinvestitionen oder Geschmacksvorlieben des Buchhandels zugreifen kann", beschreibt der Buchreport. Buchverlage unterschätzten die Konkurrenz aus dem Internet, erklärt ein Autor mit Pseudonym Don Alphonso. "Die klassische Buchwerbung und Rezensionen kommen heute bei jungen Lesern nicht mehr an. (...) Zehntausende schreiben sich im Web einen Wolf, Zigtausende lesen das. Es gibt also einen Bedarf, einen Markt - aber die Verlage, Lektoren und Agenten sind zu dumm, zu arrogant, zu faul, sich damit zu beschäftigen." Autoren, die im Internet schreiben, sind unter anderem Else Buschheuer (mehr), Neil Gaiman (mehr), Alban Nikolai Herbst (mehr) und Ingo Niermann (mehr).

Dass Autoren Entscheidungsträger ihres Verlages sind, gibt's nicht oft. Ein Beispiel ist Schöffling in Frankfurt: Dort bildet die Autorenschaft eine "aktive Community", die an wichtigen Verlagsentscheidungen beteiligt und aus der heraus der Nachwuchs gefördert wird. Verleger Klaus Schöffling fährt gut damit. Burkhard Spinnen habe ihn auf Juli Zeh und Franziska Gerstenberg aufmerksam gemacht, Inka Parei sei eine Empfehlung von Katja Lange-Müller gewesen, erzählte Schöffling dem Buchreport. Bisher habe ihm kein anderer Verlag einen deutschen Autoren abgeworben, freut er sich. Literarischen Nachwuchs zu halten und die Kontinuität eines Werkes zu begründen sei eine Kunst.

Die Buchmacher vom 05.04.2004 - buchreport.magazin

Nach den "100 größten deutschen Buchhandlungen" (siehe Archiv) widmet sich der Buchreport den 100 größten deutschen Verlagen und stellt fest: "Die großen Buchhandelsfilialisten wachsen, die Verlage stagnieren. Die Sparten driften auseinander." Die Umsatzentwicklung im Ranking der Buchhandlungen habe bei stolzen +5,8 Prozent gelegen, die der Verlage bei gerade mal +1,7 Prozent. Und selbst dieser schmale Zuwachs sei wesentlich das Ergebnis einer Großfusion (Westermann) und eines Bestsellers ("Harry Potter V"), erläutert David Wengenroth. "Ohne diese beiden Ergebnisse hätte der Durchschnittsumsatz der Branchengrößten ein Minus von 0,6 Prozent ergeben." Wengenroth befürchtet, dass aus dem traditionellen Miteinander von Buchhandlungen und Verlagen ein dauerhaftes Gegeneinander werden könnte, wenn die Verlage nicht auf breiter Front wieder Tritt fassten.

Hier
eine Liste der "Top 100"-Verlage.

Alexander Fest, seit zwei Jahren an der Spitze der Rowohlt-Verlage, spricht sich im Buchreport-Interview für konservative Verlegertugenden aus. "Die Arbeit muss vermutlich noch persönlicher, und in dieser Hinsicht altmodischer, werden - auch im eigenen Haus", erklärte Fest. Angesichts des unübersichtlich gewordenen Buchmarkts würden deutliche Profile verlangt. Sich an Trends zu hängen, habe zu einer Reihe von Misserfolgen bei den Verlagen geführt: "Erfolge sind in diesem Geschäft nicht berechenbar."

Der Rundumschlag gegen "immer schlechter werdende Übersetzungen", bei dem im Spiegel Ende Februar "John Henry Days" und "Die Korrekturen" herhalten mussten, lässt die Diskussion um Urhebervertragsrecht und Übersetzerhonorare wieder aufleben. Die Argumente seien ausgetauscht, so die vorläufige Bilanz des Buchreports, die Fronten verhärtet, die Verhandlungen steckten in einer Sackgasse. Jetzt zweifelten die Verleger an, ob der Verband der Literaturübersetzer überhaupt befugt sei, für alle Übersetzer zu sprechen. "Eine allgemeine Festsetzung der Vergütungsregeln kann der Vielschichtigkeit der Branche kaum gerecht werden", wetterte Random House-Justiziar Rainer Dresen.

Die Buchmacher vom 08.03.2004 - buchreport.magazin

Den Buchhandel als Schauplatz zweier konkurrierender Konzepte nimmt Peggy Voigt in ihrem Einleitungskommentar unter die Lupe: "Noch haben beide, große Buchkaufhäuser wie kleine Filialen, ihre Berechtigung." Das aktuelle Buchreport Ranking "Die 100 größten Buchhandlungen" zeige zwei Königswege, die zum Erfolg führten: ein üppiges Angebot auf großen Verkaufsflächen oder, wie beim Discounter, eine Spezialisierung auf kleine Flächen und das Niedrigpreissegment. Beide Entwürfe seien nicht vergleichbar, bemerkt Voigt. Gäbe es keine Preisbindung, dann ließe sich das "Aldi-Prinzip" auf kleinen Flächen schneller umsetzen, früher oder später würden aber die Filialisten mit großen Flächen folgen.

Die 100 größten Buchhandlungen im deutschsprachigen Raum sind 2003 im Gegensatz zur Branche gewachsen - ein Ergebnis des Buchreport Rankings (mehr). Marktführer bleibt nach Buchreport-Recherchen Thalia mit einem Jahresumsatz von 382,9 Millionen Euro (plus 18 Prozent), gefolgt von Hugendubel mit 216,2 Millionen Euro (plus 3,2 Prozent) und Weltbildplus mit 216 Millionen Euro (plus 16,8 Prozent). Die größte Internet-Buchhandlung Deutschlands ist Amazon mit einem geschätzten Umsatz von 520 Millionen Euro (plus 49 Prozent). Der Anteil der "Top Ten"-Buchhandlungen am Gesamtumsatz der Branche liegt in Deutschland bei 14,3 Prozent. Verglichen mit dem Buchhandelsriesen Fnac in Frankreich, der einen Marktanteil von 15,8 Prozent hält, ist das wenig.

Das Prinzip "zwei Drittel Marketing, ein Drittel Inhalt" gewinnt Überhand, wenn man Trendforscher Andreas Steinle, vom Buchreport nach seinen Aussichten für 2004 befragt, Glauben schenkt. Bücher, insbesondere von Prominenten, würden per medialem Durchlauferhitzer (zum Beispiel Bild) ins Gespräch gebracht. "Andererseits werden Bücher zunehmend wie Wurst und Obst von Discountern vertrieben - eine bruale Ausrichtung nach Geschmack und Kaufverhalten ist daher zu erwarten." Peter Wippermann, Geschäftspartner von Steinle, ahnt: "Bücher drehen sich nicht mehr um die Welt, sondern um Themen, die mehrheitsfähig sind."

Mit der "romantischen Vorstellung", dass es in kleineren Verlagen um hehre Kunst, in Konzernen nur um Kapital und Rendite gehe, will Goldmann-Chef Georg Reuchlein im Buchreport-Interview aufräumen. "Verlegerisches Ziel ist allein das gute Programm." Kleinverleger müssten ebenso sensibel Geschäft und Qualität ausbalancieren wie große Verleger - auch wenn er selbst, das Gütersloher Netz unter sich, auf etwas sichererem Fuß stehe.

Die Buchmacher vom 09.02.2004 - buchreport.magazin

Die Verlage gehen in wirtschaftlich schlechten Zeiten auf "Nummer Sicher": Immer häufiger kopieren sie mit ihren Novitäten die Erfolge anderer Häuser. Den Buchhändlern gefalle der Trend nicht, zitiert der Buchreport einen Sortimenter. Man nehme ihn zwar gelassen hin, solange der Umsatz durch die Titel der Kopisten steige. "Ärgerlich ist die Entwicklung, weil die guten Ideen meist von kleinen Verlagen stammen - und die Großen mit ähnlichen Titeln von einer kreativen Lösung profitieren."

Eine Frühjahrs-Neuererscheinung könnte in Gütersloh für besonderen Zündstoff sorgen: Thomas Schulers 280-seitiges Porträt "Die Mohns" (Campus). Bislang strikt Verhülltes solle über die Familie hinter dem Bertelsmann-Konzern sichtbar werden, erzählte der Autor dem Buchreport. Die zentralen Personen hätten Schuler allerdings nicht vorgelassen. "Als Informanten dienten Mitglieder der Familie und des Konzern-Managements." Bis zur Veröffentlichung im März bleibt die Frage, wie viel Brisantes die Informanten wohl an die Öffentlichkeit lassen.

Campus-Chef Thomas Carl Schwoerer sammelt privat Verlegerbiografien und Verlagsgeschichten. Am meisten gelernt habe er aus den Erinnerungen von Fritz Molden ("Der Konkurs") und Bennett Cerf ("At Random"), einer Pleiten- und einer Erfolgsgeschichte, berichtete Schwoerer dem Buchreport. "Ups" and "Downs" hat der Frankfurter im eigenen Haus erlebt: Nachdem 2001 in Folge der Börsenkrise der Markt für Börsenbücher drastisch eingebrochen war, bescherte ihm das Folgejahr mit "Simplify your life" einen Millionenseller und den größten Erfolg der Verlagsgeschichte.

Konservativismus wirft Typograf Gerard Unger deutschen Verlegern vor. Was die Schriften angehe, liege Design-Müdigkeit im Trend. Die Nachlässigkeit vieler Verlage lasse sich möglicherweise durch eine gravierende Lücke in der Leseforschung erklären. Mit typografischem Gespür, so Unger, ließe sich nicht nur der Lesbarkeit der Bücher verbessern. Schriften stifteten auch Identität, sie böten dem Leser die Möglichkeit - etwa durch das Etablieren einer Hausschrift - Verlage zu erkennen.
Stichwörter: Verlagsgeschichte

Die Buchmacher vom 19.01.2004 - buchreport.magazin

Der Buchreport hat sich die Mühe gemacht, Literaturbeilagen aus den vergangenen vier Jahren zu analysieren. Das Ergebnis lässt aufhorchen, denn die Neuerscheinungen kleinerer Verlage finden demnach wenig Beachtung. Während viele Zeitungen ihre Beilagen abgespeckt hätten, seien unter den Top 10 der Verlage mit den am häufigsten rezensierten Büchern nur mittlere und große Verlage mit hohem Novitätenausstoß. Unterrepräsentiert in dieser Riege bliebe jedoch Random House. "Die Rezensenten scheinen erhebliche Vorbehalte gegen die Programme des Buchgiganten aus München zu haben."

Vier neue TV-Literaturmagazine sind in den vergangenen zwölf Monaten auf Sendung gegangen - ein Trend, könnte man meinen. "Fernsehmacher hassen Literatursendungen", glaubt Gert Scobel, Anchorman des 3sat-Magazins "Kulturzeit" und zwei Jahre Moderator der mittlerweile eingestellten HR-Reihe "Bücher Bücher". Mit Büchersendungen ließen sich keine hohen Quoten erzielen, erzählte Scobel dem Buchreport. Sie müssten als Feigenblatt der Öffentlich-Rechtlichen herhalten. "Vor allem im Kontext der jetzigen Gebührendiskussion würde es mich nicht wundern, wenn neue Alibi-Buchsendungen entstehen."

Eine Konkurrenz fürchteten die Sortimenter nicht, damals, als Amazon vor fünf Jahren deutsches Terrain betrat. Heute liegt der Internet-Versandhändler mit einem "geschätzten Umsatz von 350 Millionen Euro", so der Buchreport, mit Branchenprimus Thalia gleich auf. Im dritten Quartal des letzten Jahres habe der Gesamtkonzern Amazon erstmals außerhalb des Weihnachtsgeschäfts schwarze Zahlen geschrieben. "Bei einem Umsatz von mehr als fünf Milliarden Dollar erwarten Analysten für das Geschäftsjahr 2003 zum ersten Mal einen Jahresgewinn."

Viele Verlagsjubiläen stehen in diesem Jahr an. Der 40. Wagenbach-Geburtstag ist insofern ein besonderer, da der Verlag seit seiner Gründung unabhängig ist. Der Literatur gegenüber "Respekt bewahren" und den "Stallmief außen vor lassen", mit diesen Zielen sei Klaus Wagenbach, Ex-Lektor von Günter Grass, in 1964 als Verleger angetreten, schreibt der Buchreport. Branchenkenner hätten ihm keine Chance gegeben. "Junge, du wirst verkaufen müssen, mach es lieber gleich", hatte Heinrich Maria Ledig-Rowohlt dem Jungverleger geraten.

Die Buchmacher vom 08.12.2003 - buchreport.magazin

Die Schnelllebigkeit der Gesellschaft ist auf den Buchmarkt übergesprungen. Wie es Bücher von heute auf morgen in die Bestsellerlisten geschafft haben, zeigt der Buchreport in seiner Analyse auf. Ein besonderes Talent hat Moderatorin Elke Heidenreich bewiesen: 18 von 20 in ihrer "Lesen!"-Sendung empfohlenen Titel haben sich in den Spiegel-Bestsellerlisten einen Platz erobert. Die Bild-Zeitung machte die Bücher des Dalai Lama, des Papstes und von Dieter Bohlen mit Vorabdrucken zu Verkaufsschlagern. Bei Autoren wie Wladimir Kaminer, Michael Moore, Allan und Barbara Pease steigerte eine geschickte Selbstinszenierung den Marktwert ihrer Bücher.

Europa-Verleger Vito von Eichborn packt im Buchreport über den Börsenverein aus: "Es ist eine Branchenlüge, dass die Sparten aufeinander Rücksicht nehmen würden, weil sie auf dem selben Ast säßen." Das sei wie bei einer großen Familie - hinter dem Rücken der nicht Anwesenden werde immer heftig gesägt. Und: "Beim nächsten Familientreffen umarmen sich alle. Das geht so: Alle reden aufeinder ein. Keiner hört dem anderen zu. Dann fahren sie glücklich nach Hause, weil sie sich mal wieder ausgesprochen haben."

In Genossenschaften finden kleine, unabhängige Buchhandlungen Hilfe, etwa wenn es darum geht, Vorteile dieser Buchhandlungen herauszuarbeiten und deren Zielgruppen anzusprechen. Linda Broszeit aus dem Vorstand der Leistungsgemeinschaft (LG) Buch (mehr) stellt klar, "dass Buchhändler nicht ihre Eigenständigkeit verlieren, wenn sie sich ihrer Organisation anschließen". Hier gebe es tatsächlich eine psychologische Hemmschwelle, die aber jeder überwinden sollte. Broszeit glaubt, dass kleine Sortimenter auf Dauer nur in Gemeinschaften wie ihrer Genossenschaft überleben können. Mehr.