Wolfgang Wolters

Architektur und Ornament

Venezianischer Bauschmuck der Renaissance
Cover: Architektur und Ornament
C.H. Beck Verlag, München 2000
ISBN 9783406459061
Gebunden, 320 Seiten, 70,56 EUR

Klappentext

Mit 259 Farb- und Schwarzweißabbildungen. Aus jahrelanger Vertrautheit mit den Bauten Venedigs lenkt Wolfgang Wolters die Aufmerksamkeit auf deren typische Formen: die Fußböden und Decken, Fassadenmalereien und Marmorverkleidungen, die Ausmalung der Wohnräume, die Türen, Tapeten, Gitter und Kamine. Neben Baumeistern und Architekten treten Bildhauer und berühmte Maler als Entwerfer des Bauschmucks hervor. Die venezianische Baupraxis, spezifische Materialien, der Einfluß zeitgenössischer Traktate auf die Bauten und das spannungsreiche Verhältnis zwischen Bauherrn und Künstler, werden an zahlreichen Beispielen eingehend erläutert. Die hier vorgelegte systematische Dokumentation schärft den Blick für die Architektur Venedigs und ihren einzigartigen Schmuck. Darüberhinaus hebt sie einen Formen- und Ornamentschatz erneut ins Bewußtsein, der spätestens seit der Postmoderne auf wachsendes Interesse stößt. Vor allem aber wendet sich das Buch an die Freunde der Stadt. Es lädt ein zu eigenen Entdeckungen in Venedigs Straßen, Häusern, Palästen und Kirchen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 25.01.2001

Wer sich für venezianischen Bauschmuck der Renaissance interessiert und entzückt eine Neuerscheinung zu diesem Thema registriert, wird hier enttäuscht werden, meint Rezensent Rudolf Maria Bergmann. Es sei denn, er begnügt sich mit der umfangreichen Bebilderung des Bandes, die dem Leser einen Blick auf Kunstwerke erlaubt, die sich dem gemeinen Touristen vor Ort wohl leider meist entziehen. Den Text findet Bergmann über weite Strecken jedenfalls unergiebig. Das Spannungsverhältnis zwischen Architektur und Bauschmuck werde nicht thematisiert, auch vermisse man einen Blick auf die Kunst der "Terra ferma". Anstelle der Darstellung politischer und gesellschaftlicher Zusammenhänge findet man "selbstgenügsame Detailforschung". Alle Erläuterungen sind nur verständlich bei einer gehörigen Portion von Vorkenntnissen, warnt Bergmann. Es stellt sich die Frage, ob die seiner Meinung nach gelungenen Kapitel über Decken und Fußböden die Mängel des Buches am Schluss noch aufwiegen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.01.2001

Helmut Färber sieht in diesem Buch über die Renaissancearchitektur Venedigs einen Mangel der "heute vornehmlich betriebenen Kunstwissenschaft" behoben. Denn im Gegensatz zur gegenwärtigen Kunstgeschichte übe sich der Autor in der genauen Wahrnehmung. Er hat ein "geschärftes Auge für historische Formen" und reflektiert sie auch angemessen, lobt der Rezensent. Etwas verquast schwärmt Färber von "einem sehr großen Reichtum im Einzelnen und Einzelnsten" und preist nach anfänglicher Irritation die große Zurückhaltung des Autors, Wertungen vorzunehmen oder sich an der "Theoriebildung" zu beteiligen. Hervorhebenswert scheint ihm auch die Menge und Qualität der abgebildeten Fotos, die Wolters zum Teil selbst gemacht hat. Abschließend preist der Rezensent in etwas befremdlichem hymnischen Ton das Buch für die darin betriebene "einzig wahre Kunstwissenschaft".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.09.2000

Erwin Seitz beginnt seine Rezension dieses Bandes mit einer Reflexion über das Ornament in der Architektur, das seit Adolf Loos` berühmtem Aufsatz "Ornament und Verbrechen" Anfang des 20. Jahrhunderts in Verruf geraten sei, sich aber immer wieder "Hintertürchen" auch in die neuere Architektur gesucht habe. Vor diesem Hintergrund liest er auch Wolters` Buch, das sich nach seinem Bericht auf ganz andere Weise mit venezianischer Renaissance-Architektur beschäftigt als andere Bänder zum Thema. Während in konventionellen Studien meist frontale Abbildungen ganzer Gebäude den Betrachter überwältigen sollen, so Seitz, geht Wolters mit Vorliebe ins Detail. Venedig biete dabei die Besonderheit, dass die Ornamentik meist Bildhauern oder Handwerkern überlassen wurde, so dass Wolters behaupten kann, sich mit Bereichen des Bauens zu beschäftigen, "die dem Zugriff des Architekten entzogen sind". Hier vermisst der Rezensent allerdings einen reflektierenden Zugriff des Autors, der die "Möglichkeit verstreichen (lässt), das grundsätzliche Spannungsverhältnis zwischen Architektur und Ornamentik kritisch zu erörtern". Kein einziger Grundriss wird in dem Band geboten, moniert Seitz, Form und Verzierung würden nicht ins Verhältnis gesetzt. Dennoch hat Seitz das Buch mit Gewinn gelesen, und er lobt die Kapitel über die extrem form- und phantasiereichen Decken und Böden in Venedig als besonders instruktiv. Interessierte Leser warnt Seitz allerdings, dass Wolters ein gehöriges Maß an Kenntnis der italienischen Baukunst in der Renaissance voraussetzt. Die Abbildungen des Bandes nennt Seitz "hervorragend".
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