Wolfgang Herles

Die Dirigentin

Roman
Cover: Die Dirigentin
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2011
ISBN 9783100331878
Gebunden, 240 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Staatsminister Stein ist von seiner Parteichefin, der Bundeskanzlerin Christina Böckler, abserviert worden. Nun lebt er seine Leidenschaft für klassische Musik aus. Als er die Dirigentin Maria Bensson kennenlernt, beginnt er, ihr nachzureisen. Ist ihre Macht über die Musik das schöne Gegenbild zur kalten Macht der Kanzlerin? In Berlin erlebt Stein die Produktion von Wagners "Rheingold", einer Oper über den Missbrauch von Macht. Als sich eine Intrige entspinnt, deren Opfer Maria zu werden droht, verschafft er ihr die Bekanntschaft der Kanzlerin. Aber statt ihm dankbar zu sein, verbündet sich die Dirigentin mit der Politikerin. Steins Schicksal ist besiegelt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.08.2011

Das Wort "peinlich" fällt erstaunlicherweise nicht in Michael Stallknechts Verriss von Wolfgang Herles' Roman. Aber es steckt in jedem Satz. Stallknechts Eingangsfrage: Wieso nur muss jemand, der bereits als TV-Journalist mit Kultur und Politik befasst ist, auch noch einen Roman darüber schreiben? Antwort: Weil er nichts anderes kennt. Das wäre noch verzeihlich. Herles aber betreibt Kolportage unter der Gürtellinie, schimpft der Rezensent, als würde er selber im Buch vorkommen. Herles bewahre! Dafür muss die Kanzlerin des Autors "klebrige Vertrautheit" und "Vulgarität" aushalten, nur im Buch versteht sich. Doch Literatur ist das nach Stallknechts Meinung nicht, eher Meinungsjournalismus mit ihren Mitteln.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 12.08.2011

Mit recht wenig Takt handelt Martin Halter Wolfgang Herles' Roman "Die Dirigentin" ab, der als "politischer Sommerroman" angepriesen wird, auf den Rezensenten aber kaum mehr als Klatsch und Tratsch aus dem Kultur- und Politikbetrieb bietet. So satirisch sich das alles geben und so boshaft und genau einige Spitzen platziert sind, die Geschichte vom politischen Ränkespiel um Bayreuths grünen Hügel, eine tumbe Kanzlerin und eine lesbische Dirigentin, die den Minister Jakob Stein für ihren Aufstieg im Kulturbetrieb benutzt, erscheint Halter nicht besonders dringend, er sieht hier nurmehr "Karikaturen eines unter die Gürtellinie erweiterten Kulturbegriffs".

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 28.07.2011

Mit Humor und Nonchalance entledigt sich Elisabeth Raether dieser Lektüre, die sie bestimmt dann und wann mit ihrem Schicksal als Literaturkritikerin hadern ließ. Aber was soll's, Wolfgang Herles ist bekannt aus Funk und Fernsehen, und wenn eine solche Person einen Roman schreibt, wird er auch besprochen. Er erzählt die Geschichte eines abgehalfterten Politikers, der sich in eine schöne Dirigentin verliebt - Raether schlägt als Gattungsbezeichnung für diese Art von Literatur "Männerbuch" vor. Leider verzichte Herles dabei aber auf alle Techniken ironischer Brechung, die die Literaturgeschichte zur Verfügung stellt (vielleicht hält er sie in Bezug auf sein alter ego für unangemessen) und kolportiere sein "Auskennertum" bezüglich Wein, Musik und teure Hotels mehr oder weniger eins zu eins, so dass Raether eigentlich immer nur Herles' Miene vor sich sieht, wenn er von seinem Protagonisten erzählt. Sie rächt sich für diese Vision mit dem Verweis auf ein "Frauenbuch". Die Damenwelt träume nämlich nicht von so einem wie Herles, sondern davon, "mit einem erstaunlich empfindsamen bretonischen Fischer in den Sonnenuntergang zu segeln".
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