Vladimir Nabokov

Vorlesungen über Don Quijote

Gesammelte Werke, Band 19
Cover: Vorlesungen über Don Quijote
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2016
ISBN 9783498046576
Gebunden, 464 Seiten, 34,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Dieter E. Zimmer. Vladimir Nabokov bürstet Cervantes gegen den Strich und findet Schätze! Neben seinen Vorlesungen über westeuropäische und russische Literatur nimmt die über Cervantes' "Don Quijote" eine Sonderstellung ein. Er hielt sie nur ein einziges Mal, 1952 als Gastdozent an der Harvard-Universität, und er wusste, dass er seinen Hörern eine ketzerische Ansicht des Weltklassikers zumuten würde. Denn er mochte den Roman nicht. Nicht nur seine oft bemerkte erzählerische Schludrigkeit missfiel ihm, vor allem stieß ihn die Brutalität ab, mit der die Mitmenschen den zwar verrückten, aber edelmütigen und tapferen Pseudoritter traktieren, zur Schadenfreude des Lesers und wohl auch des Autors. Doch siehe da, unter all den Rohheiten entdeckte Nabokov dann nicht nur eine Menge künstlerisch hervorragender Stellen, sondern auch, dass der malträtierte Held längst aus dem zweifelhaften Buch herausgewachsen war und schließlich für alles stand, "was sanftmütig, hilflos, rein, selbstlos und ritterlich ist. Das Spottbild ist zum Leitbild geworden." Überaus lesenswert und unterhaltsam sind Nabokovs Vorlesungen deshalb, weil er eben kein Literaturwissenschaftler war, sondern in erster Linie ein Literaturliebhaber, passionierter Leser und Fan. Und zwar einer mit ebenso starken wie streitbaren Ansichten und einer, der anders als die meisten Akademiker, keine Sekunde davor zurückscheute, diese streitbaren Ansichten so laut und so unversöhnlich wie möglich zu äußern. Mithin kann man hier einem der größten und prägenden Romane der Weltliteratur und zugleich einem ihrer herrlichsten Snobs und Pedanten wiederbegegnen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 02.12.2016

Rezensent Eberhard Geisler kann die Lektüre der als Teil der Gesamtausgabe erscheinenden Havard-Vorlesungen von Vladimir Nabokov nicht empfehlen. Was der virtuose Romancier hier über einen Kollegen vom Stapel lässt, gereicht Nabokov nicht zur Ehre, findet Geisler. Auch wenn die Forschheit, mit der Nabokov den Don Quijote behandelt, für den Rezensenten durchaus charmant ist, greift sie laut Geisler doch am Gegenstand vorbei und wird Cervantes nicht gerecht. Dass ausgerechnet Cervantes Spanien nicht gekannt haben soll, wie Nabokov suggeriert, nimmt Geisler dem Autor nicht ab, ebensowenig seine Kritik am angeblich schludrigen Stil des Don Quijote. Für Geisler ist das schon deshalb nicht glaubhaft, weil Nabokov nicht das spanische Original zur Grundlage seiner Kritik nimmt. Dass Nabokov in seinen Vorlesungen letztlich daran scheitert, den Don Quijote in seiner Gebrochenheit zu würdigen und in neue Kontexte zu stellen und stattdessen nach der Intention des Autors fahndet, nimmt Geisler als Zeichen von Hilflosigkeit eines sonst souveränen Autors.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26.11.2016

Rezensent Andreas Platthaus freut sich über diesen Band mit der 1952 gehaltenen Harvard-Vorlesung über den "Don Quijote" von Vladimir Nabokov als Teil der von Dieter E. Zimmer besorgten Gesamtausgabe. Dass der Herausgeber einmal keinen seiner instruktiven Begleitexte mitliefert, schmälert zwar das Glück des Rezensenten, doch Zeuge zu sein, wie Nabokov sich hier nicht eben diplomatisch formulierend am eigenen negativen Urteil über Cervantes abarbeitet und die Apotheose sucht, entschädigt ihn großzügig, sogar obwohl einige Passagen des ursprünglichen Vorlesungstextes in den Anhang verbannt wurden. Zu lesen ist der Text laut Platthaus durchaus als Schlüssel zu Nabokovs damaligem Literaturverständnis.
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