Tu Weiming

Menschsein lernen

Entwurf eines Humanismus im konfuzianischen Geist
Cover: Menschsein lernen
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2023
ISBN 9783751805438
Kartoniert, 155 Seiten, 15,00 EUR

Klappentext

Aus dem Chinesischen von Kai Marchal. Tu Weiming zählt zu den renommiertesten chinesischen Philosophen. Sein 2018 auf dem Weltkongress für Philosophie gehaltener Vortrag über einen neuen Humanismus, Menschsein lernen ist die Krönung seines lebenslangen Bemühens, den Konfuzianismus in einen Dialog mit den spirituellen Traditionen der Welt zu bringen und die Herausforderungen zu durchdenken, denen sich das 21. Jahrhundert stellen muss. Tu strebt danach, menschliche Subjektivität im Lichte der konfuzianischen Tradition neu zu bestimmen. Auf dieser Grundlage entwirft er die Vision eines allumfassenden, dicht geknüpften Lebensnetzes, das über die vier sich in einer ständigen Kreisbewegung aufeinander beziehenden Aspekte "Selbst", "Gemeinschaft", "Erde" und "Himmel" auch eine ethische Perspektive eröffnet. Tus "geistiger Humanismus" soll dabei helfen, Egoismus, Ethnozentrismus, Nationalismus, aber auch Anthropozentrismus zu überwinden, denn der konfuzianische Übungsweg will den Menschen befähigen, "ein würdiges Gegenüber im kosmischen Prozess zu werden".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.09.2023

Rezensent Mark Siemons bespricht zwei Publikationen zum chinesischen Denker Konfuzius: eine Neuübersetzung der "Gespräche" des Sinologen Hans von Ess, und einen von kritischen Beiträgen begleiteten Vortrag des berühmten amerikanischen Konfuzius-Interpreten Tu Weiming. Dass der in China geborene, in Taiwan aufgewachsene und an zahlreichen renommierten Universitäten lehrende Philosoph Weiming Konfuzius erfolgreich das Projekt verfolge, den Konfuzianismus als einen "geistigen Humanismus", zitiert Siemons, anschlussfähig zu machen, scheint der Kritiker verdienstvoll zu finden. Auch gelinge es dem Experten, manche Konfuzianischen Motive auf "glückliche Formeln" zu bringen. Was dem Kritiker allerdings nicht gefällt, ist die allzu westliche Perspektive, mit der Weiming oft Begriffe der europäischen Denktradition an die Texte herantrage. So wirke Weimings Philosophie "wie ein Katalysator", der sowohl die europäische als auch die chinesische Leserschaft für sich gewinnen wolle, meint Siemons. Angemessen findet er da den "besonders kritischen" Begleittext von Hans von Ess, der in seinem eigenen Buch deutlich präziser vorgehe.