Theodor W. Adorno

Einführung in die Dialektik

Nachgelassene Schriften, Abteilung IV: Vorlesungen. Band 2
Cover: Einführung in die Dialektik
Suhrkamp Verlag, Berlin 2010
ISBN 9789783518582
Gebunden, 439 Seiten, 43,90 EUR

Klappentext

Die Vorlesungen, die Adorno im Sommersemester 1958 an der Frankfurter Universität gehalten hat, lösen auch heute noch ein, was ihr Titel verspricht: Sie geben eine Einführung in die Dialektik. Anders als etwa die "Negative Dialektik" oder Adornos Arbeiten zu Hegel setzen sie keine Kenntnisse der philosophischen Tradition voraus und lassen sich daher als Propädeutik zu diesen Schriften lesen. Sie ebnen aber auch demjenigen den Weg, der der Dialektik ablehnend gegenübersteht, weil sie systematisch von den "Schwierigkeiten" mit ihr, von den "Vorurteilen und Widerständen" gegen sie und von den "Zumutungen, vor die die Dialektik stellt", ausgehen. Wer allerdings eine fertige Gebrauchsanleitung für dialektisches Denkens erwartet, wird enttäuscht, denn es ist, wie Adorno sagt, "gerade das Wesen der Dialektik, daß sie kein Rezept ist, sondern eben der Versuch, die Wahrheit sich selber bezeichnen zu lassen."
In Adornos eigener Entwicklung markieren die Vorlesungen einen wichtigen Einschnitt, denn zum ersten Mal wird hier die Dialektik selbst zum Thema. Zwei Jahre bevor der Plan für ein eigenes Dialektikbuch Gestalt annimmt, schreitet er den Themenkreis "einer offenen, einer durchbrochenen Dialektik" ab, die in der "Negativen Dialektik" schließlich durchgeführt wird. Ihr innerstes und nach wie vor hochaktuelles Motiv ist ein utopisches: dass "das, was auf Versöhnung abzielt, etwas ist, was selbst in der Zerrissenheit, in dem Negativen, in dem Leiden der Welt eigentlich steckt".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 13.08.2011

Dass Adornos Gedanken über die Dialektik als Methode der Erkenntnis nicht zum "intellektuellen Billigpreis" zu haben sind, ist Lutger Lütkehaus klar. Und auch über Adornos bewundernswerte "sprachliche Brillanz" will sich der Rezensent hier nicht noch einmal auslassen. Dass der Philosoph aber entgegen aller Vorurteile eine Nähe zu den Hörern aufbaute und sich stets um Verständlichkeit bemühte, davon hat sich Lütgehaus erst nach der Lektüre der hervorragend kommentierten Tonbandtranskriptionen der zwanzigstündigen Vorlesung "Einführung in die Dialektik" überzeugen können. Adorno, so der Kritiker, spricht nicht immer nur "adornitisch" - immerhin ging es mit dieser kritischen Theorie um die intellektuelle Gründung der Bundesrepublik.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.01.2011

Dieser Band aus dem Nachlass Theodor W. Adornos, der die Vorlesungen "Einführung in die Dialektik" von 1958 versammelt, wird von Detlev Claussen begeistert begrüßt. Nicht nur sieht er hier die Annahme von Adornos grundsätzlicher Unverständlichkeit eindrücklich widerlegt. Denn in den Augen des Rezensenten präsentiert sich der Philosoph hier als zugewandter Erzähler, der seinen Hörern die historischen Voraussetzungen mit Hegel und Marx als "intellektuell lebendige Denker" deutlich macht und ebenso an- wie aufregend sein Dialektik-Verständnis darlegt. Geradezu selig ist der Rezensent angesichts der "Erkenntniskraft theoretischen Denkens", die dieser Band vermittelt, und er versichert, dass die Leser sich hier ohne Angst dem dialektischen Denken anheim geben können. Allerdings hätte Claussen bei dem Preis des Buches zwei Lesebändchen erwartet, die das bequeme Blättern zwischen Vorlesungstext und Kommentar erlaubt hätten, das bleibt aber der einzige Kritikpunkt des eingenommenen Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.11.2010

Rezensent Stefan Müller-Doohm hat sich in dieser nun im Rahmen der Nachgelassen Schriften veröffentlichten Vorlesungsmitschrift von 1958 noch einmal Adornos bildungspolitischer Mission sowie der Faszination des Mannes versichert. Das von Adorno anvisierte "Funkenschlagen" funktioniert ganz offenbar noch immer. Erkennt Müller-Doohm auch die Akzentverschiebung zwischen der "Dialektik der Aufklärung" von 1947 und den Frankfurter Vorlesungen, so erscheint ihm der Erkenntnisgewinn doch gleichfalls frappierend. Zu erfahren ist hier laut Rezensent nicht nur in allen Einzelheiten, wie Adorno sich die Praxis der Dialektik vorstellt, sondern auch, dass er sie für bestens geeignet hielt, prozesshafter, im Widersprüchlichen angesiedelter Wahrheit auf die Schliche zu kommen. Müller-Doohm erstaunt dabei Adornos weiter Begriff von Dialektik, sein ganz eigener Ansatz und nicht zuletzt seine intellektuelle und rhetorische Fähigkeit, seine Zuhörer bei der Stange zu halten. Dass die Dialektik dabei manchmal im Ungefähren bleibt, bleibt dem Rezensenten nicht verborgen.
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