T.C. Boyle

Drop City

Roman
Cover: Drop City
Carl Hanser Verlag, München 2003
ISBN 9783446203488
Gebunden, 528 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Werner Richter. Boyles Geschichte einer Hippie-Kommune, die von Kalifornien nach Alaska zieht, mit allen berechenbaren und unberechenbaren Folgen. "Drop City" ist der Roman einer naiven und idealistischen Generation, die das Lebensgefühl von vielen von Grund auf verändert und bis auf den heutigen Tag geprägt hat.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.01.2004

"Dauernd redeten alle davon, zur Natur zurückzukehren, ins einfache Leben, raus aus der Tretmühle, aber wenn sie innerhalb von 15 Kilometern keinen Supermarkt gehabt hätten, wären sie allesamt längst verhungert.", wird T.C. Boyle von Irene Binal zitiert, die mit ihrer Besprechung dieses Hippie-Romans zugleich ein Porträt des Autors zeichnet. Der Rezensentin gefällt, dass "Drop City" die Hippie-Bewegung Anfang der 70er Jahre zwar kritisch, aber zugleich verständnisvoll und als durchaus erstrebenswert darstelle. Wie der Leser es von T.C. Boyle gewöhnt sei, trifft er auch hier auf eine "Fülle von Freaks", die allerdings eine Entwicklung hin zum Erwachsenwerden durchlaufen. Dass die von Regierungsseiten in ihrer sonnig-kalifornischen Existenz bedrohte Kommune ausgerechnet nach Alaska aufbricht, sei durchaus als "Parabel auf die amerikanische Geschichte" zu lesen. Wenn Boyle die freiheitssuchende Bewegung auf ihre Ursprünge reduziere und sie in harten Kontrast zum kalten Norden setze, spiele er "seine ganze Kunst als Erzähler" aus und erweise sich damit als "psychologisch feinfühliger Autor". Durchaus beeindruckt, sieht die Rezensentin trotz einiger Unstimmigkeiten in diesem Roman "eine besonders gelungene Illusion".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 26.11.2003

Ulrich Sonnenschein erweist sich als Bewunderer von T.C. Boyle, und zwar - wie der fröhliche Name zunächst nicht vermuten lässt - als Bewunderer des reifen, ernsteren Boyle, der sich in seinem neuen Roman so deutlich wie noch nie präsentiere. Boyles Thema sei nach wie vor das "grandiose Scheitern im Kleinen", aber der warme Humor, die frühere Einfühlsamkeit sei nun einer "klaren Analyse" und einem "zynischen Grinsen" gewichen, eine Entwicklung, die der Rezensent mit Wohlwollen verfolgt. Boyle sei mit "Drop City" ein "wirklich treffender" Roman über die sogenannte Gegenkultur der sechziger Jahre gelungen, der drastisch wie nie den Unterschied der verschiedenen Lebensrealitäten von verträumt lethargischen Hippies und dem Rest der Bevölkerung darstelle. Besonders imponiert Sonnenschein, dass Boyle sowohl analysieren als auch unterhalten kann. Hier werde "kraftvoll fabuliert", sich in Metaphern und Vergleichen ergangen und dabei doch "mühelos" zu den verborgenen Schichten des Geschehens vorgedrungen. "Nicht Pop, sondern Kunst, schneidend scharf, aber voll feinem Hintersinn", lobt unser Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.10.2003

Konrad Heidkamp ist von diesem Roman, der eine Hippie-Kommune schildert, die nach dem Scheitern ihrer Lebensutopie in Kalifornien nach Alaska zieht und sich dort in unmittelbarer Nachbarschaft zu einem Trapper-Ehepaar niederlässt, "verblüfft". Der amerikanische Autor T. C. Boyle, der für Skurrilität und seine sich "überschlagende Metaphorik" bekannt ist, hat aus seiner Geschichte nämlich eine "Tragikomödie" gemacht, so der Rezensent überrascht. Auch wenn die Ereignisse "konstruiert wirken könnten", überzeugt wie gewohnt die "Wortmächtigkeit" des Autors, schwärmt Heidkamp, der auch von der Übersetzung ins Deutsche durch Werner Richter sehr eingenommen ist. Ein "praller Abenteuerroman samt Gesellschaftsutopie", so der Rezensent begeistert, wobei er findet, dass sich der Autor im Roman als "heimlicher Moralist" outet, der nur so pessimistisch ist, weil er eigentlich an das Gute glauben will. Im gefällt besonders, dass Boyle seine Figuren so "ungeschützt" darstellt, sie dabei aber nicht verrät und ihnen die Würde lässt. Denn die Protagonisten sind "schräg, aber nicht lächerlich", lobt Heidkamp. Auch den "schlaffen Siebziger-Jahre-Slang", der sich mit einer "freundlich-auktorialen" Erzählerstimme trifft, findet der Rezensent überzeugend, und dass der Roman schließlich gar auf ein Happy End zuzusteuern scheint, dass ausgemachte Fans als "Verrat" empfinden könnten, stört ihn keineswegs.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 22.08.2003

Andreas Hartmann hatte offensichtlich eine Menge Spaß bei der Lektüre von TC Boyles erstem Roman "Drop City". Kein Wunder, steckt in der Geschichte doch nicht nur ein "Porträt einer Generation", sondern auch ein "waschechter Abenteuerroman, ? geschrieben im Geiste Jack Londons und mit zahlreichen Referenzen an H. D. Thoreaus Aussteiger- und Zurück-zur-Natur-Manifest 'Walden'". Worum geht es? Eine Hippie-Kommune zieht von Kalifornien nach Alaska, um nicht von gesellschaftlichen Zwängen zerrieben zu werden, und wird dort von der Natur in die Knie gezwungen. Was die Erzählung in den Augen des Rezensenten sympathisch macht: Auch wenn Boyle hier, wie so oft, eine Geschichte des Scheiterns erzähle, "im Stich" lasse er seine Protagonisten nie.
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