Ruud Koopmans

Die Asyl-Lotterie

Eine Bilanz der Flüchtlingspolitik von 2015 bis zum Ukraine-Krieg
Cover: Die Asyl-Lotterie
C.H. Beck Verlag, München 2023
ISBN 9783406797385
Gebunden, 269 Seiten, 26,00 EUR

Klappentext

Das europäische Asyl-System ist zum Lotteriespiel geworden: Geographische Lage, Geld, Fitness und Glück auf dem gefährlichen Land- und Seeweg bestimmen, wer es an die Grenze schafft, Asyl beantragen und einwandern kann. Ruud Koopmans zeigt, dass wir so nicht den Hilfsbedürftigsten helfen und uns zahlreiche Probleme bei der Integration einhandeln. Seine schonungslose Bilanz endet mit einem bestechenden Vorschlag, wie es auch anders ginge - wenn wir nur den Mut dazu haben. "Politisch Verfolgte genießen Asylrecht", heißt es im Grundgesetz. Ein schöner Satz, um den sich immer mehr Einschränkungen und Verordnungen ranken. Das Regelungswirrwarr ist Symptom einer fehlgeleiteten Flüchtlingspolitik, die es honoriert, wenn man sich an Europas Grenzen durchschlägt. Wer es nicht schafft, hat das Nachsehen. Europa tut sich mit diesem System aber auch selbst keinen Gefallen. Ruud Koopmans beschreibt an konkreten Fällen und anhand von statistischen Daten, warum die bisherige Regelung die Integration erschwert, die innere Sicherheit bedroht, den Rechtspopulismus stärkt, Europa spaltet und abhängig macht von Autokraten, die ihre Grenzen zu Europa je nach Gusto öffnen oder schließen. Die sogenannte Flüchtlingskrise von 2015 erweist sich als hausgemachte Krise der Asylpolitik. Die luzide, auf mehrjähriger Forschung basierende Bilanz schließt mit einem pragmatischen Vorschlag, wie wir durch großzügige humanitäre Aufnahmen in Kombination mit einer Eindämmung der irregulären Einwanderung die Kontrolle zurückgewinnen können - damit die Asylpolitik kein lebensgefährliches Lotteriespiel bleibt. Warum das europäische Asylregime todkrank ist: Es fordert mehr Menschenleben als es rettet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2023

Rezensent Jasper von Altenbockum hat eine Empfehlung zum Thema realistische Asylpolitik parat: Ruud Koopmans erläutert ihm die Ursachen für die komplizierte, widersprüchliche Asylpolitik der EU mit ihren fatalen Konsequenzen und schlägt eine "realistische Utopie" vor, die exterritoriale Asylverfahren beinhaltet und damit nicht für weniger Zustrom, aber für mehr Struktur sorgen soll. Auch ein "Tauschgeschäft für Wirtschaftsflüchtlinge" wird verhandelt, von dem Altenbockum hofft, dass es die Zahl der Mittelmeer-Toten reduzieren kann. Nicht zuletzt finden der Ukraine-Krieg und die Balkanroute Eingang in die ausführlichen Argumentationsketten des Autors. Der Kritiker empfiehlt das Buch allen, die mit Asylpolitik und besonders ihrer Reform zu tun haben.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.04.2023

Für Rezensent René Wildangel spiegelt dieses Buch von Ruud Koopmans, dem Leiter der Abteilung für Migration, Integration und Transnationalisierung am Berliner Wissenschaftszentrum die aktuelle Debatte über die Asylpolitik wider, allerdings inklusive ihrer "blinden Flecken". Koopmans, so der Rezensent, will hier die Gründe für das Scheitern des europäischen Asylsystems analysieren. Dabei stützt er sich auf zahlreiche Statistiken, merkt Wildangel an, verliert aber dabei den einzelnen Menschen aus dem Fokus. Erstaunt ist der Rezensent, wenn der Autor beispielsweise die radikale Flüchtlingspolitik Großbritanniens verteidigt und die Komplexität von Fluchtursachen auf einzelne Punkte reduziert. Koopmans' Lösungsvorschläge am Ende des Buches beeindrucken Wildangel wenig, erstens sind sie nicht besonders neu und zweitens oftmals widersprüchlich, schließt der Kritiker.
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