Roman Birke

Geburtenkontrolle als Menschenrecht

Die Diskussion um globale Überbevölkerung seit den 1940er Jahren
Cover: Geburtenkontrolle als Menschenrecht
Wallstein Verlag, Göttingen 2020
ISBN 9783835336414
Kartoniert, 319 Seiten, 32,90 EUR

Klappentext

Mit Abbildungen. Die Bedeutung von Menschenrechten für Debatten über "Überbevölkerung" und globale Reproduktionspolitik seit den 1940er Jahren. Ängste vor einer "Überbevölkerung" des Planeten gewannen in den vierziger Jahren rapide an Bedeutung und begleiten uns bis in die Gegenwart. Regierungen, NGOs, die Vereinten Nationen, die katholische Kirche, Völkerrechtler und Frauenorganisationen diskutierten in den vergangenen Jahrzehnten kontrovers darüber, ob das Bevölkerungswachstum zu Problemen führe, und wie darauf zu reagieren sei. Im Mittelpunkt dieser Debatte stand von Beginn an die Frage, ob individuelle Entscheidungen über die Familiengröße durch Staaten eingeschränkt werden dürfen, um mögliche negative Konsequenzen abzuwenden. Bedroht das Bevölkerungswachstum Menschenrechte und sind deshalb Programme, die auf Unfruchtbarmachungen zielen, legitim? Oder stellen solche zum Teil mit Zwang durchgesetzten Maßnahmen selbst eine Verletzung der Menschenrechte dar? Roman Birke analysiert diese internationalen Deutungskämpfe über die Auslegung von Menschenrechten und zeigt anhand der Fallbeispiele Indien, Irland, USA und Jugoslawien, welche Bedeutung sie für die Politik von Nationalstaaten haben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 03.11.2020

Monika Remé liest mit Interesse Roman Birkes historische Darstellung zur "Geburtenkontrollbewegung", ihren Kämpfen, Erfolgen und Niederlagen. Nicht nur bietet der Autor spannende Anekdoten zur Lobbyarbeit und besonders zum Wirken John Rockefellers III. in der Sache, er verzichtet laut Remé auch auf wohlfeile Schlüsse. Dass der Historiker auf rassistische Argumente in der Diskussion um Geburtenkontrolle kaum eingeht, empfindet die Rezensentin als Mangel, wie ihr auch manch andere Seite des Problems im Buch allzu unterkomplex beleuchtet wird.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 17.08.2020

Schade, findet Friederike Bauer, dass über dieses so wichtige Thema kein besser lesbares Buch vorgelegt wurde. Aber immerhin gibt es jetzt diese, aus einer Dissertation entstandene Studie. Nicht sehr sprachmächtig, aber akribisch und vor allem umfassend gibt der Autor die Diskussion der vielen Jahrzehnte wieder, zeigt die Rollen der Akteure auf und zeichnet die teils kuriosen Allianzen nach. Außerordentlich "verdienstvoll" findet die Kritikerin in jedem Fall diese Aufarbeitung des heiklen Diskurses, in dem sich Kalte-Kriegs-Rhetorik, Rassismus, theologischer Dogmatismus und feministisches Pochen auf Frauenrechte mischten. Die Diskussion beziehungsweise die ihr zugrunde liegende Problematik der Überbevölkerung ist weiterhin hoch dringlich, erinnert sie uns.
Karosh Taha: Im Bauch der Königin.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 22.06.2020

Rezensent Arno Orzessek ahnt mit dem Buch des Historikers Roman Birke, wie komplex und ungelöst das Problem der Geburtenkontrolle weiterhin ist. Mit Birke die Debatten zum Thema seit 1940 durchgehend, lernt der Rezensent die die Debatte anleitenden Institutionen und Gruppen vom Population Council über die Frauenbewegung bis zur katholischen Kirche kennen, bekommt die juristischen, politischen, theologischen, humanitären und demografischen Argumente für und wider die Geburtenkontrolle aufgetischt und erkennt: Griffige Lösungen gibt es noch immer nicht.