Roland Berbig (Hg.)

Uwe Johnson. Befreundungen

Gespräche, Dokumente, Essays
Cover: Uwe Johnson. Befreundungen
Edition Kontext, Berlin 2002
ISBN 9783931337407
Kartoniert, 544 Seiten, 30,00 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Roland Berbig, gemeinsam mit Thomas Herold, Gesine Treptow und Thomas Wild.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.07.2004

Über den "schönen" Band, der den Leser auf die Spur des Schriftstellers Uwe Johnson führt, freut sich Rezensent Rolf Michaelis. Der Literaturwissenschaftler Roland Berbig und seine Mitherausgeber haben zum siebzigsten Geburtstag des Autors Menschen befragt, die Johnson "im Leben oder in der Arbeit nahe gekommen" sind. "Allgemeines Kopfnicken" über die mehr als nur norddeutsche Verschwiegenheit ist in dem Buch ebenso zu finden wie das Zeugnis Peter Rühmkorfs, der an seinem Kollegen eine "eigenartige Kameradschaftlichkeit" rühmt. "Am meisten" aber lernt man über Johnson aus den Erinnerungen des Reinhard Baumgarts, so der Rezensent. Und auch wenn manches Urteil einem anderen widerspricht - Baumgart etwa attestiert Johnson den Willen, "sehr nah an das Mündliche heranzukommen", während Peter Wapnewski sich an die Sprachlosigkeit des Autors erinnert - so ist doch ein "aufschlussreicher" Band entstanden, erklärt der Rezensent.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 14.01.2003

Eher unpassend oder verwunderlich findet Lothar Müller den Titel dieses Bandes über Uwe Johnson, der seiner Meinung nach mehr von "Entfreundungen" zeugt als von Freundschaften. Enzensberger und Walser wollten sich gar nicht äußern, berichtet Müller, Peter Wapnewski könne sich kaum an Johnson erinnern, Reinhart Baumgart nur allzu gut an allerlei Peinliches, Marianne Frisch halte sich raus. Das Juwel dieses Buches ist für Müller ein Interview mit Thomas Brasch aus dem Jahr 2001, aufgezeichnet einige Monate vor dessen Tod. Müller zeigt sich beeindruckt von der Genauigkeit, mit der Brasch Gemeinsamkeiten wie Distanzen im Verhältnis zu Johnson benennt, noch mehr aber von der Härte, die Brasch dem Autor Johnson gegenüber walten lässt. Auch in einigen anderen Gesprächen flackert manchmal Interessantes auf, gesteht Müller zu, etwa wenn Klaus Wagenbach begründe, warum er den vierten Band der Jahrestage nicht publiziert hätte. Allgemein findet Müller viele der Gespräche eher durch unwichtige Details aufgeblasen.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.09.2002

Leicht war es nicht, mit Uwe Johnson befreundet zu sein, berichtet Martin Krumbholz. Dem könnte man nämlich glatt den "Titel des problematischsten Autors der Nachkriegszeit" verleihen - wenn es den denn gäbe. "Befreundungen", eine Sammlung mit Aufsätzen und Gesprächen über die komplizierte und schwierige Art, wie der Schriftsteller Freundschaften pflegte, gibt reichlich darüber Aufschluss, wie schnell bei Johnson ein Freund zum Feind werden konnte. Den Band könnte man, merkt der Rezensent an, daher auch "Entfremdungen" oder "Unaufhaltsame Verfeindungen" nennen. So schnell der Autor Freunde gewinnen konnte, so schnell war er sie wegen seiner "Unerbittlichkeit" und "Rigorosität" auch wieder los und starb, informiert Krumbholz, 1984 trotz eines "ruhmreichen" Lebens einsam.