Roger Clarke

Naturgeschichte der Gespenster

Eine Beweisaufnahme
Cover: Naturgeschichte der Gespenster
Matthes und Seitz Berlin, Berlin 2015
ISBN 9783957571021
Gebunden, 333 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Hainer Kober. Wer hatte im Dunklen noch nie das Gefühl, verfolgt zu werden, wer hat noch nie unerklärliche Geräusche gehört? Egal wie aufgeklärt wir unser Leben gestalten, nur wenige von uns sind völlig immun gegen die Erfahrung des Unheimlichen, gegen wohligen Grusel und nächtliche Angst. Doch was steckt hinter dem, was wir 'Spuk' nennen, worüber reden wir, wenn wir von 'Gespenstern' sprechen? Diese Fragen treiben Roger Clarke seit frühester Jugend um. Er nimmt an Séancen teil und übernachtet in verhexten Häusern, beleuchtet okkulte Praktiken und übernatürliche Phänomene, er erzählt die Schauder erregendsten Geistergeschichten von der Antike bis in unsere Gegenwart. Clarke berichtet von Praktiken der Geisterbeschwörungen und Kontaktaufnahmen ins Jenseits ebenso wie von den modernsten Techniken der Gespensterjäger, untersucht aber auch die physikalischen und sozialen Aspekte des Spuks. Er entwirft eine Taxonomie der Gespenster, klassifiziert Wiedergänger und Poltergeister, Zeitreisephänomene und beseelte Gegenstände: Roger Clarkes "Naturgeschichte" ist ein Universalführer durch die Welt der Spuks.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.09.2015

Rezensent Michael Hagner ist bitter enttäuscht von Roger Clarkes Buch über Geister. Umso mehr, als die materielle Gestaltung des Bandes ihm Freude macht. Dem Anspruch einer Universalgeschichte aber wird der Autor laut Rezensent auf keinen Fall gerecht. Zwar findet Hagner die von Clarke genannten Bedingungen für den Geisterglauben nachvollziehbar, ebenso den Umstand, dass der Autor sich aus Diskussionen über die Wahrhaftigkeit von Geistererscheinungen heraushält und eine "hinreichend" ironische Haltung einnimmt. Doch schon die Beschränkung auf englische Quellen macht dem Rezensenten die Grenzen dieser "Universalgeschichte" sichtbar. Der Mesmerismus etwa, meint Hagner, könne überhaupt nur vor dem Hintergrund der sozialen und wissenschaftlichen Entwicklungen in Frankreich und Deutschland erklärt werden. Clarke aber kommt hier über Seminararbeitsniveau nicht hinaus, schimpft Hagner, der dem Buch auch erhebliche kompositorische Mängel und allzu viele Wendungen und Windungen vorwirft.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 25.07.2015

Schwer zu sagen, worum es in dem Buch eigentlich geht. Der britische Filmkritiker Roger Clarke, selbst in einem sehr alten Haus aufgewachsen, erzählt Geschichten von Geisterhäusern und Geistern, so Rezensent Wieland Freund. Doch geht er offenbar noch darüber hinaus, untersucht beispielsweise, welche Geister sich Reich und Arm auserkoren und welche Hoffnungen sie damit verbanden. Obwohl Clarke selbst wohl nicht an Geister glaubt, scheint er für einen Schuss Para hier und da durchaus etwas übrig zu haben, lesen wir. Ob sich der Kritiker mit dem Band aber nun amüsiert oder gelangweilt hat, erfahren wir nicht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.07.2015

Vom belustigten Leser schreibt Burkhard Müller am Ende seiner Besprechung - und man darf ihn wohl selbst als solchen vor sich sehen. Der Rezensent weiß etwas anzufangen mit dem in seinen Augen trockenen Humor von Roger Clarkes "Naturgeschichte der Gespenster". Charme und "eminente, mitreißende Lesbarkeit" attestiert Müller dem Buch, bei dem er allerdings nicht so recht zu erkennen vermag, inwieweit es nun ehrlich oder ironisch gemeint ist. Clarks Einteilung der Geister in acht Grundtypen überzeugt den Kritiker weniger als die Auslassungen über Geisterseher und Geisterjäger. Überrascht zeigt er sich von der Feststellung des Autors, Geister seien vor allem ein Phänomen der Oberschicht und der Arbeiterklasse gewesen, nicht aber der Mittelschicht. Auch den "Geistertechniken" der modernen Wissenschaft, Film und Röntgenbild, gibt Müller in seiner Besprechung einigen Raum. Schließlich versäumt es der Rezensent nicht, auch Judith Schalanskys Monografien-Reihe "Naturkunden" zu loben, innerhalb derer das Buch erscheint.
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