Philip Manow

Die Politische Ökonomie des Populismus

Cover: Die Politische Ökonomie des Populismus
Suhrkamp Verlag, Berlin 2018
ISBN 9783518127285
Taschenbuch, 160 Seiten, 16,00 EUR

Klappentext

Populismus ist ein vielgestaltiges Phänomen. Mal ist er rechts, mal links; mal artikuliert er Protest gegen offene Märkte, mal wendet er sich gegen Migration. Auch in der geografischen Verteilung zeigt er sich variantenreich: In Südeuropa dominiert der Links-, in Nordeuropa der Rechtspopulismus. Philip Manow entwickelt eine vergleichende Erklärung für dieses zunächst widersprüchlich erscheinende Bild. Den Ausgangspunkt bilden die jeweiligen wirtschaftlichen Wachstumsmodelle, die Verfasstheit von Arbeitsmarkt und Sozialstaat, kurz die jeweiligen Politischen Ökonomien. Es zeigt sich: Wer vom Populismus reden will, aber vom Kapitalismus nicht, landet immer nur bei Identitätspolitik - und wird dann unweigerlich selbst Partei im Streit.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.01.2019

Analytisch klar, streitlustig und dann auch noch schön schmal findet Jens Bisky diesen Band des Bremer Politikwissenschaftlers Philip Manow, der die Debatte um den Populismus weg von der moralischen Abgrenzung hin zu ökonomischen Verteilungsfragen lenken möchte. Manow stellt nämlich nicht nur fest, dass im Norden Europas der Rechts- und im Süden der Linkspopulismus überwiegt, wie Bisky erklärt, sondern er erkennt auch die Logik dahinter. Im Norden gäbe es starke Wohlfahrtssysteme, aber eine schwindende Industrie. Das letzte, was die von Abstieg bedrohte Arbeiterschaft hier brauche, seinen Einwanderer. Im Süden dagegen lebt die Wirtschaft nicht von Exporten, sondern von der Binnennachfrage, doch die von der EU erforderte Austeritätspolitik verhindert staatliche Ausgaben. So bekomme jeder Teil Europas genau die Globalisierung, die er nicht braucht, folgert Manow und erkennt darin das "Anna-Karenina-Prinzip" des Neoliberalismus: Jede globalisierte Ökonomie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 15.01.2019

Ausgesprochen sinnvoll findet es Markus Becker, nicht nur den Populismus zu beklagen, sondern ihn zu erforschen. Wenn der Politikwissenschaftler Philipp Manow zu viel Moral und zu wenig Analyse feststellt, pflichtet ihm der Rezensent bei. Aber dass Manow in seinem Vergleich populistischer Bewegungen in Europa lediglich feststellt, dass der Norden rechtspopulistisch und der Süden linkspopulistisch wählt, erscheint ihm ein bisschen dünn. Am Ende komme auch Manow nicht von der These weg, dass sich hinter den Populisten vor allem die Modernisierungsverlierer versammeln. Aber er bringt immerhin einige wichtige Differenzierungen in die Debatte.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21.12.2018

Silja Häusermann hält Philip Manows Buch für einen wichtigen Beitrag zum Verständnis ökonomischer Strukturen und ihrem Wandel, auch wenn der Autor mit seiner Trennung von Wirtschaft und Kultur ihrer Meinung nach neuere Forschungsergebnisse ausblendet. Manows komparativen, strukturalistischen Ansatz findet Häusermann weiterführend und gehaltvoll, wenn der Autor seine These vom ökonomisch begründeten politischen Rechtsruck in Europa zu belegen sucht und von wirtschaftlichen Bedrohungslagen ausgeht. Dass eben dieser Ansatz das Buch wieder in die Nähe kulturalistischer Erklärungsversuche bringt, da beide empirisch kaum voneinander abgrenzbar seien, wie Häusermann erklärt, fällt der Rezensentin allerdings auch auf.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 17.11.2018

Der Kritiker Albrecht Koschorke hat die sozioökonomische Studie des Politikwissenschaftlers Philip Manow mit Interesse gelesen, denn in seinen Augen bietet sie eine schlüssige Antwort auf die Frage, warum der Rechtspopulismus nicht nur von sozial Benachteiligten getragen wird: Laut Koschorke begreift Manow die neue Rechte als Reaktion auf eine ökonomische Statusbedrohung, denn die nordeuropäischen Exportnationen locken ihre Wähler hauptsächlich über "großzügige Sozialprogramme", die mit der Zuwanderung in Gefahr sind, lesen wir. Obwohl er diese Schlussfolgerung für "bahnbrechend" hält, glaubt der Kritiker nicht, dass sich mit ihr alle Facetten des Rechtspopulismus hinreichend erklären lassen, und schlägt vor, Manows Thesen sollten um eine kulturalistische Analyse ergänzt werden.