Petra Morsbach

Der Elefant im Zimmer

Über Machtmissbrauch und Widerstand - Essay
Cover: Der Elefant im Zimmer
Penguin Verlag, München 2020
ISBN 9783328600749
Gebunden, 368 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Warum deckt eine Kirchenbehörde einen Kardinal, von dem intern seit Jahrzehnten bekannt ist, dass er Schüler und Novizen sexuell missbraucht? Warum will in einem Untersuchungsausschuss nicht mal die Opposition den Fehltritt einer Ministerin wirklich aufklären? Warum akzeptieren die Künstler einer Akademie ein Verbot von Dichterlesungen? Weniger der Machtmissbrauch an sich ist unheimlich - Menschen haben nun mal diese Neigung -, als das verdruckste, verworrene, widersprüchliche, explosive Verhältnis der Untergebenen dazu. Petra Morsbach erkundet es in drei spannenden Reportagen. Wie in ihrem Essay "Laura" über die "Wahrheit des Erzählens" hält sie sich dabei an die Sprache der Dramen. Denn die Sprache scheint nicht nur in der Literatur, sondern auch im realen Leben mehr zu wissen als der Mensch.
Über die moralischen Dilemmata hinaus zeigen die Szenarien vielschichtige Geschichten, deren Muster jedoch auch in Alltagssituationen erkennbar sind, ob in Familie oder Verein, Ausbildung oder Beruf, Kita oder Behörde. Eine Analyse der Mechanismen von Machtmissbrauch und dessen Duldung - und eine hilfreiche Anleitung zum Widerstand, die durch Corona eine besondere Aktualität erlangt hat. Wie achtet und beachtet man Grundrechte? Wie verteidigt man sie? Und wie holt man sie zurück, wenn sie verloren gegangen sind?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2020

Rezensentin Angelika Overath lernt von Petra Morsbach, den Machtmissbrauch zu erkennen und nicht zu fürchten, sondern sich dagegen zu wehren. Spannend und lehrreich findet sie, wie Morsbach anhand dreier Beispiele aus dem politischen und kulturellen Bereich (eins davon aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz) Machtmissbrauch identifiziert, analysiert und systematisiert. Von kühlem Erkenntnisinteresse geleitet, schreibt die Autorin laut Overath ein Plädoyer für die Kritik und gibt der Leserin schließlich Empfehlungen, wie gegen Machtmissbrauch vorzugehen wäre. Ein Buch wie ein Krimi, findet die Rezensentin.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de