Peter Frankopan

Licht aus dem Osten

Eine neue Geschichte der Welt
Cover: Licht aus dem Osten
Rowohlt Berlin Verlag, Berlin 2016
ISBN 9783871348334
Gebunden, 848 Seiten, 39,95 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Michael Bayer und Norbert Juraschitz. Peter Frankopan lehrt uns, die Geschichte neu zu sehen - indem er nicht Europa, sondern den Nahen und Mittleren Osten zum Ausgangspunkt macht. Hier entstanden die ersten Hochkulturen und alle drei monotheistischen Weltreligionen; ein Reichtum an Gütern, Kultur und Wissen, der das Alte Europa seit jeher sehnsüchtig nach Osten blicken ließ. Frankopan erzählt von Alexander dem Großen, der Babylon zur Hauptstadt seines neuen Weltreichs machen wollte; von Seide, Porzellan und Techniken wie der Papierherstellung, die über die Handelswege der Region Verbreitung fanden; vom Sklavenhandel mit der islamischen Welt, der Venedig im Mittelalter zum Aufstieg verhalf; von islamischen Gelehrten, die das antike Kulturerbe pflegten, lange bevor Europa die Renaissance erlebte; von der Erschließung der Rohstoffe im 19. Jahrhundert bis hin zum Nahostkonflikt. Schließlich erklärt Frankopan, warum sich die Weltpolitik noch heute in Staaten wie Syrien, Afghanistan und Irak entscheidet.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 27.12.2016

Rezensent Micha Brumlik pflegt seine Zweifel an einer übersichtlichen Weltkarte und Weltgeschichte a la westliche Zivilisation hier, Totalitarismus da, mit Peter Frankopans Buch. Dass die Geschichte weitergeht, und zwar in ungeliebten Bahnen, ahnte er bereits. Frankopans vielfach verwobener Erzählteppich erscheint ihm äußerst lesenswert, nicht zuletzt, da er darüber aufklären könne, wo künftige Geschichte ihren Ursprung hat und wohin sie führen könnte. Den Nachweis, dass wesentliche Impulse im Abendland weit aus dem Osten kamen, führt der Autor laut Brumlik überzeugend.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.10.2016

Rezensent Urs Hafner geht sehr beunruhigt aus der Lektüre von Peter Frankopans Weltgeschichte hervor. "Mitreißend erzählt", auf breiter Quellenbasis und überzeugend in der Argumentation, widerlegt ihm der Autor den Topos des Gegensatzes zwischen Ost und West und erklärt den Eurozentrismus zur beschränkten Perspektive. Das die Wiege von Kultur, Schrift und Recht im Osten stand, daran hat Hafner nach dem Lesen keinen Zweifel mehr. Und wo die legitimen Erben der Zivilisationsgeschichte und die künftigen Weltmachtzentren liegen, weiß er nun auch, in Usbekistan, Kirgistan, Russland und China. Ein Buch, das den Blick verändert, meint Hafner, mit dem sich die Gegenwart ein bisschen besser begreifen lässt, auch wenn die Realität darin notwendigerweise vereinfacht wird und es methodisch eher traditionalistisch daherkomme. Nur der Schluss, in dem Frankopan "provokativ genüsslich" den Aufstieg des Ostens und Abstieg des Westens vorhersagt, lässt Hafner ratlos zurück, weil der Autor die Folgen der Machtverschiebung hin zu autokratischen Regimen zu wenig reflektiert.

Rezensionsnotiz zu Die Welt, 15.10.2016

Dieses Buch bringt das eurozentrische Weltbild gewaltig ins Wanken, versichert Thomas Schmid. Und zwar mit Recht, wie der Historiker Peter Frankopan ebenso material- und pointenreich wie "konsequent" darlegt, fährt der Kritiker fort. Am meisten überrascht Schmid allerdings die Tatsache, dass der Autor im Grunde genommen Bekanntes, aber nicht ausreichend zur Kenntnis Genommenes wiedergibt. So liest der Rezensent hier nicht nur, dass es bereits im Nahen und Mittleren Osten sowie in Asien gut verwaltete Reiche gab und Europa erst verhältnismäßig spät folgte, sondern auch, dass der Osten als "Wiege der Weltgeschichte" betrachtet werden könne. Während Schmid darüber hinaus bei Frankopan lernt, dass die Globalisierung schon mit Beginn der Menschheitsgeschichte einsetzte, muss er zugleich gestehen, dass der Autor zu missionarischer Einseitigkeit neigt: Westliche Werte werden als "heuchlerisch" bezeichnet, während östliche Eroberungszüge und Grausamkeiten zu "Bravourstücken" stilisiert und geistige Leistungen des Osten "marktschreierisch" angepriesen werden, klagt der Kritiker. Nichtsdestotrotz hat er das Buch mit Gewinn gelesen.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2016

Der rezensierende Globalhistoriker Jürgen Osterhammel attestiert Peter Frankopans Buch einen langen historischen Anlauf und ein eher dürftiges Ende. Dem hohen Anspruch einer Weltgeschichte wird der Autor laut Osterhammel trotz umfangreichem Anmerkungsteil und großer Belesenheit und Vertrautheit mit Byzanz nicht gerecht. Doch schon den Entwurf eines globalen Mittelalters, wie Frankopan ihn bietet, kennt Osterhammel aus anderer Quelle. Zwar gelingt die detailreiche Darstellung eines durch den Islam verbundenen strukturellen Raumes, meint der Rezensent, doch weder für die Kultur noch für den geschichtsphilosophischen Topos vom titelgebenden Licht aus dem Osten interessiert sich der Autor. Schließlich wird das Buch zur konventionellen Weltgeschichte, die Osterhammel weder ein Konzept noch sachlich Neues zu bieten hat, sondern stattdessen in proportionell fragwürdiger Weise Standardthemen abhakt.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.10.2016

Dieses Buch wird den Blick auf die Weltgeschichte verändern, verspricht Rezensent Alexander Cammann, der bei dem Historiker Peter Frankopan nicht nur nachliest, dass die Entstehung des Westens erst durch den Osten ermöglicht wurde, sondern auch eine Geschichte der "Globalisierung avant la lettre" entdeckt. Vor allem aber bewundert der Kritiker die Inszenierungskunst des Autors, der diese bahnbrechende und "hochaktuelle" Universalgeschichte mit großer, geradezu suggestiver filmischer Erzählkraft, Farbenpracht, Kenntnisreichtum, Originalität und beeindruckender "Synthesefähigkeit" erzählt. Ein hundertseitiger Anmerkungsapparat und die reichhaltigen Literaturhinweise vollenden das Lektüreglück des Rezensenten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.10.2016

Rezensent Stefan Weidner sondiert die Weltgeschichten dieser Tage und erkennt Peter Frankopans Buch als großen Wurf in der Menge. Dass der Band Gandhi und die indische Teilung auslässt, stößt Weidner zwar bitter auf, mit dem Rest des Buches aber setzt Frankopan laut Weidner Maßstäbe. Mit Verve, Kühnheit, gekonnter Auswahl, schlagenden Beispielen und entlang des roten Fadens der Wirtschaftsgeschichte gelingt es dem Autor, schreibt Weidner, Asien als das eigentliche, vergleichsweise weisere Zentrum des Weltgeschehens darzustellen und Europas Fehler zu benennen, sei es im Iran oder in Palästina. Reizende Anekdoten über vergoldete Mogule oder den Pestfloh, vor allem aber glasklare Destillate der Forschung, die den Krieg als Vater aller Dinge erweisen, machen die Lektüre für Weidner zu einem großen, lehrreichen Vergnügen.
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