Paula Fox

Luisa

Roman
Cover: Luisa
C.H. Beck Verlag, München 2005
ISBN 9783406535499
Gebunden, 443 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Alissa Walser. Luisa de la Cuevas, die auf der kleinen Karibik-Insel San Pedro zur Welt kommt, ist die Tochter des Sohns einer reichen Plantagenbesitzerin und einer Küchenhilfe. In ihren ersten Lebensjahren ist sie erfüllt von der Schönheit der Insel, dem Leben in der Stadt, der Liebe ihrer Großmutter mütterlicherseits, aber sie erlebt auch die Machtkämpfe zwischen den wenigen Reichen und dem Heer der Abhängigen, die harschen Gesetze sozialer Hierarchien. Ihre Großmutter väterlicherseits bleibt eine ferne, rätselhafte Gestalt in ihrem riesigen Haus. Als Gerüchte von einer Revolution aufkommen, geht der Vater mit seiner Familie nach New York...

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.08.2006

Christoph Haas schwärmt hemmungslos von Paula Fox und ihrem Roman, der die Geschichte der aus der Karibik stammenden Luisa erzählt, die sich als Haushälterin in den USA durchschlägt. Warum Luisa trotz mehrerer Möglichkeiten nie mehr aus sich machen wollte, ist für Haas das Zentrum dieses "wunderbaren" Romans. Diese Grundfrage beantwortet die Autorin nie ganz, sondern belässt es bei Andeutungen. Da Luisa nichts daransetzt, ihr eigenes Leben zu verbessern, verfolge sie das Leben ihrer Umgebung um so genauer, schreibt Haas, der sich über die genauen Konturen der Nebenfiguren wundert, werden sie doch immer nur in kleinen, fast beiläufigen Szenen beschrieben. Überhaupt werde hier keine Geschichte im üblichen Sinne "erzählt", meint der Rezensent, Fox präsentiere vielmehr einfach einzelne Bilder und Szenen, aus denen sich nichtsdestotrotz oder gerade deswegen eine "enorme Spannung" entwickelt. Das auf den ersten Blick etwas hoch gegriffene Kompliment des Verlags, Paula Fox mit Balzac oder Dickens zu vergleichen, findet Haas bei längerer Betrachtung recht angemessen. Fox' Art zu Schreiben sei tatsächlich vom 19. Jahrhundert inspiriert, ihr Verzicht auf Pathos und "melodramatische Effekte" wiederum ist in seinen Augen eindeutig in der Gegenwart verankert.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.08.2005

Die Wiederentdeckung beziehungsweise in Deutschland eher die Neuentdeckung der heute 82-jährigen Autorin Paula Fox setzt sich fort. Nun gibt es den im Original erstmals 1984 erschienenen Roman "Luisa" erstmals in deutscher Sprache. Es geht darin um eine Tochter von Karibikbewohnern, die nach New York emigrieren, wo sich Luisa, die Tochter, nun allerdings störrisch weigert, eine typisch amerikanische Karriere auch nur anzustreben. Sie will Dienstmädchen werden und bleiben. Eine glückliche Existenz ist es freilich nicht. Nie wieder fühlt sie sich, wie auf der durch Erinnerung verklärten Karibikinsel, "eins mit ihren Leben", sie steht und lebt neben sich, allein, einsam, ausgeschlossen. Voll und ganz erstaunlich findet es die Rezensentin Maja Rettig, wie es der Autorin gelingt, aus einem "Plot ohne Spannungsbogen" mit einer "Heldin ohne Entwicklung" und in einer lakonischen Sprache einen "großen Roman" zu formen, den man so schnell nicht vergisst.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 19.07.2005

Berührt zeigt sich Rezensentin Angela Schader von Paula Fox' Roman über das Leben eines Dienstmädchens, der, im Original 1984 erschienen, jetzt auf Deutsch vorliegt. Ausführlich erzählt sie das Schicksal des Dienstmädchens Luisa nach: die Flucht 1930 mit ihren Eltern aus San Pedro in die USA, das armselige Leben in New Yorker Mietshäusern, die kurze Schulzeit, ihr Leben als Dienstmädchen, das zwischen Tagtraum und Routine dahinfließt. Sie würdigt die "stets präsente, lautlos durchdringende Beobachtungsschärfe", die Fox der Ich-Erzählerin leihe, und auf der auch "Stimmigkeit und die Magie des Romans" beruhten. In Luisa sieht sie einen Charakter, der sich durch eine seiner selbst "nicht bewussten Intelligenz" sowie "instinktiven Respekt für die Intimität und die Verletzbarkeit von Menschen und Dingen" auszeichne. Als "Wunder" empfindet sie, dass man Luisa Leben "als etwas Heiles begreifen" lernt. "Nicht indem man das fadenscheinige Glück der Selbstgenügsamkeit in Luisas Existenz hineinlesen wollte", schließt die Rezensentin, "sondern weil die Achtsamkeit dieser Protagonistin festhält und bewahrt, was sonst unbesehen dem Zerfall und dem Verschwinden anheim gegeben wäre."