Paul Beatty

Der Verräter

Roman
Cover: Der Verräter
Luchterhand Literaturverlag, München 2018
ISBN 9783630875750
Gebunden, 352 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Henning Ahrens. Dickens, ein Vorort von Los Angeles, ist der Schandfleck der amerikanischen Westküste: verarmt, verroht, verloren. Zugleich ist es der ganze Stolz seiner schwarzen Einwohner, eine Bastion gegen die weiße Vorherrschaft. Hier zieht der Erzähler von "Der Verräter" friedlich Wassermelonen und Marihuana. Doch als sein bürgerrechtsbewegter Vater durch Polizeigewalt stirbt und die Gentrifizierung den gesamten Vorort auszuradieren droht, wird er unversehens zum Anführer einer neuen Bewegung: Mit seinem Kompagnon Hominy, alternder Leinwandheld aus "Die kleinen Strolche", führt er Sklaverei und Rassentrennung wieder ein ...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.01.2019

Rezensent Michael Schmitt hat Paul Beattys Geschichte über einen afroamerikanischen Mann, der in seiner Heimatstadt Schritt für Schritt die Rassentrennung und letztlich gar die Sklaverei wieder einführt, als bissigen Spiegel empfunden, den der Autor seinem Publikum vorhält, denn hier zieht Beatty Schmitt zufolge alle unbewussten Klischees hervor, die auch heute noch wüten, und macht sie dem Leser schmerzhaft bewusst. Der Clou besteht darin, dass die Wiedereinführung der Diskriminierung den Schwarzen erst wieder zu einer eigenen Identität verhilft, die ihnen die bisherigen Gleichberechtigungsbemühen in Amerika nicht verschafft haben, erklärt der Rezensent. Diese beißende intellektuelle Leistung des Romans hält der Kritiker für brillant, auch wenn er bedauert, dass sie immer noch nötig zu sein scheint.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2018

Rezensent Hubert Winkels ist vollkommen hingerissen von Paul Beattys Roman "Der Verräter", den Winkels als grandiose Satire gelesen hat. Die Handlung: Der afroamerikanische Held und Erzähler der Geschichte, ein Melonen- und Marihuana-Farmer, will sein Ghetto retten, indem er Sklaverei und Rassentrennung wieder einführt. Begeistert verfolgt Winkels, wie Beatty mit viel Ironie und noch mehr kulturgeschichtlichem Wissen alle bisherigen Gleichstellungsbemühungen ad absurdum führt. Diese Technik soll darauf hinweisen, dass es noch lange nicht an der Zeit ist, sich auf den scheinbaren Errungenschaften in Sachen Gleichbereichtung auszuruhen, vermutet der fasizinierte Rezensent. Für ihn war der umfangreiche Roman, für den Beatty als erster Amerikaner mit dem britischen Man Booker Prize ausgezeichnet wurde, ein Füllhorn an geistreichen, sozialkritischen Pointen und absolut lesenswert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.10.2018

Rezensent Jan Wiele ahnt den kathartischen Effekt von Paul Beattys satirischer Erregungsprosa. Wie der Autor politische Unkorrektheit, rassistische Realitäten und die irrwitzige Idee seines Protagonisten aus Compton L.A., die Sklaverei wieder einzuführen, mischt, findet Wiele irre. Mal schockierend, mal komisch scheint ihm, was der Autor ihm pointenfest und metaphernreich darbietet. Ein besonderes Lob schickt Wiele dem Übersetzer Henning Ahrens, auch wenn dessen Fassung an das Original wohl nicht herankommt, wie der Rezensent vermutet.
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