Oliver Hochadel

Öffentliche Wissenschaft

Elektrizität in der deutschen Aufklärung
Cover: Öffentliche Wissenschaft
Wallstein Verlag, Göttingen 2003
ISBN 9783892446293
Kartoniert, 364 Seiten, 35,00 EUR

Klappentext

Das Phänomen der Elektrizität war das Modethema der Physik in der Aufklärung. Seit etwa 1740 sorgten magisch leuchtende Kopfaufsätze, geheimnisvoll bewegte Glockenspiele und die Entzündung von Weingeist durch eine Degenspitze für großes Aufsehen auch weit über akademische Zirkel hinaus. Wer aber waren diese elektrisierenden Vorführer? Mit Hilfe einer Vielzahl bisher unbekannter Quellen rekonstruiert der Autor die faszinierende Subkultur der umherziehenden Elektrisierer und Instrumentenmacher, die Geschäft, Spektakel und Popularisierung zu verbinden wussten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 02.04.2005

Ein höchst lehrreiches Buch, schwärmt der Rezensent Jakob Vogel: Bestens werde man in dieser wegweisenden Studie über die engen Zusammenhänge von "akademischer Gelehrsamkeit und Jahrmarktszauber" in der Frühneuzeit informiert. Im Kampf um die Durchsetzung der Wissenschaft von der Elektrizität kam es zu heftigen Rivalitäten zwischen bestallten Professoren und windigen Experimentatoren, die sich im öffentlichen Raum gegenüberstanden. Ganz ausdrücklich gelobt wird der Autor dafür, dass er die Mühe nicht gescheut hat, auch in den "Tiefen der Stadt- und Provinzarchive" zu forschen. Es hat sich, daran lässt Vogel keinen Zweifel, sehr gelohnt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.08.2003

Die vorwissenschaftliche Geschichte der Elektrizität ist eine Jahrmarkts- und Theologengeschichte, und soweit die Rezensentin Ursula Pia Jauch in Oliver Hochadels "fundierter Studie" nachlesen konnte, eine äußerst hitzige und spannende Geschichte. Denn die zunächst noch unerforschten elektrischen Phänomene verlangen nach Interpretation, und bei Sinngebung stehe bekanntermaßen immer viel auf dem Spiel, zumal den elektrischen Phänomenen etwas Außerirdisches und Magisches anhafte. Die erste wirklich überzeugende praktische Errungenschaft sei demnach der Blitzableiter gewesen, der schwerlich der Scharlatanerie verdächtigt werden konnte. Trotz allem habe besonders in universitären Kreisen noch lange rege Skepsis gegenüber diesem neuen Forschungsgebiet geherrscht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 07.06.2003

Als "hervorragende Studie", die mit einer "Fülle von interessanten Ergebnissen" aufwartet, würdigt Rezensent Michael Adrian diese wissenschaftgeschichtliche Dissertation zum Entstehen der Physik in der Aufklärung. Das liegt nach Einschätzung Adrians nicht zuletzt an ihrer Konzentration auf einen Personenkreis, in dem der Autor Oliver Hochadel die Praktiker des Wissens am Werke sehe. Denn Hochadel führe den Leser nicht nur durch die Universitäten und Akademien der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, sondern auch in private Experimentierstuben und Werkstätten, in Gasthäuser und auf Jahrmärkte, erklärt Adrian. Wie Adrian ausführt, erzählt Hochadel die Vorgeschichte der Physik, als sie noch kein "Fach" war, sondern ein Feld des naturkundlich Spektakulären und Interessanten, auch um zu zeigen, "dass sich die Physik nicht nur huckepack auf den bekannten Institutionen der Aufklärung ausbreitet, sondern auch ihre eigenen diskursiven Netze ausbildet, selbst Öffentlichkeit erzeugt."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.06.2003

Spannendes, bislang kaum erforschtes Terrain hat Oliver Hochadel nach Meinung des Rezensenten Friedrich Steinle mit seinem Buch auf "eindrucksvolle Weise" erkundet. Steinle entdeckt neue "kulturhistorische Perspektiven" in dieser Arbeit, in der Hochadel den außerakademischen Elektrizitätsforschern nachspürt. Dabei handelte es sich größtenteils um "reisende Experimentoren", anhand derer sich belegen lässt, wie "fließend die Grenzen zwischen Forschung, Präsentation, Kommerz und Unterhaltung im späten 18. Jahrhundert noch waren". Die "Vermittlung vom Experten zum Laien", wie sie gemeinhin angenommen wird, ist durch Hochadels Studie zumindest in Frage gestellt. Das Buch schließt eine Forschungslücke und eröffnet gleichzeitig nach Meinung des Rezensenten neue Fragen, die in dieser Studie allerdings nicht ausreichend vertieft werden: "Daraus eine Geschichte des 'Wissens-Schaffens' zu machen, wäre Stoff für eine zweite, komplementäre Studie".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.04.2003

Ernst Horst sind ein paar Lichter aufgegangen. Erstens hat er, als normal Sterblicher sozusagen, ein Buch über Wissenschaft so richtig gut verstanden und spricht Oliver Hochadel allein dafür seinen Dank aus. Zweitens hat er eine Menge über eine Zeit erfahren, in der die Wissenschaftler viel dringender als heute auf populären Appeal setzen mussten, damit sich jemand für sie interessierte. Schließlich sollten die Leute begreifen, was es auf sich hat mit der Elektrizität. Es gehe, schreibt Horst, in diesem Buch darum, wie die neuen Erkenntnisse einem denkbar unaufgeklärten, aber an spektakulären Vorführungen umso interessierteren Publikum in der zweiten Häfte des 18. Jahrhunderts nahegebracht wurden. Es geht also um Elektrisiermaschinen und Leidener Flaschen, um Schausteller, Scharlatane und Professoren. Ein prima Buch, meint Horst, auch weil Hochadel darauf achte, "die Vergangenheit aus ihren eigenen Bedingungen heraus zu verstehen".
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