Norman Manea

Die Höhle

Roman
Cover: Die Höhle
Carl Hanser Verlag, München 2012
ISBN 9783446239852
Gebunden, 366 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Aus dem Rumänischen von Georg Aescht. Nach dem Mord an einem Landsmann wird eine Gruppe rumänischer Intellektueller in den USA von der Vergangenheit eingeholt. Unter Ceausescu lernten sie sich kennen, bei konspirativen Treffen in Bukarest. Dann gingen sie ins Exil nach New York: Der hochgelehrte Augustin Gora, der als erster aus Rumänien flüchtete. Seine Frau Lu, die erst später mit ihrem Geliebten Peter Gaspar nachkam. Und der Gelehrte Mihnea Palade, der plötzlich ermordet aufgefunden wird. Als auch Gaspar eine Morddrohung erhält, müssen die einst Gleichgesinnten feststellen, dass in der Emigration jeder für sich selbst kämpft. Ein Roman, in dem Wirklichkeit und Phantasie, reale Bedrohung und Wahn ununterscheidbar werden.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 20.04.2013

Norman Manea hat mit seinem Roman "Die Höhle" etwas versucht, was ihm nicht gut zu Gesicht steht, findet Karl-Markus Gauss. Eigentlich soll das Buch ein "listiges und luftiges Verwirrspiel" sein, das sich um zwei in die USA emigrierte rumänische Intellektuelle entwickelt, erklärt der Rezensent. Angestoßen wird das Spiel durch eine Morddrohung, die einer von ihnen erhält und hinter der sie rumänische Exilanten aus dem Umfeld der Eisernen Garden vermuten. Das Buch ist durchsetzt von Täuschungen, Spielereien mit der Erzählperspektive und bemüht witzigen Bonmots, fügt Gauss hinzu. Für den Rezensenten ist klar: Leichtigkeit ist Maneas Sache nicht. Gauss sieht ihn eher als todernsten Autor, der es gewöhnlich schafft, seiner etwas "verquälten Prosa" durch Ernst, Aufrichtigkeit und akribische Recherche eine Dringlichkeit zu verleihen, die sie dann über so manches vielleicht kunstfertiger geschriebenes Buch erhebt. Dem Rezensenten ist der ernstere Manea lieber.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2012

Den realen Hintergrund von Norman Maneas Roman "Die Höhle" zu kennen, ist nicht unbedingt erforderlich, um die Virtuosität dieses bei aller surrealen Heiterkeit "teuflisch ernsten" Romans zu entdecken, versichert Ina Hartwig. Der seit 1986 im amerikanischen Exil lebende rumänische Autor verarbeitet darin den Mord am Exilrumänen Petru Culianu, der dem berühmten Religionswissenschaftler Mircea Eliade faschistisches Gedankengut nachgewiesen hatte und daraufhin an der Universität Chicago erschossen wurde, weiß die Rezensentin. Diesen "thrillertauglichen Plot" legt Manea seinem höchst komplexen Romangebilde zugrunde, um daran den "Aberwitz des Exils" darzustellen, so Hartwig fasziniert. Neben der Freude am Spiel, Witz und einem Feuerwerk an literarischen Anspielungen wird aber auch das bittere Sediment des Exils, das sich in seinen eigenen Fiktionen verstrickt, sichtbar, meint die Rezensentin. Wenn am Ende auch noch der Anschlag auf das World Trade Center mythologisch-durchtrieben mit Reflexionen über das Heilige kurzgeschlossen und somit der Bogen zu Eliades religionswissenschaftlichen Arbeiten geschlagen wird, so zeigt sich Hartwig von der Komplexität dieses Romans tief beeindruckt.
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