Mojca Kumerdej

Unter die Oberfläche

Erzählungen
Cover: Unter die Oberfläche
Wallstein Verlag, Göttingen 2023
ISBN 9783835354760
Gebunden, 260 Seiten, 23,00 EUR

Klappentext

Aus dem Slowenischen übersetzt von Erwin Köstler, Liza Linde, Karin Almasy und Fabjan Hafner. Dreizehn Erzählungen Mojca Kumerdejs, in denen sie die Innenwelt ihrer Figuren an die Oberfläche bringt: dunkle, beängstigende Dinge - wie etwa bei der Frau, die nach außen hin den Schein der ihre kleine Tochter liebenden Mutter aufrechterhält, sich im Innern aber nach ihrem selbstbestimmteren Leben vor der Geburt zurücksehnt und dann nicht einschreitet, als sich eine Katastrophe anbahnt. Oder bei der Frau, die nur dann selbst glücklich sein kann, wenn es ihrer Freundin schlecht geht. Mit psychologischen Gespür schildert Mojca Kumerdej die Beweggründe für ihr Verhalten - auch wenn das Bewusstsein seinen Sitz mitunter schon nicht mehr in einem Körper hat, sondern sich dieses in einer frisch transplantierten Leber zu befinden scheint.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 12.02.2024

Ziemlich abgründig sind die Erzählungen, die Mojca Kumerdejs Buch versammelt, so Rezensentin Judith Leister. Da lassen Mütter aus Eifersucht ihre Töchter ertrinken, lesen wir, oder sie engagieren sich für Missbrauchsopfer, tolerieren aber, dass das eigene Kinder Opfer des eigenen, übergriffigen Ehemannes wird. Auch sonst, führt Leister aus, lauert das Böse oft im Vertrauten, in den Nächsten und Nachbarn. Daneben finden sich, fährt die Rezensentin fort, absurdere Konstellationen, etwa wenn eine Transplantationsleber ein Bewusstsein entwickelt oder eine Frau sich dafür entscheidet, hinfort mit ihrem Auto namens Erik zusammen zu leben.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.10.2023

Wunderbar, so Rezensent Tilman Spreckelsen, dass mit diesem Kurzgeschichtenband nun ein Querschnitt durchs Werk Mojca Kumerdejs vorliegt, einer bedeutenden Stimme der Gegenwartsliteratur. Das zentrale Thema dieser insgesamt 13 Erzählungen ist die Paradoxie einer Kommunikation, die den Zugang zur Welt und zu anderen Menschen nicht ermöglicht, sondern verhindert, führt Spreckelsen aus. So etwa in der Erzählung "Defekt", auf die der Rezensent ausführlicher eingeht und in der eine Frau über die Entfremdung von ihrem Mann sinniert, dieselbe aber nicht verbalisiert. Auch einige andere Geschichten der Sammlung kommen zur Sprache, unter anderem taucht ein Stalker auf, der Abscheu vor seinen Opfern empfindet und ein bisexuelles Liebesdreieck. Kumerdejs Figuren wollen anderen Menschen durchaus nahe kommen, erläutert Spreckelsen, aber eine eigenartige Verbindung aus Offenheit und Verschwiegenheit führt dazu, dass es nicht zu einem echten Austausch kommt.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 07.09.2023

In den höchsten Tönen lobt Rezensent Cornelius Wüllenkemper diesen Band mit Erzählungen der slowenischen Journalistin und Autorin Mojca Kumderdej. In dreizehn vorbildlich recherchierten und psychologisch ausgereiften Kurzgeschichten kreist die Autorin um verschiedenste Figuren aus unterschiedlichen Milieus und taucht ab in die Abgründe von EU-Beamten, Universitätsdozentinnen oder Arbeitslosen, erklärt der Kritiker. Er liest von einer Mutter, die ihre Tochter aus Eifersucht tötet, einem Kind, dass den Missbrauch des Vaters an der Schwester beobachtet oder einer Geschäftsfrau, die in die Fänge eines sadistischen Psychopathen gerät. Frei von Urteilen, dafür mit scharfem Blick lotet Kumderdej die Düsternis zwischenmenschlicher Beziehungen aus, versichert der Rezensent.