Milton Hatoum

Asche vom Amazonas

Roman
Cover: Asche vom Amazonas
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2008
ISBN 9783518420157
Gebunden, 298 Seiten, 24,80 EUR

Klappentext

Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Karin von Schweder-Schreine. Unterschiedlicher könnten zwei Freunde nicht sein: der künstlerisch begabte, labile Raimundo, dessen von ihm gehasster Vater ein erfolgreicher Unternehmer und Sympathisant der Militärregierung ist, und Olavo, eine Waise aus bescheidenstem Haus, der Raimundos blindem Rebellentum hilflos gegenübersteht. Olavo wählt den stillen Weg und wird Anwalt der kleinen Leute, verfolgt aber fasziniert den Lebensweg des Freundes, der rastlos in der Welt umherzieht und sich doch nicht von seiner Herkunft lösen kann. Auch Raimundos Mutter, eine schöne Frau mit geheimnisvoller Geschichte, kann dem Sohn keinen Halt bieten - zu stark ist sie selbst in wirre Leidenschaften verstrickt und in ein Leben, das ein Zerrspiegel ihres Glücksverlangens ist.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 06.11.2008

Kersten Knipp bewundert in Milton Hatoums Roman "Asche vom Amazonas" die überaus gelungene Verquickung von Amazonas-, Diktatur- und Exilroman zu einem überzeugenden Ganzen. Denn in dieser Synthese liege in den Augen des begeisterten Rezensenten die "Kunst" des brasilianischen Autors, der in seinem Buch von zwei ganz unterschiedlichen Protagonisten erzählt, die im "morbiden Setting" des abgewirtschafteten Manaus der 60er und 70er Jahre aufwachsen. Da ist zum einen der gegen die Militärdiktatur kämpfende und später ins Exil gehende Raimondo, auf der anderen Seite Olavo, der aus einfachsten Verhältnissen stammt und darum pragmatisch um Aufstieg bemüht ist, erklärt Knipp. Olavo wird zum Chronisten ihrer Freundschaft, die mit dem Tod Raimondos endet, so der hingerissene Rezensent, der auch die Übersetzung ins Deutsche von Karin von Schweder-Schreiner in den höchsten Tönen lobt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.10.2008

Nach diesem Roman besteht für Florian Borchmeyer kein Zweifel mehr an der Bedeutung Milton Hatoums für die brasilianische Gegenwartsliteratur. Den Roman über den Untergang einer Jute-Dynastie im Manaus der 60er Jahre nennt er eine "Art von brasilianischen ‚Buddenbrooks‘". Den zentralen Vater-Sohn-Konflikt sieht er durch Hatoum so packend und farbenfroh wie subtil gestaltet. Dass der Autor bei aller Schonungslosigkeit der Schilderung seiner Stadt Manaus und den Figuren stets liebevoll verbunden bleibt, stellt Borchmeyer mit Achtung fest und gelangt über die individuelle Geschichte zu einer sinnbildhaften Deutung des Romans als Gesellschaftsporträt der von Auf- und Abschwüngen geschüttelten Stadt am Rio Negro. Auch wenn das Buch für Borchmeyer kaum Trost bereithält und die Rebellion des Sohnes gegen den Vater sinnlos endet, so lässt die nüchterne Neutralität der Erzählerfigur (laut Borchmeyer von Karin von Schweder-Schreiner elegant ins Deutsche übertragen) den Rezensenten doch nicht ganz ohne Hoffnung zurück.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 11.10.2008

Rezensentin Saskia Vogel begrüßt Milton Hatoums Roman "Asche vom Amazonas". Sie sieht in dem brasilianischen Schriftsteller mit arabischem Hintergrund einen der wenigen Autoren, die die Region Amazonien auf dem internationalen Buchmarkt vertreten. Der Titel des Buchs scheint ihr ein wenig kitschig. Und tatsächlich ist der Roman um Raimundo, der Künstler werden will und von seinem Vater deswegen halb totgeschlagen wird, dann auch nicht ganz frei von Kitsch, wie sie beklagt. Besonders moniert Vogel in diesem Zusammhang Hatoums "exotische Idealisierung" der indigenen Bevölkerung Brasiliens. Andererseits bescheinigt sie dem Werk eine hohe politische Qualität und würdigt es für seine kritische Auseinandersetzung mit der Militärdiktatur und den skrupellosen Wirtschaftseliten Brasiliens. "Die Geschichte von Raimundo, dessen Lebenspläne am Widerstand seines Vaters scheitern", erklärt die Rezensentin, "ist zugleich die Geschichte eines Landes, das zwanzig Jahre lang brutal beherrscht wurde."
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