Michela Murgia

Chiru

Roman
Cover: Chiru
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2017
ISBN 9783803132871
Gebunden, 208 Seiten, 20,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Julika Brandestini. Als Eleonora und Chirú einander zum ersten Mal begegnen, ist sie achtunddreißig und er achtzehn Jahre alt. Nichts scheint die beiden zu verbinden. Und doch nimmt die bekannte Theaterschauspielerin den schlaksigen Musikstudenten als Schüler an, um seinen Weg für eine Weile zu begleiten. Sie führt ihn in ihre schillernde Künstlerwelt ein. Aber was ist diese lebensgewandte Frau für den Jungen? Lehrerin, Mutter, Geliebte? Von allem etwas und nichts davon ganz. Wie "Accabadora" beginnt auch dieser Roman Murgias in Sardinien, führt seine Protagonisten dann aber durch ganz Europa.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 22.08.2017

Immerhin verlässt die sardische Schriftstellerin Michela Murgia in ihrem neuen Roman den ausgetrampelten Pfad der Schüler-Lehrer-Geschichte, meint Rezensentin Maike Albath. Die Erotik bleibt vage, dafür spielt die Psychoanalyse eine große Rolle in dieser Erzählung einer Beziehung zwischen einem knapp volljährigen Geigenschüler und seiner Lehrerin, die hier als Mischung aus "Zen-Meisterin", Mutter, rigider Mentorin und "koketter" Freundin auftritt, verrät die Kritikerin. Wenn jene Eleonora mit ihrem eigenen Supervisor über die Fortschritte ihres Zöglings diskutiert und erklärt, wie sie sich davor hütet, ihn "mit den versteckten Zähnen eines rationalen Uterus" zu zerfleischen, gerät der Rezensentin das Buch allerdings dicht an den "Psycho-Kitsch-Abgrund". Therapeuten-Floskeln und "pseudopoetische" Vergleich tun ihr übriges, klagt die Kritikerin, die in dem Roman aber immerhin ein paar eindringliche Passagen über die sardische Kindheit der Heldin entdeckt hat.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 22.06.2017

Schon nach den ersten Zeilen ist Rezensentin Elisabeth von Thadden Michela Murgias Roman "Chiru" ganz verfallen. Kraftvoll vermag die sardische Schriftstellerin von der Beziehung zwischen einem 18jährigen Geiger und einer 38jährigen Theaterschauspielerin zu erzählen, lobt die Kritikerin, die sich hier gebannt durch das Leben einer Künstlerin auf der Suche nach ihrer Weiblichkeit treiben lässt. Insbesondere hat die Rezensentin beeindruckt, wie virtuos und furchtlos Murgia in diesem wunderbar "sardischen" Roman Archaik in der Gegenwart wüten lässt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 08.05.2017

Susanne Lenz bewundert die sardinische Schriftstellerin Michela Murgia für ihre scharfe Beobachtungsgabe wie für ihren kraftvollen Ausdruck. Auch in dem neuen Roman "Chiru" findet sie viel davon, wenn die lebenskluge Schauspielerin Eleonora eine Affäre mit dem 17-jährigen Geigenschüler Chirú beginnt und ihn in den Kunstwelt Sardiniens einführt. Mit Hingabe liest Lenz vom Lärm zerbrechender Gewissheiten, vom Treibgut des Leben oder von der Verführungskraft jugendlicher Unverschämtheit. Dass die Autorin die Grenze zum Kitsch streift, verübelt ihr die Rezensentin nicht, sie verbucht das sogar als ein ihr selbst fehlendes kulturelles Verständnis.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.03.2017

Niklas Bender schätzt die sardische Autorin Michela Murgia sehr, und auch ihr neuer Roman findet sein Wohlwollen, wobei er in seine Besprechung durchaus einige kritische Untertöne einfließen lässt. Murgia erzählt in "Chiru" von einer Schauspielerin Mitte dreißig in Cagliari, die einen achtzehnjährigen Geiger aufnimmt, um ihn in das Leben, die Liebe und den Kulturbetrieb einzuführen. Auch wenn die Autorin mitunter die Grenze zum Kitsch streife, ist Bender doch vor allem fasziniert von der Konsequenz und der Melancholie, mit der Murgia die flüchtige Anmut des Jünglings evoziert. Diese subtile Erotik lässt sich Bender gefallen, mehr noch begeistern ihn allerdings die Gesellschaftschilderungen, die er für ihre "gnadenlos-komische Klarsicht" rühmt.
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