Matthias Zschokke

Ein neuer Nachbar

Cover: Ein neuer Nachbar
Ammann Verlag, Zürich 2002
ISBN 9783250600367
Gebunden, 217 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Von einem Mann, der seinen Ofen liebt, von unsichtbaren Filmen, weinenden Sängern und der Liebe zum Überflüssigen. In diesen Prosastücken, Erzählungen, Geschichten und Apercus berichtet einer von seinen Windmühlen, gegen die er anzukämpfen und vor denen er alltäglich zu bestehen trachtet, ein Großstadt-Flaneur und Landschaftsgänger, der das Absichtslose und das ihm Zufallende an seinem Weg zum Gegenstand seiner Dichtung macht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.10.2002

Cornelia Staudacher ist ziemlich begeistert von den Erzählungen, deren Begebenheiten zwar zunächst alltäglich oder sogar banal wirken, sich bei näherer Betrachtung aber als wahre "Einsicht in die Natur menschlichen Lebens" entpuppen, wie die Rezensentin lobt. Dabei beschreibt sie es als ausgesprochenes Vergnügen, sich auf die "verschlungenen Wege" Zschokkes und dessen melancholischen Protagonisten einzulassen. Sie findet es zudem sympathisch, dass der Autor bei der Beschreibung seiner zerbrechlichen "Existenzen" immer Verständnis für seine Figuren zeigt und sich nicht zur "Schadenfreude" hinreißen lässt. Damit und mit seiner "knappen, konzisen" Sprache treffe Zschokke direkt ins "Herz" der Leser, so die Rezensentin hingerissen. Sie preist die Erzählungen als "Schutzpolster gegen die allzu triviale Wirklichkeit" und sieht einmal mehr die geistige Verwandtschaft des Autors mit Robert Walser unter Beweis gestellt.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 28.06.2002

Sehr angetan ist der Rezensent Hermann Wallmann von diesen Prosaminiaturen, die sich seiner Ansicht nach bestens "als die Wunderkammer oder Wundenkammer oder Verwunderungskammer eines halb hingezogenen, halb hingesunkenen Stadtschreibers" lesen lassen. Der Schweizer Wahlberliner Matthias Zschokke scheint darin verschiedene verschiedene Identitäten anzunehmen. Wallmann erwähnt Robert Walser, Eichendorff und Heine. Der Rezensent sieht in ihm einen Dichter der Berliner und Berner Republik, vor allem dort, wo Zschokke Vereinnahmungen "poetisch unterläuft", etwa wenn er im "Fall" der Mauer eine "anarchische Verlustbilanz" aufmacht. Und dabei findet Wallmann den Dichter nicht nur unterhaltsam, sondern geradezu aufklärerisch: "Das 'Tauge-Nichts!' des Matthias Zschokke hat auch etwas mit Aufklärung - und Lebensrettung - zu tun", so sein Fazit.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 07.05.2002

Wie Samuel Moser uns die Ereignislosigkeit in den hier versammelten Texten Zschokkes (aus 15 Jahren und zur Hälfte noch unveröffentlicht) als Ereignis verkauft, ist schon doll. Traurig sind die Texte, falsch, "himmeltraurig, das ist mehr und weniger zugleich". Verbergen wollen sie, nicht enthüllen, doch Zschokke verstummt darüber nicht, sondern schreibt munter weiter. Seine Figuren sehen aus wie in Milch gebadet, "blass und hinfällig", aber im Herzen sind sie "Goldwäscher und Bärenjäger". Dass Moser das "zauberhaft" vorkommt, kann man gut verstehen.
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