Martin Kordic

Jahre mit Martha

Roman
Cover: Jahre mit Martha
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2022
ISBN 9783103971637
Gebunden, 288 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Željko, der von allen "Jimmy" genannt wird, ist fünfzehn, als er sich in Martha verliebt. Sie ist Professorin in Heidelberg, er lebt mit seinen Eltern und Geschwistern zu fünft in einer Zweizimmerwohnung in Ludwigshafen. Martha hat, was Željko sich sehnlichst wünscht: Bücher, Bildung und Souveränität. Mit Martha besucht er zum ersten Mal ein Theater, sie spricht mit ihm, wie sonst niemand mit ihm spricht. Mit Marthas Liebe wächst Željkos Welt. Doch welche Welt ist es, die er da betritt und wen lässt er dafür zurück? Wo verlaufen die Grenzen zwischen Begehren und Ausbeutung?

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 15.10.2022

"Ein literarisches Phänomen", nennt Paul Jandl Martin Kordićs Roman "Jahre mit Martha". Fast filmhaft werde die Beziehung zwischen Željko, genannt Jimmy, und der Professorin Martha gezeigt, der Cut erfolge stets in den entscheidenden Momenten, wenn sich beide näherkommen. Es ist eine Geschichte der Erfahrungssammlung, auch sexuell, zugleich Migrations- und Coming-of-Age-Erzählung, dazu kommen Elemente des Bildungsromans, freut sich der Rezensent über diese gelungene Melange. Jandl ist begeistert, nicht nur vom Inhalt, sondern auch von der herrlichen Sprache, von der er den Lesern zu verstehen gibt: "Achtung, Anmut!"

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.09.2022

Rezensent Christian Mayer warnt davor, Martin Kordics Roman über das Schicksal eines Zuwanderers, den Rassismus und die Wut allzu leicht zu nehmen. Hinter der Leichtfüßigkeit der Erzählung steckt eine "brutale Abrechnung" mit der deutschen Gesellschaft, den Mängeln der Integration und der sozialen Ungleichheit, meint er. Wie der bildungshungrige Protagonist allenthalben auf Grenzen stößt, erzählt Kordic laut Mayer mit Ironie, Brillanz und viel Sinn für die "Boshaftigkeiten der deutschen Klassengesellschaft".
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.09.2022

Rezensent Martin Oehlen ist von Martin Kordics zweiten Roman "Jahre mit Martha" begeistert. Der 1983 in Celle geborene Autor und Lektor beim Hanser-Verlag zeichnet darin eine "abendrote Liebesgeschichte", nämlich die zwischen dem leicht und locker berichtenden Ich-Erzähler Željko Draženko Kovacevic, der sich selbst wegen den mit seinem kroatisch-bosnischen Namen verbundenen Sonderzeichen und Vorurteilen Jimmy nennt, und der deutlich älteren Heidelberger-Universitäts-Professorin Frau Gruber entsteht, erklärt Oehlen. Der Rezensent beobachtet hier, wie Željko älter wird und dabei immer mehr Fuß fassen kann, sowohl in der akademischen Gesellschaft als auch in seinem verwirrenden Alltag. Doch nicht nur der Inhalt gefällt Oehlen, auch die Buchgestaltung, Zitate, Popkultur-Motive, essayartigen Abschnitte und produktiven Leerstellen stimmen ihn froh. Hier liest man einen großartigen, poetisch starken Liebes-, Migrations- und Coming-of-Age-Roman, der sicherlich auch ohne Platzierung auf der Longlist des Buchpreises dieses Jahr groß werden wird, schließt er.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 03.09.2022

Rezensentin Nina Apin liest Martin Kordićs Geschichte eines migrantischen Bildungsaufsteigers in der BRD mit Interesse. Der Hanser-Lektor mit kroatischen Wurzeln erzählt darin von dem Sohn kroatisch-bosnischer Eltern Željko Draženko Kovačević, der als Jugendlicher im Garten der 25 Jahre älteren Frau Gruber hilft und mit ihr bald eine ungleiche Beziehung beginnt, resümiert Apin. Die Rezensentin spekuliert, dass der Autor hier auch etwas Biografie durchscheinen lässt, wenn er die Lebenswirklichkeit junger Migranten in der BRD beschreibt. Aber das Buch ist keinesfalls vorwiegend autobiografisch oder gesellschaftspolitisch, sondern erzählt die schöne Geschichte eines schillernden, eindrücklich vielseitigen Charakters, schließt die Kritikerin.