Marlen Haushofer

Marlen Haushofer: Die gesammelten Romane und Erzählungen

Cover: Marlen Haushofer: Die gesammelten Romane und Erzählungen
Claassen Verlag, Berlin 2023
ISBN 9783546100830
Gebunden, 2000 Seiten, 90,00 EUR

Klappentext

Ungekürzte, kritisch kommentierte Ausgabe mit Anmerkungen. Marlen Haushofer erzählt von der Begrenzung weiblicher Lebensräume, von den Abgründen verdrängter Kriegserfahrungen unter einer bürgerlichen Oberfläche und von kosmischen Naturkatastrophen unvorstellbaren Ausmaßes. Heute sind Marlen Haushofers Romane Klassiker - allen voran "Die Wand". Die erste Werkausgabe Haushofers versammelt alle Romane und Erzählungen, wissenschaftlich eingeordnet und um Vorworte von Gegenwartsautoren erweitert, die eine neue Perspektive auf diese Autorin von Weltrang eröffnen. Inhalt: Bd. 1: Eine Handvoll Leben. Roman. Bd. 2: Die Tapetentür. Roman. Bd. 3: Die Wand. Roman. Bd. 4: Himmel, der nirgendwo endet. Roman. Bd. 5: Die Mansarde. Roman. Bd. 6: Gesammelte Erzählungen. Alle Bände sind auch einzeln erhältlich.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 23.12.2023

Rezensentin Marielle Kreienborg findet nur angebracht, dass endlich Marlen Haushofers Werk in einer Gesamtausgabe gewürdigt wird. Zu lange sei die österreichische Autorin neben Zeitgenossen wie Ingeborg Bachmann, Max Frisch, Heinrich Böll oder Thomas Bernhard untergegangen. Dabei habe Haushofer weit mehr zu bieten als ihren bekanntesten Roman "Die Wand", wie die Werkausgabe zeige: fünf Romane, fünf Kinderbücher und zahlreiche Erzählungen, zählt die Kritikerin auf; dazu ein unveröffentlichter Debütroman, in dem sich mit dem gemeinschaftlich von mehreren Frauen eingefädelten und ungesühnten Mord an einem Mann bereits das große feministische Potenzial in Haushofers Werk ankündigte bzw. angekündigt hätte, so Kreienborg. Auch in ihren Erzählungen lasse sich die Ausmessung eines weiblichen Handlungsspielraums - der in den Texten mit der Zeit leider immer kleiner werde - nachvollziehen. Besondere Relevanz entwickelt dieser feministische Impuls für die Kritikerin vor allem vor dem Hintergrund der zahlreichen Anfeindung von männlichen Kritikern, die Haushofers Werke mehr oder weniger heftig zu fraulichem Geschreibsel degradierten. Umso besser, dass mit der Gesamtausgabe nun Gelegenheit zur Revidierung dieser Fehleinschätzung geboten wird, lobt Kreienborg.

Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk, 23.12.2023

Rezensentin Antje Allroggen freut sich über die Gesamtausgabe der Texte von Marlen Haushofer. Bis auf "Die Wand" habe das restliche Werk der Autorin, das auch viele Kurzgeschichten umfasst, bisher wenig Beachtung gefunden. Das habe, wie die verschiedenen wissenschaftlichen Einführungstexte zu den einzelnen Bänden überzeugend herausarbeiten, zum einen an der "Hausfrauen-Ecke" gelegen, in die Haushofer von der männlich dominierten Literaturkritik gedrängt worden sei, zum anderen am gesellschaftlichen Zustand der Erstarrung während der Nachkriegszeit in Österreich, der im Besonderen auch die Frauen in Haushofers Texten erfasste und aus dem damaligen Diskurs ausklammerte, wie Allroggen wiedergibt. Dies abzubilden, sei aber genau die Stärke der Autorin, wie Allrogen auch in Arnold Geigers Vorwort zum Roman "Die Tapetentür" liest. Auch "Die Wand" lernt die Kritikerin in Antje Rávik Strubels Vorwort nochmal neu kennen; nämlich gerade nicht als "weibliche Robinsonade", sondern als Entwurf einer Welt, in der Frieden nur ohne Männer möglich ist. Schließlich aber plädiert Allroggen auch ganz abseits der Kategorie der feministischen Literatur für eine Würdigung dieser versierten Autorin mit einem "Herz für Hoffnung und Romantik".