Lukas Hartmann

Die Deutsche im Dorf

Roman
Cover: Die Deutsche im Dorf
Nagel und Kimche Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783312003501
Gebunden, 301 Seiten, 21,50 EUR

Klappentext

Die Bewohner eines Dorfs im schweizerischen Emmental dulden tatenlos einen Totschlag, den ein paar Jungen verüben. In einem atemraubend spannenden Roman verfolgt Lukas Hartmann die Dynamik eines Verbrechens, zu dem sich die Menschen in einer Gruppe gegenseitig aufstacheln, und vermittelt realitätsnah die Logik einer Selbstjustiz.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 20.08.2005

Schon der Titel des Romans von Lukas Hartmann gefällt Maike Albath nicht: Sie findet die Alliteration"aufdringlich", und der Inhalt stimmt sie auch nicht unbedingt milder. Das "betuliche Ambiente" des Schweizer Dorfes werde ebenso beschrieben, und selbst der inszenierte Schock eines grausigen Geständnisses gleich im ersten Satz wirke eher siech und bemüht. Im Folgenden gebe es zwei Erzählebenen (auch diese Konstruktion: "hölzern"), von denen laut Rezensentin immerhin eine gelingt. An der Ebene in der Vergangenheit, in der es um das Verhältnis dreier pubertierender Jungs und ihren wahnwitzigen Verdacht geht, bei der Fremden im Dorf handelt es sich um den untergetauchten Adolf Hitler, hat Albath nicht allzu viel auszusetzen: Der "biedere Realismus gewinnt an Fahrt", die Rezensentin genießt diese Szenen als Höhepunkt des Buches. die Ebene jedoch, die sich mit dem Protagonisten im Erwachsenenalter befasst, bleibe dann doch wieder "blass", klagt Albath.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 22.03.2005

Gieri Cavelty stellt Lukas Hartmann als den Autor "helvetischer Xenophobie" vor: Fremdenhass ist sein Thema, war schon sein Thema in seinen früheren Büchern. Ob es nun um kurdische Flüchtlinge wie in "Die Wölfe sind satt" oder um "Die Deutsche im Dorf" geht, das Besondere an Hartmanns Romanen sei die Einfühlung in die Psychologie eines Täters oder, wie im jüngsten Fall, gleich mehrerer jugendlicher Täter, die "Die Deutsche im Dorf" erst ausspionieren und schließlich totschlagen. Hartmanns Einfühlungsvermögen ist es zu verdanken, interpretiert man Caveltys vorsichtige Worte richtig, dass die Geschichte nicht allzu platt und abstrus wirkt. Gerade die ersten Kapitel von "Die Deutsche im Dorf" wirkten wie ein mündliches Geständnis (tatsächlich will der Autor durch einen Telefonanruf von der Geschichte erfahren haben, berichtet der Rezensent), mit dem er das Vertrauen der Leser erlange. Einige stilistische Schwächen und Überzeichnungen muss Cavelty dennoch eingestehen, ansonsten sei das Buch als - Etikett: pädagogisch wertvoll - vor allem für heranwachsende Leser als Einführung ins Thema Fremdenhass und Jugendkriminalität zu empfehlen.
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