Laurence Sterne

Eine empfindsame Reise durch Frankreich und Italien. Von Mr. Yorick

Roman
Cover: Eine empfindsame Reise durch Frankreich und Italien. Von Mr. Yorick
Galiani Verlag, Berlin 2010
ISBN 9783869710143
Gebunden, 340 Seiten, 24,95 EUR

Klappentext

Neu aus dem Englischen übersetzt und kommentiert von Michael Walter. Benachwortet von Wolfgang Hörner. Nebst der einzigen Seite Übersetzung aus der Feder Christoph Martin Wielands. Mitten im Krieg macht sich ein Engländer seiner angeschlagenen Gesundheit wegen nach Frankreich auf und erlebt dort verschiedenste Gefühlsverstrickungen. Das ist der Plot. Wichtiger als der aber ist das Innenleben der Hauptfigur Yorick, eines "man of infinite jest". In diesem Buch wird erstmals den Seelenregungen des Individuums aufs Genaueste nachgespürt - und der Erfolg des Romans war unglaublich: Er wurde europaweit ein Bestseller, Freundeskreise nannten sich nach den Figuren des Romans, "Yorick- Büsten" wurden aufgestellt, fabrikmäßig Andenken mit Motiven des Buches produziert, und eine ganze Epoche der deutschen Literatur heißt nach diesem Buch: die Empfindsamkeit. Sterne zeigt sich als der beste Psychologe seiner Zeit, er weiß, dass das Leben bestimmt ist von Sexualität, und er lockt seine empfindsamen Leser auf vergnüglichste Weise in die Falle. Erstmalig überhaupt ist dies für deutsche Leser nun auch nachzuvollziehen - denn Michael Walters Neuübersetzung ist nicht nur kongenial - sie ist auch die erste deutsche Übersetzung, die nichts verschweigt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 31.08.2010

Mit seinem letzten Werk "Empfindsame Reise" habe Laurence Sterne dem Tod noch einmal die "lange Nase" gezeigt, befindet Werner von Koppenfels amüsiert, dies sei schon immer Sternes Spezialität gewesen. So überschlage sich Sterne fast mit der sprunghaften Erzählweise von aufregenden Tete-a-tetes, resümiert der Rezensent, lasse sowohl Seele, Herz, Erotik und Ironie ihren Raum und sei damit ein Quell der Inspiration für deutsche Stürmer und Dränger wie den jungen Goethe gewesen. Auch die Neuübersetzung durch Michael Walter lobt der Rezensent sehr, wenngleich der vermehrte Gebrauch von Wörtern aus dem 18. Jahrhundert zuweilen verschnörkelt daher käme; doch nur in dieser einen Hinsicht sei diese zweite Auflage schwächer zu bewerten als die von J.J. Bode aus dem Jahr 1768.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 26.06.2010

Die Sensation, die Laurence Sternes "Sentimental Journey" darstellte, die literarische Revolution, die das Buch machte, schildert Rezensent Heinz Schlaffer in seiner Besprechung von Michael Walters Neuübersetzung ziemlich ausführlich. Der neue Stil, ja das Epochengefühl der "Empfindsamkeit" fand in diesem fürs weibliche Geschlecht sehr viel eher als der Riesenroman "Tristram Shandy" zugänglichen Zweitling des Autors Anregung wie auch schon Ausdruck. Der "Werther" wäre ohne die, so Schlaffer, hier geleistete "Demokratisierung" der Wahrnehmung kaum denkbar gewesen. Nicht mehr die Aristokratie stehe  im Zentrum, sondern die Alltäglichkeit tiefen Empfindens. Erst gegen Ende kommt die Rezension dann auf die Übersetzung von Michael Walter, der für seine Übertragung des "Tristram Shandy" viel Lob und viel Preis erhielt, zu sprechen. Sehr freundlich fällt Schlaffers Urteil dabei keineswegs aus: mit seinen zu vielen falschen sprachlichen Altertümeleien verfehle Walter im Grunde den Ton des Originals.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.03.2010

Hans Ulrich Gumbrecht würde gerne für einen Moment Freud vergessen, um das gute Gewissen der aufgeklärten Empfindsamkeit, wie es Laurence Sternes Erzähler in diesem neu ("rustikal") übersetzten Reisebericht an den Tag legt, zu teilen. Weil das nicht geht, lässt sich Gumbrecht eben begeistern für die historische Differenz zu der bei Sterne zu erfahrenden Kultur einer Sinnlichkeit, verstanden als Medium der Weltaneignung. Die von Wolfgang Hörner im Nachwort gewiesene Richtung zweideutiger, schlüpriger Lektüren möchte Gumbecht gar nicht kritisieren, nur anmerken, dass hier historisch gesehen eher eine Bewegung hin zur Moralität eines Rousseau stattfindet. Welche Lesart zu bevorzugen ist, scheint Gumbrecht zu sagen, bleibt dem Leser überlassen.
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