Lana Bastasic

Fang den Hasen

Roman
Cover: Fang den Hasen
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021
ISBN 9783103970326
Gebunden, 336 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Aus dem Bosnischen von Rebekka Zeinzinger. Als junge Mädchen waren sie unzertrennlich, obwohl sie gegensätzlicher nicht sein könnten: Lejla, die Schamlose, Unbändige. Sara, die besonnene Tochter des Polizeichefs. Eine zwiespältige Nähe aus Befremden und Anziehung. Eine außergewöhnliche Freundschaft, die plötzlich zerfiel wie das Land, in dem sie aufwuchsen. 12 Jahre ist es her, als Sara Bosnien verließ, um an einem besseren Ort ein neues Leben zu beginnen. 12 Jahre absoluter Funkstille, als ein Anruf sie in die verlorene Heimat zurückbringt. Die Rückkehr wird kein harmloses Wiedersehen zweier Kindheitsfreundinnen.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 05.06.2021

Rezensent Andreas Breitenstein sieht mit Lana Bastasic eine Autorin die literarische Bühne betreten, die dem reichen weltliterarischen Echoraum Bosnien endlich auch eine weibliche Stimme hinzufügt. Auch steht für ihn außer Zweifel, dass sich Bastasic schon bald unter die großen Autoren jener Region einreihen wird. In ihrem Debütroman erzählt sie von zwei jungen Frauen, die sich auf einen Road-Trip von Mostar nach Wien begeben und dabei Fragen um Identität und Anerkennung verhandelt. Wie Bostasic das "tragische innere Unglück Bosnien" aufnimmt und mit der Erfahrung der Disaspora und westlich aufgeklärter Sinnleere verbindet, das erscheint dem Rezensenten stark. Dass die Autorin dabei mitunter einen Überschuss an den Kunstwollen an den Tag legt, verzeiht er gern.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.04.2021

Rezensent Tilman Spreckelsen folgt der komplexen Erzählstruktur von Lana Bastasics Debütroman über zwei Freundinnen aus Bosnien, die sich nach langen Jahren wiedersehen, um gemeinsam mit dem Auto in ihre alte Heimat zu fahren. Was wie ein Roadmovie mit Reminiszenzen an Krieg und Unordnung beginnt, führt laut Spreckelsen zu drängenden Fragen der Identität in Zeiten des Krieges. Dass die Erinnerungen der beiden nicht wirklich verlässlich erscheinen, macht die Sache für Spreckelsen nicht einfacher. Die Identitäten sind fließend, ahnt er. Als Manko empfindet er die metaphernselige Sprache der Erzählerin. Deren Gestaltungswillen (das eigene Leben betreffend) hätte die Autorin auch diskreter veranschaulichen können, meint er.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 16.04.2021

Rezensent Jörg Plath ist gefesselt von Lena Bastasics Roman über die Kraft von Erinnerung und Sprache. Ein Trip in ihre bosnische Vergangenheit konfrontiert die Erzählerin mit den politischen Spannungen in ihrer Heimat, mit Verdrängtem und nur Vorgestelltem. In der Begegnung der Erzählerin mit einer verführerischen Freundin von früher liegt für Plath eine "reizvolle wie gefährliche Erzählkonstellation", die die Autorin allerdings gut ausbalanciert, wie Plath findet. Der Roman überzeugt ihn außerdem mit "atmosphärisch dichten Situationen".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.03.2021

Rezensent Helmut Böttiger hat dieser Roman sehr fasziniert, seine zunächst täuschende Simplizität, ja, Harmlosigkeit, die sich zunehmend als Doppelbödigkeit entpuppt. Die Geschichte zweier Freundinnen - die sich aus den Augen verloren haben und in zwei verschiedenen Ländern wohnen, Irland und Bosnien und jetzt wieder aufeinander treffen - bilden nur, so erfahren wir, den Vordergrund des Geschehens. Im Hintergrund lauert, durch vieldeutige Bilder angedeutet und immer "magischer" aufgeladen, wie der hoch beeindruckte Kritiker ausmacht, die Geschichte des Balkankrieges, der verschiedenen Ethnien und komplexer Beziehungen vor dem Krieg. Die "Narben des Balkan", so zitiert er die Autorin, kommen wieder zum Vorschein, aber der Roman bleibt nicht an ihnen hängen, sondern schafft durch Bruchstücke und Schattenbilder einen "besonderen literarischen Raum", dessen Poetik neben der Politik den Kritiker erstaunt und begeistert.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 13.03.2021

Rezensent Norbert Mappes-Niediek hat dieser Roman über zwei ehemalige Freundinnen, die zusammen von Mostar nach Wien reisen, um den verschollenen Bruder der einen wiederzufinden, in seinen Bann gezogen: Über die Unterschiede zwischen den Frauen, die beide in Banja Luka aufgewachsen sind, bis die eine nach Dublin auswanderte, verhandelt das Buch die Unterschiede zwischen Ost und West, erzählt von unterschiedlich gelebter weiblicher Sexualität und unterschiedlichen Identitätsentwürfen, fasst der Kritiker zusammen. Die wilde Lejla bringt die europäisierte Sara dabei dem Rezensenten zufolge an ihre Grenzen und konfrontiert sie mit der Unordnung der Welt, die Sara lange verdrängt hat - eine Unordnung, in der laut Mappes-Niediek "alles wild gedeiht: Hass und Stumpfsinn, aber auch Liebe und Zärtlichkeit".
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