Klaus Kordon

Julians Bruder

Roman (Ab 14 Jahre)
Cover: Julians Bruder
Beltz und Gelberg Verlag, Weinheim 2004
ISBN 9783407809278
Gebunden, 628 Seiten, 18,90 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort des Autors. Julian und Paul fühlen sich wie Brüder - sie sind fast am selben Tag geboren, gehen in dieselbe Klasse und wachsen beide in der Jablonskistraße 53 auf, mitten im Zentrum des Berlins der 20er und 30er Jahre. Doch Julian ist Jude, und als seine Eltern 1942 deportiert werden, muss er untertauchen. Er überlebt die Nazi-Zeit als "U-Boot" bei Nichtjuden, die ihn verstecken. Auch Paul und seine Schwester Bille, die ihren Jule schon lange liebt, sorgen für ihn. Das Ende des Krieges erleben die beiden Freunde untergetaucht in Ruinen, denn der Flakhelfer Paul will nicht noch in den letzten Kriegstagen für seinen Führer fallen.
Als im Frühjahr 1945 endlich die Rote Armee der Sowjetunion die deutsche Reichshauptstadt einnimmt, fühlen sich beide befreit. Der Krieg ist vorbei, die Nazi-Diktatur gestürzt, nun kann ein neues Leben beginnen. Doch für Julian und Paul beginnt stattdessen ein dunkles und bis heute wenig bekanntes Kapitel deutscher Nachkriegsgeschichte: Als sie Bille gegen zwei russische Soldaten verteidigen, werden sie als "Werwölfe" verhaftet und in ein sowjetisches Internierungslager eingewiesen. Das Lager heißt Buchenwald und war bis vor kurzem ein KZ der Nazis. Erst Jahre später wird Paul die Freiheit wiedersehen...

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 25.05.2005

Die Rezensentin Angelika Overath zeigt sich beeindruckt davon, wie es dem Jugendbuchautor Klaus Kordon gelingt, das Thema Nationalsozialismus so aufzubereiten, dass es für Jugendliche, die "traditionellem Unterricht" eher müde gegenüber stehen, interessant wird - und sieht darin vielleicht sogar eine grundsätzliche Stärke des Genres: "Kaum vorstellbare Daten und Fakten der zu lernenden Geschichtseinheiten werden erfahrbar durch das, was ganz normale Menschen tatsächlich erleben mussten." Auch wenn die Geschichte Fiktion ist, ist dieses Buch doch nah an der geschichtlichen Realität. " In den historisch relevanten Zusammenhängen, im ganzen Zeitkolorit aber bleibt der Roman nachprüfbar und verlässlich." Zudem nimmt sich Kordon eines Themas an, das bisher wenig thematisiert wurde: des Konzentrationslagers Buchenwald, das nach den Nazis von den Kommunisten genutzt wurde. Für erwachsene Leser kommt dieses Buch nach Meinung der Rezensentin vielleicht ein wenig zu politisch korrekt daher, für die Zielgruppe funktioniert es aber.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 21.03.2005

Roswitha Budeus-Budde ist von diesem Roman über zwei Berliner Jungen, die NS-Herrschaft, Krieg und russische Gefangenschaft zusammen erleben, beeindruckt und gefesselt. Klaus Kordon geht es in seinem Buch um Fragen nach einer individuellen beziehungsweise kollektiven Schuld und nach Verantwortung, wobei er in drei großen Kapiteln das Schicksal des Juden Julian und seines Freundes Paul erzählt, erklärt die Rezensentin. Der Autor schildert neben seinen beiden Hauptfiguren das gesellschaftliche und familiäre Umfeld der Jungen und obwohl die Personen als "typisch" vorgestellt werden, verlieren sie durch "Dialoge und die fesselnde Handlungsführung" dennoch nicht an Lebendigkeit, lobt Budeus-Budde. Auch ist ihr positiv aufgefallen, wie "spannend" Kordon aus der Perspektive der beiden Jungen zu berichten weiß. Ohne die Leser zu "schonen" erzählt der Autor wie Julians Eltern an den Visumsbestimmungen europäischer und amerikanischer Staaten scheitern, weshalb es ihnen nicht rechtszeitig gelingt, Deutschland zu verlassen. Er schildert "minutiös" den Krieg in Berlin und stellt dem Bombenkrieg der Alliierten das Vorgehen der Wehrmacht im Russlandfeldzug gegenüber, konstatiert die Rezensentin. Kordon "rechnet" die Opfer des Krieges nicht "gegeneinander auf" sondern "bekennt" sich mit seinem Roman "beispielhaft zur Humanität", so die Rezensentin eingenommen.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 19.02.2005

Klaus Kordons Jugendbuch "Julians Bruder" ragt nach Ansicht von Angelika Ohland aus dem Großaufgebot von Publikationen anlässlich des  60. Jahrestags der Befreiung von Auschwitz heraus. In ihrer Besprechung zeigt sie sich sehr berührt von der "herzzerreißende Geschichte einer Freundschaft", die dem täglichen Überlebenskampf standhält. Ohland würdigt den Roman als ein mehr als 600 Seiten umfassendes "Geschichtswerk", das 1933 beginnt und 1945 nicht endet. Denn die Freunde Julian und Paul - Jude der eine, aus sozialdemokratischem Hause der andere - werden nach der Befreiung Berlins durch die Rote Armee wegen Spionageverdachts nach Buchenwald geschickt, das inzwischen als sowjetisches Internierungslager fungiert. Kordons auf vielen Recherchen beruhende Schilderung der Grausamkeiten des Krieges und des Lagerlebens erspare einem nichts. Angesichts des Grauens stellt sich für die Rezensenten die Frage, wie die Freunde Paul und Julian noch mitfühlend und offen für das Gute bleiben konnten.